Gewerkschaftsboss haut mächtig auf den Putz

Bosen. Kaum einer der Gewerkschafter konnte ihn sehen, jedoch war er nicht zu überhören. Der Bundeschef der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), Michael Vassiliadis, saß neben der Bühne hinter einem Schlagzeug und bearbeitete die Felle. Wie einer, der sich warm läuft

 IG BCE-Bundesvorsitzender Michael Vassiliadis heizt seinem Gewerkschaftsnachwuchs in Bosen mächtig ein. Foto: B&K

IG BCE-Bundesvorsitzender Michael Vassiliadis heizt seinem Gewerkschaftsnachwuchs in Bosen mächtig ein. Foto: B&K

Bosen. Kaum einer der Gewerkschafter konnte ihn sehen, jedoch war er nicht zu überhören. Der Bundeschef der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), Michael Vassiliadis, saß neben der Bühne hinter einem Schlagzeug und bearbeitete die Felle. Wie einer, der sich warm läuft.Einen Tick später folgte sein verbales Solo hinter dem Mikrofon: "Politische Jugendarbeit in der Gewerkschaft ist die Zukunft die wir brauchen", schwor er rund 400 Zuhörer ein. Seine Aufforderung in Richtung der Bundespolitik, "etwas zu tun und nicht nur reden", kam genauso glasklar rüber wie vorher seine Schläge auf die Trommelbecken. Die Gewerkschaft habe die Unternehmen dazu gezwungen, junge Leute nach ihrer Ausbildung zu übernehmen. "Denn wer keine Ausbildung hat, der hat in der Gesellschaft keine Chance mehr", brachte es Vassiliadis rüber.

Und außerdem: Bei einer ordentlichen Ausbildung könne doch von Facharbeitermangel keine Rede mehr sein. Die Unternehmen müssten Übernahme und das Ende des Facharbeitermangels im Eigeninteresse wahrnehmen.

Vassiliadis sprach sich weiter für einen Sozialstaat aus, der in seine Menschen investiert. Die Finanz- und Schuldenkrise werde noch dieser und der nächsten Generation auf der Schulter lasten. "Es dürfen die Investitionen nicht ausbleiben. Nur mit Sparen kann man keine Zukunft gestalten", zeigte sich der Gewerkschaftsboss überzeugt.

Doch wie sind eigentlich die Perspektiven für eine junge Generation mit enormen Staatsschulden? Diese Frage gab Moderator Michael Panteleit an die vier Repräsentanten der parteilichen Nachwuchsorganisationen während der anschließenden Podiumsdiskussion weiter. "Die Schuldenlast muss reduziert werden, aber generationengerecht", forderte der stellvertretende Landesvorsitzende der Jungen Union (JU, CDU), Valentin Holzer. Für Katharina Oerder von den Jungsozialisten (Jusos, SPD) müsse ein neues Steuerkonzept her. "Um die Einnahmen zu erhöhen, muss die Spitzensteuer erhöht werden." Jens Parker, Grüne Jugend (Bündnis 90/Die Grünen), sah dies ähnlich: "Wo auf der einen Seite Schulden sind, ist auf der anderen Seite auch Vermögen." Das Land habe demzufolge eine Vermögenskrise. Unsere Gesellschaft drifte immer weiter auseinander.

Um die Energiewende voranzutreiben, zeigte sich Lasse Becker, Junge Liberale (Julis, FDP), überzeugt, "dass in der Übergangszeit neue moderne Kohlekraftwerke gebaut werden sollen".

Heiß diskutiert wurde, wie Ausbeutung durch Leiharbeit gestoppt werden kann. Holzer schlug vor, Regeln zu finden, damit es erst gar nicht zum Missbrauch kommt. Oerder kritisierte in dieser Frage ihre eigene Partei: "Dass die Leiharbeit ein guter Einstieg in eine reguläre Beschäftigung ist, war ein Trugschluss der SPD." Für Becker stellte sich die Lage prekär dar: "Leiharbeit ist die gleiche Arbeit, wie dies die Stammarbeiter tun. Wäre der Arbeitsmarkt durchlässiger, hätten wir mehr reguläre Beschäftigungen." Er forderte deshalb, den Arbeitsmarkt zu flexibilisieren.

Flexibler ist das Bundesjugendtreffen der IG BCE allemal. Denn am Abend ging's dann lockerer zu, kamen Akteure der Comedy-Szene zu Wort. Die Party der Gewerkschafter dauert bis Sonntag. > Seite B 2: Weiterer Bericht

"Wer keine Ausbildung hat, der hat in der Gesellschaft keine Chance mehr."

IG BCE-Bundeschef Michael Vassiliadis

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