Gemeinsames Laufen für ein indisches Waisenhaus
Neunkirchen/Nahe · „Wir laufen gegen den Hunger“ lautete das Motto, unter dem am vergangenen Sonntag ein Hungermarsch der Indienhilfe Obere Nahe stattfand. Bei strahlendem Sonnenschein zogen zahlreiche Menschen los, um mit jedem gelaufenen Kilometer mehr Spenden zu sammeln.
Die Hilfsbereitschaft war riesengroß. Mehr als 300 Personen kamen, um gemeinsam gegen den Hunger zu laufen. "Ich freue mich sehr, dass so viele gekommen sind, um uns zu unterstützen", meinte Pater Franklin überwältigt. Er ist erst Mitte April aus Indien angereist um in Schulen und Gottesdiensten über die Lebensbedingungen in seiner Heimat zu informieren.
Die Indienhilfe Obere Nahe setzt sich nun schon seit 30 Jahren für die Ärmsten der Armen ein und hat auch den Hungermarsch organisiert. "Das gesammelte Geld wird an unser Waisenhaus in Bhopal gespendet. Dort leben 350 Mädchen. Wir kaufen ihnen Kleider und ermöglichen ihnen eine Schulausbildung. Die Kinder sollen einen Beruf lernen, oder studieren. Das ist das hauptsächliche Ziel unseres Projektes," erklärte Arnold Meiborg, der Vorsitzende der Indienhilfe. Außerdem werden von dem Geld Lebensmittel gekauft. "Pater Franklin fährt regelmäßig zu Müllplätzen in Kalkutta, wo viele arme Kinder leben. Dort verteilt er dann Reis, Gemüse und Soße. 40 000 Essen können wir pro Jahr ausgeben," so Meiborg weiter.
Der Hungermarsch begann mit einem ökonomischen Gottesdienst in Neunkirchen-Nahe. Dank des tollen Wetters musste dieser nicht wie geplant im Bürgerhaus stattfinden, sondern wurde kurzer Hand nach draußen verlegt. Gleich fünf Pastöre hielten die Messe zusammen und beteten für alle Menschen, die in Armut leben müssen. Pater Franklin erzählte eine Geschichte aus seiner Heimat, um zu verdeutlichen, wie schwer es oft fällt, zu teilen und loszulassen: In Indien sind Affen eine wahre Plage, sie zerstören die Bananenfelder und verwüsten ganze Plantagen. Die Bewohner wehren sich dagegen mit einem Trick. Sie hängen Ledersäcke auf, in denen sich süße Speisen befinden. Die Öffnung ist gerade groß genug, dass die Hand eines Affen durchpasst. Wenn jetzt ein Affe in die Öffnung greift und das Essen hinausziehen möchte, steckt er fest, denn die Hand mit dem Essen ist zu groß für das kleine Loch. "Die Affen lassen ihre Beute nicht mehr los, sie sind gefangen. Ich muss bei dieser Geschichte immer an die reichen Inder denken. Ihnen fällt es auch schwer, ihre Hand zu öffnen und etwas an die Armen abzugeben," rundete der Missionar seine Geschichte ab.
Nach dem Gottesdienst machten sich dann alle gemeinsam auf den Weg. Von Neunkirchen Nahe ging es nach Bosen und über die Staumauer nach Gonnesweiler. Dort drehte die Gruppe eine Schleife, da der Rundweg wegen der Bauarbeiten immer noch gesperrt ist. Familien, Schulklassen und Jugendfeurwehren sammelten mit jedem Kilometer mehr Geld. Während der Wanderung erzählte Pater Franklin immer wieder von Indien und der Not in seinem Land. "Viele Kinder in Indien leben wirklich in Elend. Sie haben keine Kleider und kein Essen. Niemand kümmert sich um sie. Sie werden weggeschickt, um zu arbeiten, obwohl sie lieber zur Schule gehen würden." Der Missionar rettet jedes Jahr 200 Kinder von der Straße und aus den Händen von Leibherren. Vor allem um Lepra-Kranke kümmert er sich. Die Krankheit ist zwar heilbar, aber viele Inder schämen sich und trauen sich nicht, die Hilfe eines Arztes in Anspruch zu nehmen. Doch Pater Franklin hat auch Positives zu berichten: "Vor Kurzem hat ein Mädchen aus unserem Waisenhaus ihr Studium abgeschlossen und arbeitet jetzt an einem Flughafen."