Gladiatorenkämpfe wie vor 2000 Jahren

Tholey. Ganz gespannt schaut der Junge am Stand mit den Holzschwertern auf Michael Koch. Mit dem nachgeschnitzten Kurzschwert, Gladius genannt, macht er die Abwehrbewegungen eines römischen Soldaten nach. "Ein solches Schwert eignete sich besonders für den schnellen Stoß", erklärt Koch dem Jungen

Tholey. Ganz gespannt schaut der Junge am Stand mit den Holzschwertern auf Michael Koch. Mit dem nachgeschnitzten Kurzschwert, Gladius genannt, macht er die Abwehrbewegungen eines römischen Soldaten nach. "Ein solches Schwert eignete sich besonders für den schnellen Stoß", erklärt Koch dem Jungen. "Dagegen diente dieses keltische Langschwert hauptsächlich für die Hiebe." Kurz danach wechselt die römische Waffe für einen Fünfer seinen Besitzer. Beim Grabungsfest im Wareswald kehrte am Sonntag die alte Zeit der Römer und Kelten für einige Stunden zurück. Es wimmelte von Menschen in historischen Gewändern. Stark umlagert war die römische Probierstube, an der ein Würzwein, Mulsum genannt, ausgeschenkt wurde, die Käsezubereitung Moretum und lucanische Würstchen nach römischem Rezept genossen werden konnten. Das Pistrinum - die römische Bezeichnung für Bäckerei - verkaufte leckere Fladenbrote, Keltenringe und Mostpanis, während der "römische Bäcker" Karl Bosse den Kindern zeigte, wie im rauchenden Feuer Stockbrot gebacken wird. Die Gruppe "Milites bedensis" (Bitburger Soldaten), präsentierte nicht nur soldatische Ausrüstung aus früherer Zeit, sondern auch historische Gebrauchsgegenstände.Kelteranlage nachgebautBesonderes Interesse fand der Nachbau einer römischen Kelteranlage. Ralf Kaspari von der Gruppe "Vigilia Romana Vincriacum" (abgeleitet von dem Dorf Wintrich an der Mosel) erklärte die 50-fache Verkleinerung, die der Piesporter Anlage nachempfunden wurde, aber dort nur 100 Jahre Bestand hatte. "13 Anlagen dieser Art gab es seinerzeit im Moseltal. An jeder waren 80 Arbeiter beschäftigt. Die Trauben wurden mit den Füßen zerstampft", erklärte Kaspari den staunenden Besuchern. Während Frank Schneider aus Saarbrücken an Neros Gipskopf modellierte, erregte der römische Schmuck und die verschiedenen Münzkopien am Nebentisch besondere Aufmerksamkeit. In einer Schale lagen auch Denare, jene Silberlinge, mit denen Judas vor 2000 Jahren Jesus verraten haben soll. "30 Silberlinge waren damals ungeheuer viel Geld", erklärtedie "Römerin" hinter dem Tisch. Der "römische Medicus" zeigte medizinische Bestecke, Öle und Salben aus alter Zeit. Das ausgefallenste Exponat war das Schwammstöckchen, das von den Menschen benutzt wurde, bevor es das Toilettenpapier gab. Die Arena, in der die Gladiatoren kämpften, war mit Strohballen eingezäunt. Bei jeder Vorführung, die an die berufsmäßigen Fechter in römischer Zeit erinnerte, waren über 100 Zuschauer anwesend. Vor 2000 Jahren ging es noch um Leben und Tod, am Sonntag aber nur noch um den Showeffekt. Jeder Führung durch die Ausgrabungen des römischen Vicus schlossen sich 30 Gäste an. Am Vormittag hatte der St. Wendeler Landrat Udo Recktenwald eine Infotafel enthüllt und das Grabungsfest eröffnet. Die Tafel informiert die Besucher, was hier zu sehen ist. Der Archäologe Klaus-Peter Henz, Grabungschef im Wareswald, freute sich über die hohe Besucherzahl. An der Tempelanlage, die ein Stück weit vom Vicus entfernt liegt, wird, so seine Information, noch in diesem Monat weitergegraben. Zu dem Tempel führen jetzt zwei mit Rindenmulch ausgelegte Waldwege. gtr

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