Ewige Streitereien Gipfeltreffen soll der Saar-Linken ein bisschen Frieden bringen

Saarbrücken · Eine Gruppe von Kommunalpolitikern drängt Oskar Lafontaine und Thomas Lutze zur Aussprache. Nur so könne die Partei schnell befriedet werden.

 Jürgen Trenz bezeichnet seinen Vorschlag als „alternativlos“.

Jürgen Trenz bezeichnet seinen Vorschlag als „alternativlos“.

Foto: Pasquale D'Angiolillo;Lilienstra/Pasquale D'Angiolillo

Nach monatelangen Querelen wächst an der Basis der Saar-Linken die Ungeduld. Eine Gruppe von Kommunalpolitikern um den Fraktionschef im Regionalverband Saarbrücken, Jürgen Trenz (66), fordert eine Aussprache der Kontrahenten Thomas Lutze und Oskar Lafontaine, um den Landesverband zu befrieden. „Dieser Weg ist alternativlos“, sagte Trenz. Die Streitereien seien „unerträglich und Kindergarten pur“, die Basis habe kein Verständnis mehr dafür.

Trenz sieht sich mit seinen Mitstreitern als Sprachrohr der „schweigenden Mehrheit“ in der Saar-Linken. Das „Gipfeltreffen“, wie Trenz die Aussprache bezeichnet, müsse kurzfristig stattfinden, damit der vakante Landesvorsitz im November mit einer Integrationsfigur besetzt werden könne. Wenn selbst Donald Trump und Kim Jong-Un zu einem Gipfeltreffen bereit seien, müsse dies im Saarland „bei Rostwurst, Schwenker, Bier und einem guten Wein“ doch auch möglich sein, sagte Trenz. Der Ruheständler und Ex-SPD-Mann ist in Friedrichsthal an der landesweit einzigen rot-roten Koalition beteiligt und war auch mal Präsident von Borussia Neunkirchen.

Unterstützt wird er von der Fraktionschefin im Saarbrücker Stadtrat, Claudia Kohde-Kilsch, dem Saarbrücker Linken-Geschäftsführer Peter Buwen, der Fraktionsvorsitzenden im Sulzbacher Stadtrat, Monique Broquard, und Landesvorstandsmitglied Vera Geißinger. Zudem von Albrecht Stuby, dem früheren Leiter des Saarbrücker Filmhauses. „Ich sehe die Auseinandersetzungen mit Schrecken“, sagte Stuby, ein Weggefährte Lafontaines, der als SPD-Mitglied nun für ein bisschen Frieden in der Linkspartei kämpft. Kohde-Kilsch forderte: „Irgendwann muss wirklich mal Schluss sein.“ Buwen: „Wir müssen uns nicht alle mögen, aber wir sollten in der Lage sein, professionell zusammenzuarbeiten.“

Bei einem Gespräch mit der SZ bestritt die Gruppe zunächst, dass es in der Saar-Linken Lager gebe, dies wurde quasi als Erfindung der Presse abgetan. Allerdings wurde eingeräumt, es existierten unterschiedliche „Gruppierungen“. Wobei sich die Trenz-Gruppe keiner dieser Gruppierungen zugehörig fühlt. Kohde-Kilsch, die nach einem Zerwürfnis mit Lafontaine nicht mehr für die Linken-Landtagsfraktion arbeitet, sagte: „Ich bin mein eigenes Lager.“

In der Auseinandersetzung um angebliche Manipulationen der Mitgliederliste weist die Gruppe die Vorwürfe der Lutze-Gegner zurück: „In jedem Hasenzuchtverein karre ich Leute an, wenn ich Mehrheiten haben will“, sagte Trenz. Für die Zustände in der Partei machte er auch frühere Landeschefin Astrid Schramm verantwortlich.

Kohde-Kilsch äußerte sich auch kritisch zu Lafontaine: Obwohl sie ihn auf Fehlentwicklungen im persönlichen Umgang innerhalb der Partei aufmerksam gemacht habe, habe Lafontaine nie ein Machtwort gesprochen. „Er hätte die Power gehabt. Aber er hat nicht eingegriffen.“ Auch stößt der Umgang der Landtagsfraktion mit Dagmar Ensch-Engel, die nun die Fraktion verlassen hat, auf Unverständnis. Dass man sie abwählen wollte, sei „völlig unnötig“ gewesen, so Trenz.

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