Gefunden: Falsche Daten über Bau-Denkmal
Saarbrücken. Franz-Ludwig Strauss sitzt im Benutzersaal des saarländischen Landesarchivs vor seinem Laptop. Um ihn herum liegen Aktenstapel. Strauss ist wieder einmal auf der Suche nach Dokumenten, die über bestimmte historische Fragen Aufschluss geben könnten
Saarbrücken. Franz-Ludwig Strauss sitzt im Benutzersaal des saarländischen Landesarchivs vor seinem Laptop. Um ihn herum liegen Aktenstapel. Strauss ist wieder einmal auf der Suche nach Dokumenten, die über bestimmte historische Fragen Aufschluss geben könnten. Erst kürzlich machte der gelernte Bauzeichner, studierte Architekt, Lehrer am Technisch-Gewerblichen Berufsbildungszentrums (TGBBZ) und passionierte Heimatforscher bei seinen Nachforschungen eine interessante Entdeckung: "Das Haus Stockenbruch 10 in St. Arnual wurde nicht - wie in der saarländischen Denkmalliste angegeben - von den Architekten Hans Hirner und Bernhard Grothe geplant, sondern von Jean Schoffit." Aufmerksam wurde Franz-Ludwig Strauss auf den mutmaßlich falschen Namenseintrag in der Denkmalliste im Rahmen des Projektes "Denkmal aktiv", an dem sich seine Bauzeichner-Klasse beteiligt. Bei dem von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz organisierten Projekt geht es in diesem Jahr um Gebäude der 1950er und 60er Jahre. "Im Rahmen dieses Projektes haben wir uns unter anderem auch mit dem Gebäude Stockenbruch 10 beschäftigt", erzählt Strauss. Geradezu exotisch wirkt das halbrunde Hochhaus, das in den Jahren 1949 bis 1950 im Auftrag der Abteilung Wiederaufbau der Regierung des Saarlandes entstand. Das Haus, das ursprünglich für Beamte gebaut wurde und heute als Einzeldenkmal geschützt ist, "war einer der ersten Hochbauten zu Wohnzwecken im Saarland der Nachkriegszeit", heißt es im "Architekturführer Saarland". Auch hier werden die Herren Hirner und Grothe als Planer angegeben. "Mir kam das komisch vor", erzählt Franz-Ludwig Strauss, der als junger Mann im Architekturbüro Hirner & Grothe seine Ausbildung zum Bauzeichner absolvierte. Hans Mildenberger, Denkmalschützer im Stadtplanungsamt und fachlicher Berater des TGBBZ beim Projekt "Denkmal aktiv", gab Strauss Einblick in die Bauakte Stockenbruch 10. "Hier", sagt Franz-Ludwig Strauss und deutet auf die Unterschrift des Planers: "Das ist weder die Unterschrift von Herrn Hirner noch die von Grothe." Auch von Albert Dietz, der in anderen Publikationen bisweilen als Architekt des Hochhauses genannt wird, konnte die Unterschrift nicht stammen. Doch Franz-Josef Strauss wollte Beweise. "Also habe ich mir die Biografien dieser Architekten genauer angesehen." Als am Stockenbruch 10 gebaut wurde, hatten Grothe und Dietz ihr Studium gerade erst beendet. "Und Hans Hirner war bis 1953 bei Saarbergbau beschäftigt und hätte gar keine Zeit für ein solches Projekt gehabt", sagt Strauss. Im Landesarchiv begab sich der neugierige Lehrer weiter auf Spurensuche: "Dort stieß ich schließlich auf einen Brief des Regierungsbaurates Rheinstädter an Ministerpräsident Hoffmann vom 10. Oktober 1950, in dem sich Rheinstädter darüber beschwert, dass nicht er, sondern ein gewisser Jean Schoffit mit der Planung des Hauses beauftragt worden sei." Mit seinen Erkenntnissen will sich Franz-Ludwig Strauss demnächst an das saarländische Denkmalamt wenden und um Berichtigung des von ihm entdeckten Fehlers in der Denkmalliste bitten.