Gegen Staus gibt's Formeln und Computer
Saarbrücken. Rote Ampeln nerven in Saarbrücken alle. Zum Beispiel in der Lebacher Landstraße, wo sich das Warten auf Grün scheinbar unendlich hinzieht. Und wo schon die nächste Ampel wieder rot ist. Zum Beispiel in der Mainzer Straße. Dort schaffen Fußgänger große Kreuzungen gerade mal bis zur Hälfte. Dann leuchtet ihnen schon das rote Männchen entgegen. Das macht nervös
Saarbrücken. Rote Ampeln nerven in Saarbrücken alle. Zum Beispiel in der Lebacher Landstraße, wo sich das Warten auf Grün scheinbar unendlich hinzieht. Und wo schon die nächste Ampel wieder rot ist. Zum Beispiel in der Mainzer Straße. Dort schaffen Fußgänger große Kreuzungen gerade mal bis zur Hälfte. Dann leuchtet ihnen schon das rote Männchen entgegen. Das macht nervös. Und wieder flucht einer über die Verkehrsplaner.Die meisten werden Armin Backes nicht kennen. Dafür weiß der 47-Jährige über den Verkehr in Saarbrücken Bescheid. Und was es mit den Ampelschaltungen auf sich hat. Armin Backes und Patrick Keller arbeiten im Amt für Straßenbau und Verkehrsinfrastruktur der Stadt Saarbrücken. Sie sorgen dafür, dass Zehntausende von Autofahrern und Hunderttausende von Fußgängern so schnell wie möglich ihre Ziele erreichen. Damit das klappt, regeln 207 Ampelanlagen in Saarbrücken den Verkehr. Backes sagt, was wichtig ist, um eine Ampel zu programmieren, die ja an Kreuzungen perfekt aufeinander abgestimmt sein müssen. "Dazu müssen eine Vielzahl von Faktoren einbezogen werden: Fahrt- und Gehgeschwindigkeiten, Entfernungen, Einfahrgeschwindigkeiten, und, und, und", sagt Backes. Arbeitsgrundlage sind die Richtlinien für Lichtsignalanlagen, kurz RiLSA. Ein Blick in die RiLSA fördert Formeln über Formeln ans Tageslicht. Ein Großteil der 207 Saarbrücker Ampelanlagen ist miteinander verbunden. Und zwar über den Verkehrsrechner im Rathaus. Seine Programm bestimmen unter anderem darüber, wie lange Ampeln rot oder grün sind. Dafür laufen Informationen von 150 Lichtanlagen durch ein 47 Kilometer langes Kabelnetz und per Funk im Rechner ein. Auch Polizei, Feuerwehr und Saarbahn können den Rechner beeinflussen. Um Staus zu verhindern, gibt es Programme. "An jedem Tag werden fünf Programme geschaltet. Das ist nötig, weil wir zum Beispiel im Berufsverkehr ein höheres Verkehrsaufkommen haben, als am Abend", sagt Backes. Sensoren messen darüber hinaus an etlichen Stellen in der Stadt die Verkehrsdichte, damit Rot- und Grünphasen daran angepasst werden können. Ein ausgeklügeltes System, in dem auch die Saarbahn mitmischt. Die Straßenbahnen senden 200 Meter vor Kreuzungen ein Signal an die Ampel, die ihnen den Weg freigibt. Auch Fußgänger, die per Knopfdruck ein Grünsignal anfordern, greifen in das System ein. Dass sie danach oft bei Grün nur die Hälfte der Fahrbahn schaffen, mache vielen alten und behinderten Menschen Angst, sagte Julia Feldes, Behindertenbeauftragte im Bezirk Mitte, kürzlich der SZ. Backes' Kollege Patrick Keller will solche Sorgen zerstreuen. "Wir arbeiten seit etlichen Jahren eng mit den Behindertenverbänden zusammen. Dabei überrascht, dass besonders Blinde Straßen sehr schnell überqueren. Ich kann alle beruhigen. Wird die Fußgängerampel rot, bleibt genug Zeit, bis die Autos wieder freie Fahrt haben", sagt der 43-Jährige. Die Grünphase dauere nach den Richtlinien so lange, dass durchschnittlich schnelle Fußgänger mindestens die Hälfte der Fahrbahn schaffen. Mit mathematischen Formeln errechnen die Ingenieure je nach Kreuzung einen Sicherheitspuffer. Erst danach haben Autofahrer wieder Grün.