"Gedenkstätte ist im Gedächtnis der Bevölkerung verankert"

Frau Thalhofer, wie hat sich die Gedenkstätte Gestapo-Lager Neue Bremm während Ihrer Tätigkeit in der Initiative und in der Forschung darüber an der Saar-Uni entwickelt, was das Interesse der Bevölkerung daran betrifft?Thalhofer: Die Gedenkstätte ist in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt

Frau Thalhofer, wie hat sich die Gedenkstätte Gestapo-Lager Neue Bremm während Ihrer Tätigkeit in der Initiative und in der Forschung darüber an der Saar-Uni entwickelt, was das Interesse der Bevölkerung daran betrifft?

Thalhofer: Die Gedenkstätte ist in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Man kann sie besser visuell wahrnehmen durch die Umgestaltung. Und man hat mehr Kenntnisse über das Lager, die Bevölkerung im Saarland verbindet mit dem Namen Neue Bremm nun auch die Geschichte dieses Ortes. Die Gedenkstätte ist stärker im Gedächtnis der Bevölkerung verankert.

Welche Wertigkeit hat die Gedenkstätte als Denkmal: Würden Sie Gäste von auswärts dorthin führen?

Thalhofer: Die Gedenkstätte ist ein Erinnerungsort. Ob man Gäste dorthin führt, hängt vom eigenen Geschichtsbewusstsein ab. Ich weiß von vielen Saarländern, die zur Gedenkstätte fahren und sie Gästen zeigen. Ich selbst tue dies auch, da dieser Ort einen wichtigen Teil unserer Geschichte spiegelt.

Ist der Raum, den die Gedenkstätte im Unterrichtsangebot der saarländischen Schulen einnimmt, ausreichend?

Thalhofer: Sie ist Teil des Unterrichtsangebotes, das ist ein wichtiger Erfolg. Geschichte wird erfahrbar und begreifbar, wenn man ihr vor der eigenen Haustür nachspüren kann. Am Samstag, 3. Mai, wird der Landesjugendring wieder ein Workcamp auf dem Gelände der Gedenkstätte Neue Bremm veranstalten. Die Gedenkstätte hat in der saarländischen Jugendarbeit inzwischen einen festen Platz inne. Das ist ein Verdienst der Gedenkstättenarbeit der Landeszentrale für politische Bildung, des Landesjugendrings und der Forschungsarbeit an der Saar-Uni. Viele Schulklassen besuchen die Gedenkstätte, natürlich kann man sich noch mehr Besucher wünschen.

Reicht es aus, wenn die saarländische Politik zwei Mal im Jahr an der Gedenkstätte vorbeischaut und Kränze niederlegt?

Thalhofer: Das ist zu negativ gesehen: Ich finde, das sind wichtige symbolische Akte. Mit diesen symbolischen Akten zeigt eine Regierung, dass sie die Gedenkstättenarbeit unterstützt, die Funktion einer solchen Gedenkstätte anerkennt und auch würdigt. Das sind Riten, diese Kranzniederlegungen, aber es sind trotzdem ganz wichtige Akte der politischen Kultur. Sie zeigen, dass das Andenken an die Opfer des Nationalsozialismus fest verankert ist in der politischen Kultur der Bundesrepublik und in der Erinnerungskultur des Saarlandes.

Hintergrund

Elisabeth Thalhofer (31) war von 2002 an wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte an der Saar-Uni. Heute um 19 Uhr wird sie im Hotel Mercure Saarbrücken-Süd, Zinzinger Str. 9, auf dem Gedenkstätten-Gelände im Rahmen der Buchvorstellung "NS-Zwangslager in Westdeutschland, Frankreich und den Niederlanden. Geschichte und Erinnerung" von der Initiative Neue Bremm und der Landeszentrale für politische Bildung verabschiedet. dik

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