Lernen kann Spaß machen Geschichte soll für Jugend begreifbar werden

Saarbrücken · Das Historische Museum lässt Kinder im Museumsbus kostenlos nach Saarbrücken fahren und schenkt ihnen den Eintrittspreis.

„Geschichte kommt ja schließlich auch von Geschichten“, sagt der Mann im Ritterkostüm. Und Geschichten hat er heute einige zu erzählen. Heute schlüpft er in die Rolle des Grafen Johann I. von Saarbrücken, der dem jungen Nachwuchs seinen Wohnsitz zeigt. Zumindest war es mal sein Wohnsitz. Aber das ist lange, lange her. Damals, als diese unterirdischen Mauern noch Teil einer großen Burg und noch nicht Teil eines historischen Museums waren.

Der Mann im Kostüm ist Dirk Walter, ein freier Mitarbeiter dieses historischen Museums in Saarbrücken. Hauptberuflich ist er mittlerweile Schauspieler bei Krimi-Dinnern, für das Museum forscht er außerdem zum Thema Mittelalter.

Dass er für eine Führung mit Kindern in ein Ritterkostüm schlüpft, ist daher nicht unüblich für ihn, manchmal verkleidet er sich sogar bei Führungen mit Erwachsenen als Ritter.

Trotzdem ist die heutige Führung mit den 20 Kindern der Kita Regenbogen Differten etwas Besonderes. Denn diese Gruppe ist die erste, die mit dem neuen Museumsbus des Historischen Museums zur Führung angereist ist. Der neue Bus, gestellt von der Saarbahn GmbH, steht direkt vorm Museum, bunt bedruckt – mit dem Slogan „Die Vergangenheit ist bunt! Wir zeigen alle Farben“ auf einer Seite. Bis Ende September des kommenden Jahres wird der Bus an 41 Terminen durch das Saarland fahren, mittwochs zwischen 9 Uhr und 12.30 Uhr, um Kindergartengruppen und Schulklassen kostenlos ins Museum und wieder zurück zu bringen.

Der Eintritt für die Gruppen ist dabei ebenfalls kostenfrei. Nur der Preis für die Führung muss getragen werden. Die Resonanz jedenfalls ist riesig, erzählt Museumsdirektor Simon Matzerath. „Wir sind schon bis über Weihnachten hinaus ausgebucht, und das bevor wir überhaupt angefangen haben, Werbung dafür zu machen.“ Eine saarländische Schule will das Angebot sogar mit allen Klassen nutzen. „Das wird noch eine logistische Herausforderung“, sagt er.

Die Motivation hinter dem Projekt war eine ganz einfache. Nämlich dem Nachwuchs in Kindergärten und Schulen die saarländische Landesgeschichte näherzubringen. Und auch die deutsche Erinnerungskultur zu stärken, durch die Ausstellungen zum Nationalsozialismus mit der Gestapozelle.

Es geht schlichtweg darum, den Nachwuchs mit der Vergangenheit zu konfrontieren, um mit dem Blick aus der Vergangenheit raus in die Zukunft zu schauen, sagt Simon Matzerath und erklärt: „Denn ohne eine solide historische Grundausbildung wird man nicht in der Lage sein, die Aufgaben der Gegenwart zu verstehen.“

Und das erreicht man am besten dadurch, indem man Geschichte für Kinder direkt greifbar macht. Ob beim Anheben einer Kanone unter ritterlicher Aufsicht von Dirk Walter, beim Anfassen seiner Ritterrüstung, beim Anprobieren eines Ritterhelms oder beim Gang durch alte unterirdische Festungsgewölbe.

Hier können Kinder die Geschichte als etwas Materielles begreifen, das direkt vor der Haustür liegt, und nicht als ein abstraktes Konstrukt, das irgendwo in Bibliotheken schlummert. „Wir wollen einfach die Scheu vorm Museum abbauen und das Ganze anders, einfacher begreifbar machen“, sagt der 50-jährige Matzerath.

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