Gedichte aus vier Sprachregionen

Bosen. "Meine erste erlernte Fremdsprache war Hochdeutsch", blickt die Südpfälzerin Martina Gemmar in ihre Schulzeit zurück. Gemeinsam mit dem Schwaben Anton Tauscher, Ronald Euler aus Lothringen und dem alemannischen Mundart-Papst Stefan Pflaum, trägt sie Kurzgeschichten, Gedichte und Gesangsbeiträge vor, die teilweise während der Woche entstanden sind

 Das literarische Quartett: Martina Gemmar, Roland Euler, Stefan Pflaum, Anton Tauscher. Foto: Faber

Das literarische Quartett: Martina Gemmar, Roland Euler, Stefan Pflaum, Anton Tauscher. Foto: Faber

Bosen. "Meine erste erlernte Fremdsprache war Hochdeutsch", blickt die Südpfälzerin Martina Gemmar in ihre Schulzeit zurück. Gemeinsam mit dem Schwaben Anton Tauscher, Ronald Euler aus Lothringen und dem alemannischen Mundart-Papst Stefan Pflaum, trägt sie Kurzgeschichten, Gedichte und Gesangsbeiträge vor, die teilweise während der Woche entstanden sind. Eine Kreativwoche lang erkundete das literarische Quartett die Region und deren Menschen, und verarbeitete ihre Erlebnisse in Mundartwerken. "Gelernt habe ich, was der saarländische Ausdruck 'ich han de Flämm' bedeutet", berichtet Gemmar grinsend. Ins Gedicht "Dem sei Drähdmiehl" verpackt sie sämtliche Redewendungen, die Mühlenführer Berthold Rauber von der Theleyer Johann-Adams-Mühle während einer Führung benutzt.Für einen so genannten "krummen Elsässer" sei Dialekt die "Lääwesproch". "Dialekt ist ein Strom, der keine Grenzen kennt", umschreibt Euler. Kritisch und aktuell äußert er sich er zum 25. Jahrestag der Atomkatastrophe in Tschernobyl. "Noo Tschernobyl ist bei uns wieder alles in Ordnung gewesen", liefert Euler dazu als Denkanstoß. Begleitet vom Schwaben Tauscher an der Gitarre widmet er der Bosener Mühle die Verse "Im Miller sin Wort". Tauschers eigene Musikbeiträge sind ausschließlich ältere Werke. Der Sozialpädagoge berichtet singend von seiner "Russischstunde" im Göppinger Gymnasium, dem Urlaub in Griechenland und über das Älterwerden in einem "Herbschdlied". Mit seinen 67 Lenzen war der Alemanne Pflaum das älteste Mitglied im Quartett der Literaten. "Die fünf Tage waren für mich wie ein Frischbrunnen", gesteht der Breisgauer begeistert. Schwungvoll und stakkatoartig beschreibt er wie ein Rapper, mit "Die Kuh", den Almabtrieb von Oberried, und fiebert im Sprechgesang als glühender Anhänger bei den Heimspielen des Fußballbundesligisten SC Freiburg mit.

Viersprachig verneigen sich abschließend die Mundartdichter mit einer Ode vor ihrem Domizil auf Zeit. Die 30 Zuhörer quittieren die Vorträge mit viel Beifall. Begleitet wurden die vier Schreiberlinge über die gesamte Woche auch vom Radio-Sender SR3, der jeden Tag einen Literaten seine Region in seiner Mundart vorstellen ließ. "Mir sind die neu gewonnen Kontakte ganz wichtig", resümiert Gemmar. Durch den Bostalsee habe das Thema Wasser bei ihr einen bleibenden Eindruck hinterlassen. "Ich habe ganz andere Lebensläufe hier kennengelernt", hob Pflaum in den Vordergrund. Er habe dadurch festgestellt, dass er noch vieles besser machen könne.

Kulturdezernent Harry Hauch wies noch auf die Nachhaltigkeit der Veranstaltung hin. "Mit diesem Symposium soll ein Netzwerk zwischen den Mundartkünstlern entstehen. Der Kontakt untereinander soll intensiviert werden", sagt Hauch.

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