Gesundes Essen soll Jugendtreff retten

Saarbrücken. Manchmal dreht sich Martin Bauer schon vom Zusehen fast der Magen um. Bauer ist Leiter des katholischen Jugendtreffs Café Exodus neben der Johanneskirche und beobachtet mit Grausen, was sich Jugendliche zum Mittagessen zumuten

 Luise Becker hat auch mit Tütenpacken Spenden im Globus gesammelt. Foto: Martin Bauer

Luise Becker hat auch mit Tütenpacken Spenden im Globus gesammelt. Foto: Martin Bauer

Saarbrücken. Manchmal dreht sich Martin Bauer schon vom Zusehen fast der Magen um. Bauer ist Leiter des katholischen Jugendtreffs Café Exodus neben der Johanneskirche und beobachtet mit Grausen, was sich Jugendliche zum Mittagessen zumuten. "Stark gewürzte Nudelgerichte, chinesisches Fast Food, Pizza, Döner, Burger - die Verdrängung des klassischen Pausenbrotes, des häuslichen Mittag- beziehungsweise Abendessens nimmt in erschreckendem Maße zu", sagt er. Auch wenn die Jugendlichen das freiwillig tun, sollte man sich Sorgen machen, meint Martin Bauer. "Welche Geschmacksverstärker den einzelnen Produkten zugemischt sind, lässt sich nur ansatzweise erahnen. Ein weiterer gravierender Nachteil ist die Einseitigkeit der Ernährung, die oft arm an Vitaminen und Nährstoffen ist. Meist gibt es Lieblingsspeisen, die dann täglich oder sehr häufig in der Woche konsumiert werden", warnt er.Bei mahnenden Worten will es der Exodus-Chef nicht belassen. Er weiß: Die kommen bei den Jugendlichen eh nicht an. Statt gesundes Essen zu predigen will das Exodus-Team lieber ein- bis zweimal in der Woche gesundes Essen kochen. So sollen die jungen Leute merken, dass gesundes Essen gut schmeckt und nicht teuer sein muss. Ganz nebenbei sollen sie lernen, was im Essen drin ist und warum es auch wichtig ist, sich abwechslungsreich zu ernähren.Ganz nebenbei hilft sich das Exodus mit dieser Aktion selbst. Zum Ende des Jahres will das Bistum Trier den Jugendtreff nämlich schließen (die SZ berichtete). Mit der neuen Aktion wolle man das Bistum dazu bewegen, diese Entscheidung zu überdenken. Denn das Exodus geht damit nicht nur neue Wege, es bekommt dafür auch Lob und Geld vom saarländischen Ministerium für Gesundheit und Verbraucherschutz. Das Ministerium fördert das Projekt von September bis Ende des Jahres mit 2950 Euro.Für den Staatssekretär im Gesundheitsministerium Sebastian Pini (FDP) geht das, was das Exodus vorhat, über die Essensversorgung für ein paar Dutzend Jugendliche hinaus. "Dieses Projekt ist innovativ und richtungweisend auch für andere pädagogische Konzepte der außerschulischen Jugendarbeit im Bereich der Gesundheitsförderung", sagt er. Was ihm imponiere sei auch, dass "die Jugendlichen mit einem hohen Maß an Eigenverantwortlichkeit bei der Sache sind". Das zeigten die betroffenen jungen Leute aus dem Exodus-Team nicht nur mit dem Kochprojekt. Um Geld für die Rettung ihres Cafés zusammenzubekommen, haben sie am vergangenen Samstag im Globus Güdingen Kunden geholfen, Ware einzupacken. Die Kunden konnten dafür etwas spenden. So kamen 1920 Euro zusammen. "Die Verdrängung des Pausenbrotes, des Mittag- und Abendessens nimmt in erschreckendem Maße zu."Martin Bauer, Leiter des Café Exodus

Auf einen BlickMit einem Kochduell zwischen Gesundheits-Staatssekretär Sebastian Pini und dem Koch des Restaurants Gemmel, Gaetano Giordano, wird das Exodus-Gesundheitsprojekt am Freitag, 19 Uhr, im Jugendcafé, Johannisstraße 7, gestartet. Info: Tel. (06 81) 37 14 16 ols

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