„Gemmel“ in Saarbrücken am St. Johanner Markt „Gemmel“-Neueröffnung – Traditions-Lokal startet mit frischem Konzept (mit Bildergalerie)

Saarbrücken · Als französische Top-Brasserie mit viel Flair wurde das Saarbrücker Gasthaus „Gemmel“ einst legendär – und erlebte dann einen Niedergang. Jetzt wollen zwei junge Frauen, die „Räubertöchter“, an die glorreichen Tage anknüpfen. Ohne Frankreich-Schwerpunkt. Aber wie?

Gemmel
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Gemmel

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Foto: Oliver Dietze

Früher saß eine blau-weiß-rote Baskenmütze auf dem G des „Gemmel“-Schildes.  Früher stand auf jedem Tisch in der engen Gaststube ein Wasserglas voller Filzstifte, mit denen die Rechnung auf die Papiertischdecke geschrieben wurde. Früher klopfte man von der Kappengasse aus ans Fenster und sah, welcher Rouge bei Stammgast Oskar Lafontaine auf den Tisch kam, und welchem  prominenten „Spiegel“- oder ARD-(Chef-)Redakteur er gerade das „Saarvoir Vivre“ erklärte. Damals war wohl auch noch der legendäre „Alain“ im „Gemmel“, trés charmant und très strapaziös zugleich. Zunächst war der Franzose  20 Jahre lang als Kellner das Gesicht des Restaurants, bevor er es dann  bis 1995/96 als Inhaber führte. Mit Alain Klein und durch ihn entwickelte sich das bis heute unausrottbare Marken-Image des Restaurants in einem historischen, Denkmal geschützten Haus am St. Johanner Markt. Wie kein zweiter Gastro-Betrieb im gesamten Saarland verkörperte der „Gemmel“ das frankophile Genussmotto des Saarlandes – klein, aber fein, gemütlich und oho. Nur rund 30 Gäste hatten Platz. Das Ambiente: grüne Jugendstilkacheln, bordeauxfarbene Wände, edle Stoffvorhänge, große Spiegel, die Tageskarte auf einer goldumrahmten Tafel – ein Pariser Jugendstil-Bistro, das  besondere Flair. Auf der Karte stand damals das, womit man deutsche Besucher „aus dem Reich“ erschrecken und Touristen imponieren konnte, weil sie die Kulinaria nur aus dem  Urlaub kannten: Austern, Artischocke mit Vinaigrette, Lamm-Carrée, Foie gras, Schnecken und Froschschenkel.