Gelbe Giganten machen Methangas zu Strom und Wärme

Saarbrücken. Gut 25 Tonnen setzen sich langsam in Bewegung: Vorsichtig hebt ein Schwerlastkran den großen, gelb lackierten Motor in die Luft

 Der neue, 6500 PS starke Motor wird in Position gehoben. Foto: Becker&Bredel

Der neue, 6500 PS starke Motor wird in Position gehoben. Foto: Becker&Bredel

Saarbrücken. Gut 25 Tonnen setzen sich langsam in Bewegung: Vorsichtig hebt ein Schwerlastkran den großen, gelb lackierten Motor in die Luft. Er ist einer von drei Verbrennungsmotoren - gebaut in Bremen -, die das neue Blockheizkraftwerk (BHKW) der Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft Saarbrücken (VVS) antreiben, das derzeit auf dem Busbetriebshof von Saarbahn&Bus entsteht (wir berichteten).

Stefan Langhabel erklärt die Funktionsweise: "Die großen Verbrennungsmotoren sind die Herzstücke der Anlage. Sie funktionieren im Prinzip wie der Antrieb eines Autos: Zylinder treiben eine Kurbelwelle an. Diese wiederum einen Generator." Der 50-jährige Ingenieur ist Projektleiter bei der Gesellschaft Kommunalsysteme für Energie, Umwelt und Verkehr, ein Teil des VVS-Konzerns. Sie plant Projekte wie das neue BHKW.

Bis Mitte April dauert es noch: Nach der Positionierung der Motoren, die je eine Leistung von 6500 PS erbringen, müssen diese noch an alle Versorgungsleitungen angeschlossen werden und schalldicht mit einer Haube versehen werden. "Ab Mitte April folgen vier bis sechs Wochen Testbetrieb. Gas geben wir auf die Anlage dann voraussichtlich zum 31. Mai, womit der Regelbetrieb beginnt", sagt Langhabel. Mit Gas meint Langhabel in erster Linie das in Alt-Saarbrücken vorkommende Methangas, womit das Heizkraftwerk vornehmlich betrieben werden soll. Die Motoren sind jedoch so konzipiert, dass sie auch mit einem Gemisch aus Methan- und reinem Erdgas oder nur mit reinem Erdgas betrieben werden können. "Das Methan kommt als Naturstoff von unterschiedlicher Qualität aus dem Boden. Um die Motoren zu schützen, haben wir so die Möglichkeit, bei Bedarf Erdgas zuzugeben", erläutert Ingenieur Langhabel. Das neue Kraftwerk auf dem Busbetriebshof, die derzeit auch noch im Bau befindliche Anlage im Industriegebiet Süd sowie weitere geplante Blockkraftwerke sind Teil der Strategie des VVS-Konzerns, in Saarbrücken stärker in die Eigenenergieerzeugung einzusteigen. Der Konzern baut das BHKW auf dem Busgelände für 7,7 Millionen Euro. Geht es in Betrieb, wird auf der einen Seite thermische Energie eingeleitet, also das Gas. Auf der anderen Seite kommen elektrische Energie - Strom - und thermische Energie - jetzt als Fernwärme - heraus. Diese wird an die etwa 11 000 Saarbrücker Fernwärmekunden der Energie SaarLorLux abgegeben, die über die Leitungen der Stadtwerke versorgt werden. "Sind in voraussichtlich zwei Jahren alle derzeit geplanten Anlagen des VVS-Konzerns installiert, liefern sie etwa ein Drittel des jährlichen Fernwärmebarfs der Stadt", sagt Langhabel. Der produzierte Strom wird allerdings an der Leipziger Strombörse EEX (European Energy Exchange) verkauft.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort