Gefühle und Konflikte ausleben

Niederlinxweiler. Die Handpuppen Tula und Tim dienen den sieben Kindergartenkindern als Blickfang. Beide sind unterschiedlich aufgelegt, Tula zu streichen, der schreckhafte Tim dagegen ist noch etwas müde. Dann wird Tim von Tula erschreckt. "Ist er dadurch nun wütend?", fragt Erzieherin Andrea Hahn, die für das Präventionsprojekt extra geschult wurde

 Erzieherin Andrea Hahn (kniend, rechts) erzählt den Kindergartenkindern eine Entspannungsgeschichte. Silke Heidinger (links) beobachtet das Verhalten der Kinder. Foto: Faber

Erzieherin Andrea Hahn (kniend, rechts) erzählt den Kindergartenkindern eine Entspannungsgeschichte. Silke Heidinger (links) beobachtet das Verhalten der Kinder. Foto: Faber

Niederlinxweiler. Die Handpuppen Tula und Tim dienen den sieben Kindergartenkindern als Blickfang. Beide sind unterschiedlich aufgelegt, Tula zu streichen, der schreckhafte Tim dagegen ist noch etwas müde. Dann wird Tim von Tula erschreckt. "Ist er dadurch nun wütend?", fragt Erzieherin Andrea Hahn, die für das Präventionsprojekt extra geschult wurde. Zeigt einmal, fordert sie auf, wie das aussieht, wenn ihr selbst wütend seid. Mit einem grimmigen Gesichtsausdruck gehen die Kinder umher und stampfen mit den Füßen auf den Boden. "Wie kann man Tim dann wieder froh machen?", will die Erzieherin wissen. Jonas kennt die Lösung: "Durch trösten". Das Programm "Kindergarten plus" besteht aus insgesamt neun Bausteinen, die Niederlinxweiler Kinder befassen sich im fünften Modul mit dem Schwerpunkt Wut/Freude. Sie erzählen ganz frei ihre Erlebnisse, wann sie einmal wütend oder fröhlich gewesen sind. Erzieherin Hahn mahnt: "Wenn man wütend ist, darf man keinem anderen wehtun". Sie ergänzt dann: "Durch die Gespräche mit den Handpuppen können die Kinder ihre Erlebnisse und Empfindungen verarbeiten". In Spielen, Übungen, Gesprächen und Liedern werden die Kinder angeleitet, sich selbst und andere mit ihren Eigenarten und Gefühlen wahrzunehmen und auszudrücken. Erzieherin Silke Heidinger beobachtet dabei die Reaktionen und hält das jeweilige Verhalten der Kinder mit Notizen fest. Es wird ruhig im Turnraum, als Hahn mit dem Erzählen der Entspannungsgeschichte beginnt. Die Schläge auf eine Handtrommel geben den Kindern dann das Tempo beim Spaziergang auf einer Insel vor. Bei der Begegnung mit dem Summer zeigen sie einen fröhlichen Gesichtsausdruck, wenn jedoch der Brummer kommt, stampfen sie wütend mit dem Fuß auf den Boden. Zum Schluss erhält jedes Kind die Gefühlsperle für die Gefühlskette. "Ich habe jetzt schon fünf Perlen an meiner Kette", jubelt Joelle. Das Präventionsprogramm "Kindergarten plus" verfolgt das Ziel, die soziale, emotionale und geistige Bildung der Kinder zu stärken und zu fördern, die für das spätere Leben Basisfähigkeiten wie Selbstvertrauen, Einfühlungsvermögen, Kommunikations- und Konfliktfähigkeit sowie Leistungs- und Beziehungsfähigkeit stärken. In der Praxis geht es an neun Vormittagen in der Gruppe um Körper, Sinne und Gefühle sowie Angst und Mut, Wut und Freude, Traurigkeit und Glück. Nach den Osterferien wird in Niederlinxweiler das Projekt mit dem sechsten Modul fortgesetzt.

Hintergrund

"Kindergarten plus" ist ein Programm zur Stärkung der kindlichen Persönlichkeit. Es richtet sich an vier- bis fünfjährige Kinder in Kindertageseinrichtungen. Es wurde von der Deutschen Liga für das Kind entwickelt und im Saarland sorgt das Ministerium für Prävention für die Verbreitung. Das Programm versteht sich in Ergänzung zur Konzeption des Kindergartens. Es besteht aus neun Bausteinen (Modulen), die in einer extra dafür zusammengestellten Kindergruppe im Zeitraum etwas eines halben Jahres durchgeführt werden. Unterstützt wird der katholische Kindergarten St. Martin Niederlinxweiler bei dem Projekt vom Lions Club St. Wendel, der die Kosten für die Teamfortbildung und Material zum größten Teil übernommen hat.frf

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