Gedichte und Geschichten „uff pladd“

Saarbrücken „ · Die „Mundartpost Saar“ feiert ihr 50. Jubiläum. Herausgegeben wird sie vierteljährlich vom Mundartring Saar. Die meisten der Autoren sind schon etwas betagter. Nachwuchssorgen hat der Verein aber dennoch nicht.

Die Mundart ist derzeit wieder im Aufwind", beobachtet Christel Keller vom Mundartring Saar erfreut. Gerade in diesem Jahr sei deutlich zu spüren, dass das Saarländische wieder an Bedeutung und an Liebhabern gewinne, stellt die Vorstandssprecherin des Vereins fest, der landesweit Mundartpflege betreibt. Sie führt das vor allem auf die zahlreichen Veranstaltungen wie den "Tag der Mundart" im Februar, den Saarländischen Mundartpreis und die Medien zurück, die dem Dialekt mehr Raum gäben.

Seit Dezember 2001 bringt der Mundartring Saar mit der "Mundartpost Saar" auch eine eigene Vierteljahres-Zeitschrift heraus, die sich auf 40 Seiten und mit einer Auflage von 800 Exemplaren vollständig der dialektalen Sprachkultur im Saarland, aber auch den Nachbarn in Lothringen und der Pfalz widmet. Soeben ist die 50. Ausgabe erschienen, wegen des Jubiläums sogar mit zwölf Seiten mehr. An Textmaterial für die Hefte habe man nie Mangel, erklärt Keller, die zum fünfköpfigen Redaktionsteam gehört. "Wir haben wahnsinnig viele Beiträge auf Vorrat, wenn ein Autor uns etwas schickt, bewahren wir es auf, bis das Schwerpunktthema kommt, zu dem es passt", sagt Keller.

Neben Gedichten mit jahreszeitlichen Motiven wie "de Niggolaus" und "Sankd Mardin" stehen Sagen und Legenden im Zentrum. Geschichten vom "Liddermänner Wolf", "de Malditz" in "Käärgel", "de Gaaescht én der Lochehoove" erinnern an Zeiten, als Aber- und Wunderglaube noch reichlich die Fantasie beflügelten. Historische Autoren wie der Literat und Mundartforscher Friedrich Schön (gestorben 1946) kommen in der Mundartpost und Anthologien des Mundartrings Saar ebenso zu Wort wie die 62 Mitglieder des Vereins. Zu ihnen zählen nicht nur die Doyenne der Saar-Mundartforschung Edith Braun, die SZ-Kolumnisten Gérard Carau, Peter Eckert, Georg Fox, Karin Peter und Evelyn Treib, sondern so gut wie alle bekannten Mundart-Dichterinnen und -Dichter des Landes.

"Die meisten unserer Mitglieder sind naturgemäß schon etwas älter", sagt Keller. Das Älteste zählt 90 Lenze, die drei Jüngsten, Jürgen Trouvain, Patrick H. Feltes und Stefan Klopp - vereinsintern "unsere Jugendgruppe" genannt - sind auch schon mehr oder weniger weit über Mitte 30. "Die Jüngeren sagen, mir schwätze doch pladd, warum solle mir schreiwe?", meint Keller, und gingen lieber in den Sportverein. Nachwuchssorgen habe man trotzdem nicht. Das Interesse an der Sprache wachse in der Regel mit zunehmendem Alter. Um so mehr freut sie sich, dass beim Mundartpreis jetzt so viele Schulen mitgemacht haben. "Die jungen Leute haben wunderschöne Sachen abgeliefert", sagt Keller voller Bewunderung.

Auch Keller selbst, Jahrgang 1936, schreibt erst seit 2004 in Mundart. Wie die meisten Autoren vor allem Gedichte. Vielleicht weil man in der Lyrik stärker Gefühle einbringen könne, vermutet sie. Keller dichtet am liebsten in den japanischen Kurzformen Haiku und Tanka. Da sage noch einer, Mundartdichter seien nicht weltoffen.

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