Regionaler Leitartikel Gesundheitsmanagement noch immer ein Stiefkind

Saarbrücken · Wie schon der „Psychoreport Saarland 2022“ der DAK belegt jetzt auch der neue „Barmer-Gesundheitsreport 2021“, dass im Saarland inzwischen mehr Menschen wegen psychischer Probleme krankgeschrieben werden als wegen Muskel-Skelett-Erkrankungen.

Im Bundesdurchschnitt ist es umgekehrt. Die Barmer hat für ihren Report die Krankschreibungen in 26 Berufsgruppen näher betrachtet, in denen gut die Hälfte aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten arbeiten. Besonders stark von psychischen Krankheiten sind im Saarland Altenpfleger und Erzieher in Kitas betroffen. Im Vergleich zu 2019 war das Saarland 2020 das einzige Bundesland in Deutschland, in dem die Fehlzeiten angestiegen sind. Überall sonst haben wahrscheinlich Corona-Lockdown und andere Schutzmaßnahmen zu weniger Krankschreibungen geführt. Vor allem die starke Zunahme an psychischen und Verhaltens-Störungen hat im Saarland die Tage von Arbeitsunfähigkeit in die Höhe getrieben: je 100 Versicherte auf 471 Tage. Beschäftigte mit psychischen Erkrankungen fallen besonders lange aus. Jeder betroffene Patient ist im Schnitt im Jahr 51 Tage lang krankgeschrieben. Bei Muskel-Skelett-Beschwerden sind es 24 Tage. Als Auslöser für psychische Erkrankungen nennen Fachleute vor allem den immer größeren Stress, dem viele Beschäftigte im Beruf ausgesetzt sind. Die Analyse der Barmer hat ergeben, dass rund 90 Prozent der Kita-Betreuer Frauen sind. Rund 60 Prozent arbeiten in Teilzeit. Rätselhaft bleiben die besonders hohen Zahlen im Saarland. Es deutet einiges daraufhin, dass Arbeitgeber und Vorgesetzte die hohen psychischen und körperlichen Belastungen der Beschäftigten nicht wahrnehmen wollen. Hektik kommt bei den Führungskräften erst auf, wenn sich die Krankschreibungen und Fehltage häufen. Nicht nur die Barmer fordert mehr Anstrengungen beim betrieblichen Gesundheitsmanagement. Völlig zurecht!

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