Marode Straßen in Kleinblittersdorf Geld reicht oft nur für Flickwerk

Kleinblittersdorf. Alarm aus Bliesransbach: Walter Berg findet, die Straßen im Ort seien "seit Jahren in einem erbärmlichen Zustand". Berg fotografierte rissigen Asphalt, der auf Hunderten von Metern die Jahnstraße bedeckt. Und er schreibt über bis zu 20 Zentimeter tiefe Löcher. Gerät da jemand mit dem Fahrrad rein, macht er einen Abflug ohne Ende

Kleinblittersdorf. Alarm aus Bliesransbach: Walter Berg findet, die Straßen im Ort seien „seit Jahren in einem erbärmlichen Zustand“. Berg fotografierte rissigen Asphalt, der auf Hunderten von Metern die Jahnstraße bedeckt. Und er schreibt über bis zu 20 Zentimeter tiefe Löcher. "Gerät da jemand mit dem Fahrrad rein, macht er einen Abflug ohne Ende." Für Berg steht fest, dass Bliesransbach "das fünfte Rad in der Großgemeinde Kleinblittersdorf ist". Und zwar "seit der Gebietsreform 1974, als wir Bliesransbacher von Brebach weggekommen sind". In keinem Ort, ob Hanweiler, Sitterswald, Auersmacher oder Kleinblittersdorf, seien die Straßen so schlecht wie in Bliesransbach. Es werde höchste Zeit, dort etwas zu tun. "Wir sind nicht nur dafür da, Steuern zu zahlen. Wir möchten auch was von dem Kuchen abhaben - wie die anderen Ortsteile." Der Kleinblittersdorfer Bürgermeister Stephan Strichertz bestreitet gar nicht, dass viele Straßen in Bliesransbach in einem schlechten Zustand sind. Aber als fünftes Rad am Wagen sieht er das Dorf nicht.Von der Straßenmisere sei aber Bliesransbach durchaus hart getroffen. Das hänge auch damit zusammen, dass die mit 20 Millionen Euro verschuldete Gemeinde pro Ortsteil in diesem Jahr nur 60 000 Euro in die Infrastruktur stecken kann, seien es Straßen, Hallen oder anderes Gemeindeeigentum. Hinzu kämen in diesem Jahr 60 000 Euro für "punktuelle Straßenschädenbeseitigung" in allen Ortsteilen und 83 000 Euro vom Land aus dessen "Winterprogramm kommunaler Straßenbau". All das sei "nur ein Tropfen auf den heißen Stein", sagt Strichertz. Hinzu komme, dass gerade Bliesransbach viele so genannte "historische Straßen" habe. Als Beispiele nennt Strichertz Auf der Adt und die Römerstraße. Dafür hätten die Anlieger ihren Ausbauanteil längst bezahlt und könnten nicht mehr erneut zur Kasse gebeten werden. Diese Kostenbeteiligung kommt auf die Anlieger zu, wenn in einer Straße der Gemeinde der "Endstufenausbau" ansteht. Eine andere Möglichkeit, Straßen aufwändiger zu erneuern seien Kanalarbeiten, bei denen die Kanalbaustelle den größten Teil der Fahrbahn einnimmt. Dann komme das meiste Geld nicht etwa aus der Gemeindekasse, sondern aus dem Haushalt des Zweckverbandes Entsorgung Kleinblittersdorf (ZEK) und damit von den Gebührenzahlern aus allen Orten der Gemeinde. Strichertz nennt ein Beispiel aus Bliesransbach: die Kanalbaustelle von der oberen Kreuzstraße bis in die Eschringer Straße. 206 000 Euro kommen dafür aus dem ZEK-Haushalt. Vorteil: "Da sieht der Bürger, was mit seinen Gebühren passiert." Weiterer Vorteil: Nur 20 000 Euro müsse die Gemeinde für diesen Bauabschnitt aus ihrem Haushalt beisteuern. Doch ob Endstufenausbau oder Kanalerneuerung: "Wir wollen intelligente Lösungen, bei denen wir mit unserem Eigenanteil so viel wie möglich instand setzen und dann mindestens 25 Jahre lang Ruhe haben." Strichertz verweist beim Verteilen des wenigen Geldes, das die Gemeinde ausgeben kann, auf kritische Kontrolleure: Die Ortsräte und Ortsvorsteher achteten genau darauf, dass ihr Dorf nicht zu kurz kommt. "Sie setzen Prioritäten, an die wir als Verwaltung uns halten - nach dem Prinzip: Wir sagen, wie viel Geld da ist, und sie sagen, was wir im Rahmen der Finanzierbarkeit damit machen sollen." So habe Bliesransbach im Ortskern den repräsentativen Sucé-sur-Erdre-Platz bekommen, und die Gemeinde habe zum Kunstrasenplatz des SC Blies den aufwändigen Hochwasserschutz beigesteuert. Schlaglöcher könne die Gemeinde aber nur notdürftig beseitigen. Dafür seien Bauhofmitarbeiter regelmäßig auf Inspektionsfahrt durch die Orte. Mehr als Flicken sei in vielen Straßen einfach nicht drin. Den Tipp für diesen Artikel gab uns Leser-Reporter Walter Berg aus Bliesransbach. Sie haben Spannendes zu erzählen und Fotos gemacht? Dann schicken Sie uns alles als Leser-Reporter: per Sprachnachricht, SMS/Fax, MMS mit Foto an Tel. (0681) 59 59 800, Mails an leser-reporter @sol.de "Wir möchten auch was von dem Kuchen abhaben - wie die anderen Ortsteile." Walter Berg, Bliesransbach"Wir sagen den Orten, wie viel Geld da ist, und sie sagen, was wir im Rahmen der Finanzierbarkeit damit machen sollen." Bürgermeister Stephan Strichertz

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort