Ermordet von den Nazis Gedenken an den „Prediger von Buchenwald“

Weimar · Noch aus der Arrestzelle heraus spendete der evangelische Pfarrer Paul Schneider (1897-1939) seinen Mitgefangenen im Konzentrationslager Buchenwald Mut. 80 Jahre nach seiner Ermordung durch die Nationalsozialisten erinnerte am Donnerstag ein ökumenischer Gottesdienst in der Gedenkstätte Buchenwald an den „Prediger von Buchenwald“.

 Der Pfarrer Paul Schneider.

Der Pfarrer Paul Schneider.

Foto: dpa/DB

Der Pfarrer, als Mitglied der Bekennenden Kirche im Widerstand gegen das Nazi-Regime und seit Ende November 1937 in dem KZ bei Weimar inhaftiert, wurde dort am 18. Juli 1939 von einem Lagerarzt mit einer Medikamentenüberdosis getötet. Davor war er mehr als ein Jahr lang in einer Arrestzelle gefangengehalten und gefoltert worden.

Zum Gedenken auf dem Appellplatz des früheren Lagers kamen Mitglieder von Kirchengemeinden aus Thüringen, Hessen und den USA. Insgesamt erinnerten dort nach Angaben der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald mehr als 200 Menschen an den Geistlichen. „Paul Schneider hatte die Gabe, das richtige Wort und die rechte Tat an der richtigen Stelle einzusetzen“, wird der Geistliche in der Predigt der evangelischen Regionalbischöfin Friederike Spengler gewürdigt. Begraben ist Schneider im rheinland-pfälzischen Ort Dickenschied. Dort gedachten am Abend auch der katholische Trierer Weihbischof Franz Josef Gebert und der rheinische Präses Manfred Rekowski bei einem ökumenischen Gedenkgottesdienst dem ermordeten Pfarrer Paul Schneider. Sein Engagement sei ein „Zeugnis der Ermutigung“ für alle Christen, sagte Gebert. Rekowski bezeichnete Schneider als „einen christlichen Überzeugungstäter, der sehr konsequent für sich die Entscheidung getroffen hat, Gott mehr zu gehorchen als den nationalsozialistischen Machthabern“. Für diese Haltung habe er einen sehr hohen Preis gezahlt.

In Buchenwald wurde am Donnerstag auch an den österreichischen Priesters Otto Neururer gedacht, der dort am 30. Mai 1940 ermordet wurde. Der katholische Geistliche hatte einen Mithäftling auf dessen Wunsch getauft. An Schneider und Neururer erinnert ein Gedenkraum im KZ, in das die Nazis seit 1937 fast 280 000 Menschen verschleppt hatten. Rund 56 000 wurden ermordet oder starben durch Hunger, Zwangsarbeit und Krankheiten.

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