Geschubst, gefallen, gefeiert

St. Wendel. Zwei Tage nach dem großen Triumph stand schon wieder der Alltag an. Und der heißt für Sascha Weber: Berufsschule. Am Samstag noch WM-Luft, jetzt wieder Klassenzimmer. Doch ohnehin kann der St. Wendeler Rad-Sportler seinen jüngsten Erfolg noch gar nicht ganz fassen. "Ich bin einfach überwältigt", sagt Weber

St. Wendel. Zwei Tage nach dem großen Triumph stand schon wieder der Alltag an. Und der heißt für Sascha Weber: Berufsschule. Am Samstag noch WM-Luft, jetzt wieder Klassenzimmer. Doch ohnehin kann der St. Wendeler Rad-Sportler seinen jüngsten Erfolg noch gar nicht ganz fassen. "Ich bin einfach überwältigt", sagt Weber. Bei der Radcross-WM war er am Samstag im holländischen Hoogerheide Fünfter geworden. Viel besser als gedacht. "Fünftbester Nachwuchsfahrer auf der Welt zu sein, das ist etwas Besonderes", freut sich der Querfeldeinfahrer über den bislang größten Erfolg seiner Karriere. Dabei lief das Rennen aus Sicht von Weber alles andere als optimal. "Das ging schon am Start los", erzählt der deutsche U23-Meister, der weit vorne im Starterfeld stand, "um gut wegzukommen und nicht schon am Anfang meine Körner verschießen zu müssen." So weit die Theorie. Die Praxis: "Ich bekam von hinten einen Schubs und kam mit den Schuhen nicht in die Pedale. Dadurch bin ich etwa als 30. ins Rennen gegangen." Voll am LimitUnd die besagten Körner, die er sich eigentlich aufsparen wollte, musste er in die Aufholjagd schießen. "Ich bin voll ans Limit gegangen, immer so 130 Prozent, und habe bei den Abfahrten alles riskiert." Nach fulminanter Aufholjagd wieder in der Spitzengruppe angekommen, musste Weber den nächste Rückschlag verdauen: "Ich bekam von einem Franzosen einen Stoß und lag plötzlich im Absperrgitter." Glücklicherweise hatte sein Rad keinen Schaden genommen, und er selbst war nur leicht lädiert: "Ein paar Schürfwunden, so das Übliche halt", erzählt der 20-Jährige, der für seine Schmerzfreiheit ebenso bekannt ist wie für sein unbändiges Kämpferherz. Während Weber sich nach seinem Sturz also wieder nach vorne biss, war der große Favorit und spätere Sieger Philipp Walsleben an der Spitze auf und davon. Nun kam die Renntaktik, die Bundestrainer Patrick Moster ausgeknobelt hatte, zum Tragen: "Ich war in der Verfolgergruppe vorne." Von den Kraftreserven her hätte Weber zwar mitgehen können, "aber ich konnte ja nicht die Lücke zu meinem Teamkollegen zufahren. Das hätte Ärger gegeben". Schließlich die letzte Runde, "und da habe ich noch einmal alles gegeben". Bei der Einfahrt auf die Zielgerade war er noch Achter, dann zog Weber einen unwiderstehlichen Sprint an - mit dem bekannten Endergebnis. Kunibert Bock, Webers persönlicher Betreuer und einer der frühesten Förderer, sagt: "Ich war ganz nah am Herzinfarkt. Das war ein großartiges Rennen von Sascha. Wenn das Ziel noch ein paar Meter weiter weg gewesen wäre, Sascha wäre Zweiter geworden." Blick geht zur WM 2011Webers letzte Runde vor 25 000 Zuschauern war die schnellste des ganzen Rennens. "Drei Sekunden haben mir gefehlt, das ist ja nicht viel. Aber das Rennen endet nun mal auf dem Zielstrich", zuckt Weber mit den Schultern.Webers Blick geht nun Richtung Cross-WM 2011 in St. Wendel. "Ich hatte 2006 ja schon mal einen ähnlichen Erfolg bei den Junioren. Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich damals nicht das Optimale daraus gemacht habe", sagt er. " Das wird mir nicht wieder passieren. Ich habe aus meinen Fehlern gelernt."

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