Gebärdensprache erleichtert den Alltag

Florin Müller ist Autist. Gefühle zu zeigen, fällt ihm schwer. Doch seit drei Jahren weiß Florin, sich zu verständigen. An seiner Schule, der Förderschule geistige Entwicklung in Dillingen, wurde damals die Gebärdensprache eingeführt. Eine riesige Erleichterung für den 15-Jährigen und für seine Mutter Birgit

Florin Müller ist Autist. Gefühle zu zeigen, fällt ihm schwer. Doch seit drei Jahren weiß Florin, sich zu verständigen. An seiner Schule, der Förderschule geistige Entwicklung in Dillingen, wurde damals die Gebärdensprache eingeführt. Eine riesige Erleichterung für den 15-Jährigen und für seine Mutter Birgit. "Vorher konnte Florin nur auf etwas zeigen oder ich musste anhand seiner Stimmung erkennen, wie es ihm geht. Jetzt fällt es mir viel leichter, ihn zu verstehen", erzählt die Dillingerin. Deshalb hat sie das Angebot der Schule wahrgenommen und einen Kurs in Gebärdensprache für Eltern besucht. "Ungefähr ein Drittel unserer Schüler ist nicht sprechend", erläutert die Förderschulkonrektorin Christine Kruchten-Stutz. "Vor drei Jahren haben wir deshalb die lautbegleitende Gebärdensprache eingeführt." Das sei Teil des Unterrichtsprinzips der unterstützenden Kommunikation. Die Lehrer haben in vielen Kursen Gebärdensprache gelernt. Jetzt wurde das Angebot für Eltern erweitert. Kruchten-Stutz: "Die Kommunikation hat sich seitdem sehr verbessert. Und mit dem neuen Kurs können die Eltern mit den Kindern zu Hause weiterüben."Sowohl Lehrer als auch Eltern werden von Klaus Pieck von der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) in Bous unterrichtet. Klaus Pieck erklärt nicht nur den Aufbau der Sprache und lehrt die einzelnen Gebärden, er macht den Teilnehmern auch Mut, sich zu den Gebärden zu überwinden. Ein wichtiger Punkt findet Birgit Müller: "Mit einem behinderten Kind fällt man immer auf. Mit Gebärdensprache fällt man noch einmal mehr auf. Da muss man sich überwinden." Vor zwei Jahren hat sie schon einmal einen Kurs besucht. "Aber man vergisst viel", räumt Müller ein. Denn Gebärdensprache ist für sie wie eine Fremdsprache. Viele Gebärden seien zwar selbsterklärend, aber andere, etwa Frageworte oder Begriffe wie "neu", "geben" oder "komm her" seien schwer. Dankbar ist sie besonders für Gebärden, die Gefühle ausdrücken wie "Entschuldigung" oder "Freude". "Mein Sohn kann damit jetzt seine Gefühle ausdrücken. Das erleichtert den Alltag ungemein. Vorher musste ich oft raten", erzählt die Dillingerin. Auch die anderen Eltern waren von dem Kurs begeistert, weiß Christine Kruchten-Stutz: "Dank der großen Nachfrage nach unserem Gebärdenkurs, wird unsere Schule für Eltern, Angehörige und Freunde unserer Schüler zeitnah einen weiterführenden Gebärdenkurs anbieten."

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