Geschichten mit Humor und Tiefgang
Merchweiler · Spannend und humorvoll gab Franz-Rudolf Woll Einblick in eine fremde Kultur. Der Autor hatte seine beiden Afrika-Aufenthalte literarisch verarbeitet. Zudem gab es Kostproben aus seinem aktuellen Buch „Nicht alltäglich“.
1976 war ein Flug noch ein echtes Abenteuer. So sei der Gedanke, sich an einem Großflughafen zurechtfinden zu müssen, für ihn als junger Mann fast noch aufregender gewesen, als der, bald Afrika zu sehen, erinnerte sich Franz-Rudolf Woll. Im Katholischen Vereinshaus in Merchweiler las er am Sonntagvormittag aus seinen beiden neuesten Büchern. "Habari Gani Tansania" handelt von zwei Aufenthalten Wolls in Afrika, 1976 und 2005, sowie von den Veränderungen, die er dabei feststellen konnte. Dorthin geführt hatte den gebürtigen Merchweiler sein Medizinstudium, das er einem Studium der katholischen Theologie anschlossen hatte. Als ihm der Bericht einer Benediktinerin über ihre Arbeit als Chirurgin in Tansania in die Hände fiel, stand sein Plan fest: In diesem Krankenhaus wollte er auch helfen.
Wunderbar selbstironisch berichtete der Autor von den völlig fremden Verhältnissen, die ihm und einen Kollegen bald nach der gemeinsamen Ankunft erst einmal einen Dämpfer versetzten: Was die jungen Mediziner drauf hatten, wurde hier kaum gebraucht - was gebraucht wurde, kannten sie nur vom Hörensagen.
Kloster im Wohnhaus
Doch die "zwei weißen Hammel inmitten einer dunklen Herde" - abgesehen von den Benediktinern -, lernten, sich in Afrika zurechtzufinden und erlebten mal lustige, mal tiefsinnige Geschichten, die Woll den Zuhörern fesselnd zu schildern verstand. So erfuhren diese von einem Kloster in einem ganz normalen Wohnhaus, einem Flug mit Hühnern und Ziegen an Bord, der aufgehenden afrikanischen Sonne, bunt gekleideten, singenden Menschen und vielem mehr.
Die Geschichten aus Wolls drittem Buch "Nicht alltäglich" kamen nicht weniger gut an, wenngleich sie mit seiner Arbeit und exotischen Reisen nicht viel zu tun haben. "Es handelt sich um erlebte, gehörte und erfundene Geschichten", erläuterte der Autor und las unter anderem die einer wundersamen Auferstehung eines tot geglaubten Kaninchens sowie die eines weihnachtlichen Festschmauses im Gourmettempel. Leseprobe aus letzterem: "Haben Sie Pommes mit Mayo?" fragte mein Sohn. Schrecken erfasste den Ober, ein Schauer durchlief seinen Körper. Trotzdem wurde der Wunsch des kleinen Gastes erfüllt. Dem schmeckte dann der Entenbraten des Vaters so gut, dass diesem letztlich nur die Pommes blieben . . .
"Wolls Erzählungen sind einerseits humorvoll, haben andererseits aber auch Tiefgang. Das ist es, was ich an ihm so schätze", sagte der Leiter der VHS Merchweiler, Erich Bick. Zwischen den Geschichten erntete Jens Pörschmann kräftigen Applaus für seine Gitarrenmusik.