Geschichte des Naturfreundehauses

Kirkel. Dem Naturfreundehaus in Kirkel wird mit einer Ausstellung eine späte Ehre zuteil. Kein Wunder, es ist ja nicht irgendeine Ausflugsgaststätte. Das Naturfreundehaus, das 1928 erbaut wurde, ist nach wie vor so etwas wie eine Institution im Saarland

 Die Fassade wurde nach dem Krieg etwas verändert. Hier mit der Pächterin Gisela Dietzen.

Die Fassade wurde nach dem Krieg etwas verändert. Hier mit der Pächterin Gisela Dietzen.

Kirkel. Dem Naturfreundehaus in Kirkel wird mit einer Ausstellung eine späte Ehre zuteil. Kein Wunder, es ist ja nicht irgendeine Ausflugsgaststätte. Das Naturfreundehaus, das 1928 erbaut wurde, ist nach wie vor so etwas wie eine Institution im Saarland. Vermutlich habe hier sogar schon Erich Honecker als Schalmeien-Bub musiziert oder das Dach mitgedeckt - so jedenfalls lautet ein immer wieder gerne zitierter Spruch in Kirkel.Keine Frage, das Naturfreundehaus war über Jahrzehnte ein beliebter Treffpunkt für Wanderer. Allerdings sank seine Beliebtheit in den vergangenen 15 Jahren deutlich, was mit den "oftmals nicht gerade idealen Pächtern" zusammenhing, wie die Landesvorsitzende der Naturfreunde Saarland, Monique Broquard, einmal gegenüber unserer Zeitung geäußert hatte.

2006 stand das Haus schließlich zum Verkauf, weil die Naturfreunde die Kosten für die gesetzlich vorgeschriebenen Brandschutzvorkehrungen nicht aufbringen konnten. Doch vor zwei Jahren hatten es die Naturfreunde mit Hilfe von Sponsoren am Ende doch noch geschafft: Das Traditionshaus konnte in ihrem Besitz bleiben.

Seitdem kann man wieder dort übernachten. Allerdings wurde keine Luxussanierung vorgenommen, das heißt, man findet nach wie vor die Waschräume und Toiletten auf dem Flur vor, außerdem blieb es bei 32 Betten. Steigender Beliebtheit erfreut sich das Haus wieder bei Wanderern, die hier auf Bestellung eine kräftige Erbsensuppe bekommen.

Unter der Leitung des Adolf-Bender-Zentrums St. Wendel haben Jugendliche der Erweiterten Realschule Kirkel nun eine Ausstellung über die Geschichte des Naturfreundehauses Kirkel erarbeitet.

Ein Teil dieses Ausstellungsprojektes wird am 13. Januar um 17 Uhr im Kirkeler Rathaus öffentlich präsentiert. Bis zum 3. Februar kann man sich die Ausstellung ansehen. Unterstützt wurde das Projekt durch die Gemeinde Kirkel, den Saarpfalzkreis, das Bundesprogramm "Vielfalt tut gut", durch Saartoto und den Förderverein Naturfreundehaus Kirkel.

"Neben dem Rechtsschutzsaal in Bildstock und dem Haus der Arbeiterwohlfahrt in Saarbrücken ist das 1928 eingeweihte Naturfreundehaus in Kirkel das einzig erhaltene Gebäude, das als Kulturdenkmal noch heute sowohl an die Geschichte der saarländischen Arbeiterbewegung als auch an den antifaschistischen Widerstand im Saargebiet zwischen 1933 und 1935 erinnert", heißt es in der Ausstellungsankündigung.

Anliegen dieses Ausstellungsprojektes sei es, vor allem junge Leute für eine thematische Auseinandersetzung mit der Regionalgeschichte zu gewinnen, betont das Adolf-Bender-Zentrum. Günstigerweise liege das Haus um die Ecke der Erweiterten Realschule und liefere damit Anschauungsunterricht vor Ort. Die Informationstafeln der Ausstellung spiegeln die Gründungsidee, den Bau und die Bedeutung des Naturfreundehauses für die Arbeiterbewegung wider.

Dokumente erinnern auch an die spätere Enteignung und Zweckentfremdung des Gebäudes durch die Nationalsozialisten - und schließlich an die Rückgabe an die Naturfreunde nach dem Krieg. So wird Zeitgeschehen auch durch die Verknüpfung mit der Geschichte eines Verbandes und eines Gebäudes lebendig. "Das Natur-

freundehaus wurde 1928 eingeweiht."

Aus der Ausstellungs-

ankündigung

Auf einen Blick

 Das Naturfreundehaus wird 1928 feierlich eingeweiht. Die Arbeiter waren stolz auf ihre Eigenleistung. Fotos: Gemeinde Kirkel/Dietzen

Das Naturfreundehaus wird 1928 feierlich eingeweiht. Die Arbeiter waren stolz auf ihre Eigenleistung. Fotos: Gemeinde Kirkel/Dietzen

Gegründet wurden die Naturfreunde 1895 von Wiener Sozialdemokraten, die die Arbeiter zum Wandern in die Natur aufriefen. Im Saarland entstanden die ersten Ortsgruppen ab 1912. 1926 wurde der Grundstein für das erste Naturfreundehaus in Kirkel gelegt. 1935 wurden die Naturfreunde verboten. Nach 1945 gewann der wieder gegründete Landesverband das Naturfreundehaus in Kirkel zurück. Die Naturfreunde besitzen im Saarland zwölf Häuser. Zur Ausstellungseröffnung am 13. Januar um 17 Uhr im Rathaus Kirkel laden die Jugendlichen der Projektgruppe sowie Bürgermeister Frank John alle Bürger ein. red

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