"Gebäude in einem nutzungsfähigen Zustand erhalten"

Warum braucht die Evangelische Kirche eigentlich diese Substanzerhaltungspauschale? Georg Immel: Die Landeskirche benötigt keine Substanzerhaltungspauschale, sondern die Gemeinden auf allen Ebenen der Landeskirche.Was ist das Ziel?Immel: Das Ziel ist zum einen die Rückstellung von Finanzen, um die Gebäude in einem nutzungsfähigen Zustand zu erhalten

Warum braucht die Evangelische Kirche eigentlich diese Substanzerhaltungspauschale?Georg Immel: Die Landeskirche benötigt keine Substanzerhaltungspauschale, sondern die Gemeinden auf allen Ebenen der Landeskirche.Was ist das Ziel?Immel: Das Ziel ist zum einen die Rückstellung von Finanzen, um die Gebäude in einem nutzungsfähigen Zustand zu erhalten. Gleichzeitig wird erreicht, dass den kirchlichen Körperschaften klar vor Augen steht, wie viel Geld für den Erhalt ihrer Gebäude tatsächlich benötigt wird. Dies zwingt jede Körperschaft - auch die Landeskirche - zur Prüfung, ob wirklich alle Gebäude für die kirchliche Arbeit auch benötigt werden. Wie wird diese Pauschale in den einzelnen Gemeinden berechnet?Immel: Die Pauschale errechnet sich als Betrag in Höhe von 70 Prozent des Feuerkassenwertes eines Gebäudes, geteilt durch die Anzahl der Nutzungsjahre. Beispiel: Feuerkassenwert einer Kirche: 3 Millionen Euro, 70 Prozent davon sind 2,1 Millionen Euro. Wird die Kirche 200 Jahre lang genutzt, ergibt das 10 Millionen Euro. Das Problem besteht bei Gemeindehäusern. Deren Nutzungsdauer liegt bei 50 Jahren, was bedeutet, dass bei einem Feuerkassenwert von 3 Millionen Euro 42 Euro als Jahrespauschale aufgebracht werden müssen.Gibt es von Seiten der über 700 Kirchengemeinden Bedenken?Immel: Ja und Nein! Es gibt Gemeinden, die zum Teil mangels finanzieller Möglichkeiten, zum Teil mangels Vorstellung über die tatsächlich notwendige Höhe von Erhaltungsmitteln nur Bruchteile der jetzt zurückzulegenden Beträge tatsächlich im Haushaltsplan stehen hatten. Diese kommen mit der neuen Berechnung nicht zurecht. Andererseits gibt es ganze Kirchenkreise, bei denen die jährlichen Rückstellungen - mit einer anderen Berechnungsmethode - ähnlich ausgesehen haben wie die neu eingeführte Pauschale. Die Landeskirche kommt für alle Gebäude - mit Ausnahme der Schulen - zu einem Minderbedarf von etwas über 100 000 Euro. Die Schulen und Internate dagegen erfordern über 2,6 Millionen Euro mehr, was einer Steigerung um fast 50 Prozent entspricht. Das wiederum zeigt, dass wir für unsere Schulen und Internate auch nicht die notwendigen Mittel zurückgelegt hatten. Was bedeutet die Pauschale für die Zukunft der Kirche?Immel: Die Antwort findet sich ansatzweise in der Antwort zu Frage 2. Die Frage nach der Notwendigkeit unserer Gebäude zur Wahrnehmung unserer Aufgaben zwingt uns kurzfristig zu einer Antwort. Das zwingt uns dazu, unsere Aufgaben in den Blick zu nehmen ("Aufgabenkritik") und zu prüfen, welche Aufgaben wir mit wie vielen und welchen Gebäuden wahrnehmen wollen.

Zur PersonGeorg Immel, 56, ist Jurist. 1986 wurde er Landeskirchenrat der Kirche im Rheinland. Seit 1997 ist er Oberkirchenrat und Leiter der Abteilung Finanzen und Vermögen. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. jkn

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