"Gespräch bringt mehr als ein Windelsack"

Kirkel. In der Gemeindekasse sei nicht genügend Geld, um alle Dinge zu verwirklichen, die man sich wünsche, betonte gestern der Kirkeler Bürgermeister Frank John (SPD). Dazu gehöre auch der Windelsack - eine Idee, die ursprünglich als freundliches Begrüßungsgeschenk an alle jungen Kirkeler Eltern von der CDU-Fraktion entworfen worden war

Kirkel. In der Gemeindekasse sei nicht genügend Geld, um alle Dinge zu verwirklichen, die man sich wünsche, betonte gestern der Kirkeler Bürgermeister Frank John (SPD). Dazu gehöre auch der Windelsack - eine Idee, die ursprünglich als freundliches Begrüßungsgeschenk an alle jungen Kirkeler Eltern von der CDU-Fraktion entworfen worden war. Zusammen mit dem kommunalen Entsorgungsverband EVS war diese kostenlose Windelentsorgung zunächst als zweijähriges Pilotprojekt gelaufen, für das die Gemeinde nichts hatte bezahlen müssen - Eltern wiesen lediglich den Geburtsschein vor und bekamen automatisch ein Bündel Müllsäcke ausgehändigt. Das Projekt läuft nun aber aus, und der Gemeinderat stand vor dem Problem: weitermachen auf eigene Rechnung, beenden oder begrenzt weiterlaufen lassen? Die SPD-Fraktion einigte sich nun darauf, aus dem Begrüßungsgeschenk ein soziales Projekt zu machen: "Die Entlastung bei den Müllgebühren soll künftig nur noch denjenigen zugute kommen, die es auch brauchen", betonte der Sozialbeigeordnete Walter Nägle gestern anlässlich einer Pressekonferenz, bei der auch Wolfgang Steiner vom Sozialamt und Fachbereichsleiter Udo Reis zugegen waren. Die Gemeinde könne es sich nicht leisten, rund 65 000 Euro pro Jahr allein für Kirkeler Baby-Windeln auszugeben. Außerdem bestand schon seit langem der SPD-Wunsch, auch die Windel-Entsorgung für inkontinente ältere Menschen miteinzubeziehen. "Deshalb haben wir beschlossen, diese finanzielle Unterstützung bei der Windel-Entsorgung nur noch Empfängern von Sozialleistungen zukommen zu lassen", so Nägle. In diesem Fall, so schätzt Udo Reis, schrumpfe der Personenkreis nur noch auf rund 35 subventionierte Tonnen für Babies und Inkontinente, was maximal Kosten von 6000 Euro pro Jahr verursache. Diese Rechnung ist durchaus kompliziert, zumal jetzt keine Säcke mehr verteilt werden, sondern das Volumen der herkömmlichen Mülltonne entsprechend vergrößert wird. Die dadurch anfallenden Mehrkosten übernimmt also künftig die Gemeinde - sofern man zu den Betroffenen gehört. Damit hat Kirkel zwar eine kinderfreundliche Attraktion weniger, will aber deshalb noch lange keine Abstriche an seinem Image als attraktive Familiengemeinde machen: "Wir haben ein Super-Betreuungsangebot, für das die Gemeinde tief in die Tasche greift", betont Bürgermeister John, "wir haben fünf bestens ausgestattete Kindergärten, noch dazu mit Französisch-Frühförderung". Allein diese freiwillige Leistung schlage mit 70 000 Euro im Jahr zu Buche. Hinzu kämen über 40 Krippenplätze, die auf rund 50 aufgestockt werden sollen. Allein 200 000 Euro pro Jahr schieße die Gemeinde an Sachkosten an die Kindergärten zu, deren Träger die Kirchen sind. Ganz wichtig, so betonte Wolfgang Steiner, sei vor allem der persönliche Besuch der Jugendpflegerin bei allen jungen Eltern oder Müttern. Sie überbringe Hilfsangebote, Begrüßungs-Broschüren und kümmere sich verstärkt um allein erziehende Mütter, sofern diese Hilfe benötigten. Diese Besuche gehörten zum Netzwerk "Frühe Hilfen", erklärte Walter Nägle. Er findet, dass das persönliche Gespräch und der Kontakt der Gemeinde zu den jungen Eltern oder Müttern "nachhaltiger und zielführender" sei als ein kostenloser Windelsack.

Auf einen BlickWer ein Kleinkind hat oder inkontinent ist und dazu Sozialleistungen empfängt, kann ab sofort bei der Gemeinde Kirkel einen Müllkosten-Zuschuss für die anfallenden Windeln beantragen, sofern dadurch ein größeres Müllgefäß notwendig wird. Zuständig für die Entgegennahme des Antrags ist das Sozialbüro der Gemeindeverwaltung in der Hauptstraße 10 in Limbach, im Erdgeschoss, Zimmer 5.Telefonisch ist das Sozialbüro erreichbar unter: (06841) 80 98 15.

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