Gemeinsam gegen Depressionen

Saarlouis. Im Saarland sind schätzungsweise rund 50 000 Menschen an einer Depression erkrankt. Doch nicht jeder nimmt Hilfe in Anspruch - obwohl Depressionen gut behandelbar sind

 Gemeinsam geht es besser: Auf Tandems macht die Mood-Tour auf Depressionen aufmerksam, unterstützt vom Saarländischen Bündnis gegen Depression und dem ADFC Saarlouis. Foto: dpa/Oliver Berg

Gemeinsam geht es besser: Auf Tandems macht die Mood-Tour auf Depressionen aufmerksam, unterstützt vom Saarländischen Bündnis gegen Depression und dem ADFC Saarlouis. Foto: dpa/Oliver Berg

Saarlouis. Im Saarland sind schätzungsweise rund 50 000 Menschen an einer Depression erkrankt. Doch nicht jeder nimmt Hilfe in Anspruch - obwohl Depressionen gut behandelbar sind. Viele Menschen haben Angst davor, als "psychisch krank" abgestempelt zu werden oder sie haben Vorbehalte gegenüber Fachkliniken, Psychiatern und Psychotherapeuten, weil sie über deren Behandlungsmethoden nur wenig oder gar nicht informiert sind, erklärt Frank Lessel, Sprecher des Saarländischen Bündnis gegen Depression. Das Bündnis ist Ansprechpartner für Menschen, die an einer Depression leiden. In einem kostenlosen Orientierungsgespräch informiert es über die verschiedenen Hilfs- und Beratungsangebote im Saarland.Es ist wichtig, Depression schnell zu erkennen und zu behandeln, betont Lessel: "So beträgt etwa die Rückfallquote bei depressiv erkrankten Kindern und Jugendlichen im Erwachsenenalter 75 Prozent, wenn die Krankheit nicht adäquat behandelt wird", beschreibt er. Unbehandelte Depressionen können bereits nach einem halben Jahr chronisch werden und sind dann viel schwieriger zu behandeln.

Zwei Selbsthilfegruppen sind im Landkreis Saarlouis Anlaufstellen für Erkrankte, die sich mit anderen Betroffenen austauschen wollen: In der offenen Selbsthilfegruppe treffen sich Menschen mit Depressionen zum Gespräch miteinander, das nächste Treffen ist am Freitag, 30. März, um 18 Uhr bei der KEB in Dillingen in der Friedrich-Ebert-Straße 14.

Die Selbsthilfegruppe Depression Saarlouis trifft sich jeden Donnerstag um 18 Uhr in der Villa Vivendi in der Kaiser-Wilhelm-Straße 14.

Das Saarländische Bündnis gegen Depression stellt in den vergangenen Jahren eine starke Zunahme von Anfragen zum Thema Depression fest. "Das heißt jedoch nicht, dass die Zahl der depressiv erkrankten Menschen stetig steigt. Vielmehr sind die Betroffenen immer mehr bereit, über ihre Erkrankung zu sprechen", meint Lessel. Dies hat zur Folge, dass mehr Depressionen diagnostiziert und behandelt werden können.

Die Erkrankung zu entstigmatisieren - das ist ein wichtiges Anliegen der Aktion "Mood-Tour": Hier geht es darum, akut depressiven Menschen die Chance zu geben, mit Vorurteilen gegenüber ihrer Erkrankung aufzuräumen - indem sie selbst aktiv werden.

Die "Mood-Tour 2012" ist in sieben Etappen aufgeteilt, jeweils zwischen zehn und vierzehn Tage lang. Im Durchschnitt werden etwa 55 Kilometer pro Tag gefahren - auf drei Tandems. Darauf sitzen jeweils zwei akut an Depressionen Leidende und weitere vier Personen. An insgesamt etwa 24 Aktionstagen fahren die Tandems durch verschiedene deutsche Städte. Im Saarland arbeitet die Tour mit dem Saarländischen Bündnis gegen Depression und dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) Saarlouis zusammen. Am Donnerstag, 21. Juni, führt die Saarlandtour auch von Saarbrücken nach Saarlouis.

Die Idee zu der Tour hatte Sebastian Burger aus Bremen. Er beschäftigte sich mit erkrankten Bekannten und gewann auch selbst die Erkenntnis, wie reaktivierend Sport in der Natur in Tiefphasen sein kann.

mood-tour.de

Auf einen Blick

Das Saarländische Bündnis gegen Depression verfolgt das Ziel, die Lebens- und Behandlungssituation depressiv erkrankter Menschen zu verbessern. Bundesweit haben sich bereits mehr als 70 Städte und Kommunen dem Deutschen Bündnis gegen Depression angeschlossen. Das Saarländische Bündnis gegen Depression ist 2009 in Kooperation mit dem saarländischen Gesundheitsministerium, der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe im Saarland (KISS) und ihrem Trägerverein Landesvereinigung Selbsthilfe entstanden.

Kontakt: Saarländisches Bündnis gegen Depression, Futterstraße 27, 66111 Saarbrücken, Telefon (06 81) 4 03 10 67.

depression-

saarland.de

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