Gartenexperte empfiehlt: "Drinbleiben und rausschauen"

Völklingen/Saarbrücken. Jörg Dreistadt, Bürgermeister von Großrosseln, ist auch jenseits der Politik ein gefragter Gesprächspartner - zum Beispiel als Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins in Naßweiler. Der Verein kümmert sich um rund 50 Obstbäume, schneidet sie "im Herbst und im Frühjahr"

 Franz-Helmut Rohner und Günter Galinowski (links) schnitten Anfang Januar Bäume im Volkshochschul-Ökogarten in Völklingen-Fürstenhausen. Foto: Becker&Bredel

Franz-Helmut Rohner und Günter Galinowski (links) schnitten Anfang Januar Bäume im Volkshochschul-Ökogarten in Völklingen-Fürstenhausen. Foto: Becker&Bredel

Völklingen/Saarbrücken. Jörg Dreistadt, Bürgermeister von Großrosseln, ist auch jenseits der Politik ein gefragter Gesprächspartner - zum Beispiel als Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins in Naßweiler. Der Verein kümmert sich um rund 50 Obstbäume, schneidet sie "im Herbst und im Frühjahr". Doch im Moment hat Dreistadt für Gartenfreunde nur den Rat parat: "Drinbleiben und rausschauen." Da kann man mittlerweile schon sehen, wie die Krokusse sprießen. Und dank der ungewöhnlich milden Temperaturen hat auch manch typische Sommerflora wie Geranien bis in den Januar überlebt."Was bis jetzt überwintert hat, kann man auch versuchen, weiter durchzubringen", sagt Diplom-Biologe Karl-Heinz Schäffner. Schäffner ist Direktor der Volkshochschule Völklingen und hat dort einen eigenen Öko-Garten gegründet. Es empfehle sich dann nur, diese Sommerpflänzchen mit Stroh oder Vlies abzudecken. "Denn die nächste Frostperiode kommt bestimmt", glaubt er. Die bringe einen Rückschlag für all die Pflanzen und Obstbäume, die bereits ausgetrieben hätten: "Die müssen dann erst wieder neue Triebspitzen bilden." Angesichts solch unbeeinflussbarer Dinge kann Schäffner im Moment Gärtnern nur raten: "Die Ruhe bewahren." Und auf keinen Fall so übermütig werden, jetzt bereits im Freiland anzusäen oder gar zu setzen.

Im Ökogarten in Völklingen-Fürstenhausen war derweil der erste Arbeitseinsatz des Jahres. Für Leiter Jürgen Ehlert stand zunächst Bäume schneiden auf dem Programm. Ein frühzeitiges Auslichten der Spitze sei wichtig, damit sich dort nicht die Frostspanner festsetzten. Und der frühe Termin sei unproblematisch, "denn man kann Obstbäume schneiden bis kurz vor der Blüte und bei bis zu minus drei, fünf Grad". Wer gefräßige Schädlinge wie Frostspanner fernhalten will, sollte Leimringe am Stamm laut Schäffner am besten schon im Herbst angebracht haben.

Akt zwei der gegenwärtigen Aktionen im Ökogarten: Der Boden wird mit Grabgabeln gelockert und so für die Aussaat im Frühjahr vorbereitet. Entscheidend ist es dann aber laut Ehlert, den Boden wieder mit dem Rechen glatt zu ziehen. Denn sonst fänden Schnecken Risse, in denen sie ihre Eier ablegten. Wenn sie das an der Oberfläche tun müssten, bestehe eine weit größere Chance, dass die Eier erfrören oder gefressen würden. Ansonsten ist Schnecken die Wetterentwicklung relativ egal. Schäffner: "Die können sich bis zu 20 Zentimeter tief in Erdspalten verkriechen und so auch härtere Frostperioden überstehen."

Zudem regiere in der Natur eine wellenförmige Bewegung beim Verhältnis von Räuber- und Beutetieren wie Käfer, Kröten und Blindschleichen, die zum Beispiel Schneckeneier fräßen. Wenn sich der Frostspanner sehr stark vermehrt habe, folge dem die Vermehrung seiner natürlichen Feinde, während sich im nächsten Jahr wegen des sinkenden Nahrungsangebotes für die Räuber die Beutetiere wieder im Überhang befänden. Im Kampf gegen Schädlinge erhoffen sich die Gärtner nun auch Verstärkung aus der Luft. Ehlert: "Die Vögel haben, weil sie gut zu fressen hatten, im vorigen Jahr zwei- bis dreimal gebrütet."

Rosen sind ein empfindliches Kapitel. Wie man genau mit ihnen umgeht, hängt entscheidend von der Art ab. Ehlert empfiehlt, derzeit nur die Blüten abzuknipsen. Ansonsten ist das Rosenschneiden eine Wissenschaft für sich. Ebenso wie der Obstbaumschnitt, zu dem Jörg Dreistadt seinen eigenen, trockenen Kommentar hat: "Zehn Gartenbauer, zehn Meinungen." Oder, um mit Altbundeskanzler Helmut Kohl zu reden: Letztlich zählt nur, was hinten rauskommt.

oekogarten-voelklingen.de

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