Gepflegte Häuser mit Garten prägen "Kaltnaggisch"

Die Saarbrücker Zeitung bat zum Fototermin und 36 Herrensohrer folgten. Bei der Aktion "Unser Ort hat viele Gesichter" möchte die Saarbrücker Zeitung möglichst viele Menschen eines Ortes auf ein Gruppenbild bannen

Die Saarbrücker Zeitung bat zum Fototermin und 36 Herrensohrer folgten. Bei der Aktion "Unser Ort hat viele Gesichter" möchte die Saarbrücker Zeitung möglichst viele Menschen eines Ortes auf ein Gruppenbild bannen. Die Gemeinde, die - gemessen an ihrer Einwohnerzahl - die meisten Bürgerinnen und Bürger versammelt, erhält von der SZ einen 300 Euro Bonus, mit dem der Ort verschönert werden kann.Und Karin Lackas, 1. Vorsitzende des Ortsinteressenvereins (OIV), hat auch schon eine Idee, was mit dem Geld angefangen werden könnte. Der Betrag wäre im Fonds des vom OIV organisierten Weihnachtsmarktes gut aufgehoben, schließlich werden die Einnahmen des Marktes auch an karitative Einrichtungen gespendet.

Herrensohr hat heute rund 2000 Einwohner. 1856 wurde der Ort als Bergmannskolonie gegründet. Die rasante Entwicklung des Kohlebergbaus um 1850 forderte immer mehr Arbeitskräfte, die schließlich auch ein zu Hause brauchten.

Die preußische Bergverwaltung ließ Arbeiter aus Hessen, Sachsen, Böhmen und vielen weiteren Gebieten anwerben. Zunächst wurden die Arbeiter in Massenquartieren und teilweise in Scheunen untergebracht. Schließlich entschloss man sich, in der Nähe von Dudweiler eine Kolonie zu errichten.

Drei Walddistrikte mit den Namen Herrensohr, Bärendick und Felsenborn wurden von dem Knappschaftsverein angekauft. 1856 wurden die ersten 18 Häuser errichtet. Einzelne Häuser aus dieser Zeit blieben bis heute in der Johannesstraße erhalten. Bald waren Zuwanderer aus über 130 anderen Orten ansässig, und 1880 lebten bereits über 1800 Einwohner in Herrensohr.

1885 lebten bereits 2171 Menschen im Ort, 1580 davon waren Bergleute. Tragisch das Grubenunglück das wenig später am 17. März in Camphausen folgte, 37 Bergleute ließen dabei ihr Leben. Mit 4538 Einwohnern erreichte Herrensohr 1910 den bisherigen Höchststand der Bevölkerungsentwicklung. Das Zusammengehörigkeitsgefühl wuchs rasch, und bereits im Jahr 1873 waren 35 Vereine im Ort ansässig. Doch die bergmännische Vergangenheit hat in Herrensohr auch viele Schäden angerichtet. In der Berg- und Eisenbahnstraße mussten Häuser abgerissen werden, Gasrohre brachen und sogar der Bahndamm senkte sich und musste mehrfach aufgefüllt werden.

Fürst von Nassau

Der Name Herrensohr soll übrigens von Herrenjagd abstammen, was auf ein Waldstück des Fürsten von Nassau verweist, in dem die fürstliche Jagd ausgeübt wurde.

Der Ort wird übrigens im Volksmund auch gerne als Kaltnaggisch bezeichnet. Hierzu gibt es verschiedene Entstehungsgeschichten. Zum einen sollen die Menschen, die mit der Bahn an den abgeholzten Hügeln vorbeifuhren ausgerufen haben: "O, wie kahl und nackig ist das hier". Eine andere Deutung bezieht sich auf eine in Deutschland vielerorts angewandte Flurbezeichnung für besonders unfruchtbare Parzellen. Diese wurden "Kahlnackig" genannt. Möglicherweise haben Zuwanderer diese Bezeichnung mit nach Herrensohr gebracht.

Der Heimatforscher Hermann Hild aus Saarbrücken führt den Namen allerdings auf das keltische "Galnack" zurück, was in etwa Berghang bedeutet. Heute jedoch kann man Herrensohr kaum mehr als kahl oder nackig bezeichnet. Eine üppige Waldlandschaft und viele kleine Häuser mit gepflegten Gärten prägen das Ortsbild.

Auf einen Blick

Das Gruppenfoto der SZ-Aktion "Unser Ort hat viele Gesichter" gibt es im Internet zum Herunterladen unter www.sztipp.de/dorffoto, Preis: 99 Cent. red

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