Gartenbauer feiern 100. Geburtstag 100 Jahre - 100 Aktivitäten

St. Wendel. Bereits 1888 wurde in St. Wendel ein Obst- und Gartenbauverein gegründet. Er wäre, gäbe es ihn noch, der älteste Verein im Kreisgebiet. Ein Nutzgarten bedeutete damals ein Zubrot zum kargen Verdienst und eine Verbesserung der Ernährungslage. Gleichsam als "Servicestellen" für die Vereine wurden dann die Kreisverbände gegründet

 100 Obstbäume werden im Jubiläumsjahr gepflanzt. Foto: Archiv

100 Obstbäume werden im Jubiläumsjahr gepflanzt. Foto: Archiv

St. Wendel. Bereits 1888 wurde in St. Wendel ein Obst- und Gartenbauverein gegründet. Er wäre, gäbe es ihn noch, der älteste Verein im Kreisgebiet. Ein Nutzgarten bedeutete damals ein Zubrot zum kargen Verdienst und eine Verbesserung der Ernährungslage. Gleichsam als "Servicestellen" für die Vereine wurden dann die Kreisverbände gegründet. Unterstützt wurden die Bemühungen durch die Anstellung von Obstbauingenieuren und Obstbaubeamten in den Landratsämtern.Als Beweis für das 100-jährige Bestehen des Kreisverbandes St. Wendel kann keine Gründungsurkunde vorgelegt werden, aber die Recherchen des Saarbrücker Historikers Nikolaus Götz, der sich viele Jahre mit der Thematik in der Saar-Pfalz-Region beschäftigte, belegen, dass 1912 ein Kreisverband St. Wendel schriftlich erwähnt wurde. Bereits 1914 verfügte der Verband über rund 1400 Mitglieder in 30 Vereinen.

Wie engagiert die Vereine im Bereich der Obstbaumkultur waren, belegt die Obstbaumzählung vom 1. Dezember 1900, die 316 244 Bäume ergab. Besondere Bedeutung erfuhren die Obst- und Gartenbauvereine durch den Ausbruch des 1. Weltkriegs 1914. Die Ausfuhr von Obst und Gartenprodukten nach Deutschland wurde gestoppt. Im Gegenzug wurden alle Anstrengungen unternommen, die Selbstversorgung zu stärken. Dem Holzhunger der Rüstungsindustrie fielen allerdings auch viele Obstbäume zum Opfer.

Einen schweren Rückschlag mussten die Vereine im und unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg hinnehmen. Unzählige frühere Vereinsakteure waren gefallen oder in Kriegsgefangenschaft. Zudem waren, wie das Saarländische Bauernblatt 1948 schreibt, landesweit der Verlust von rund 700 000 Obstbäumen zu verzeichnen. Darüber hinaus wurden auf Anordnung der alliierten Militärregierung alle Vereine verboten und das bestehende Vermögen beschlagnahmt. Somit waren im Frühjahr 1945 die Obst- und Gartenbauvereine nicht nur personell ausgeblutet, sondern auch finanziell und organisatorisch ruiniert.

Doch schon 1946 startete der Neubeginn mit Gründungen in Freisen, Gronig und Tholey. Zu Beginn der 1950er-Jahre war die Saar-Pfalz-Region wieder von einem funktionierenden Netz von Obst- und Gartenbauvereinen überzogen. Der Kreisverband St. Wendel besteht aktuell aus 52 Vereinen mit rund 6400 Mitgliedern und ist nach dem Bezirksverband Saarbrücken der zweitgrößte Kreisverband innerhalb des Landesverbandes Saarland-Rheinland-Pfalz.

Die große Herausforderung für die Gartenbauvereine ist es sich am gesellschaftlichen Wandel und den geänderten Interessen der Bevölkerung zu orientieren. Das bedeutet, so sieht es der Kreisvorsitzende Rüdiger Rauber, "dem Zeitgeist folgen und gleichzeitig Traditionen zu pflegen und am Leben zu erhalten". red

St. Wendel. "In diesem Jahr feiert der Kreisverband St. Wendel der Obst- und Gartenbauer sein 100-jähriges Bestehen. Dies wollen wir zum Anlass nehmen, der Öffentlichkeit die vielfältigen Aktivitäten unserer Mitgliedsvereine wie Landschaftsschutz, Obstverwertung, Gartenkultur, Dorfverschönerung, Artenschutz oder Fortbildung ins Gedächtnis zu rufen und wenn möglich, zum Mitmachen zu bewegen", sagt der Kreisvorsitzende Rüdiger Rauber. Deshalb soll es auch keine einmalige zentrale Festveranstaltung geben, sondern ein Jubiläumsjahr unter Beteiligung aller Vereine unter dem Motto "100 Jahre - 100 Aktivitäten". Die öffentlichen Veranstaltungen der 52 Mitgliedsvereine werden in einem Veranstaltungskalender zusammengefasst und ab Mitte Februar veröffentlicht. Mit Unterstützung der Sparkassenstiftung wird der Kreisverband im 100-Jährigen 100 Obstbäume, verteilt über das gesamte Kreisgebiet, pflanzen.

Der Kreisvorsitzende lädt Jung und Alt ein, die Aktivitäten der Vereine durch Teilnahme zu unterstützen: "Die Vorbereitungen auf unser Jubiläumsjahr laufen, unsere Veranstaltungen werden auch Nichtmitgliedern kostenlos angeboten und unsere Vereine haben sich bereiterklärt, bei allen Neumitgliedern 2012 auf Beiträgen zu verzichten." red

Infos zum Jubiläumsprogramm: Geschäftsstelle, Telefon (0 68 51) 8 01 47 01.

kreisgarten-wnd.de

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"Die große Herausforderung der Gartenbauvereine ist es, dem Zeitgeist zu folgen und gleichzeitig Traditionen zu pflegen."

Kreisvorsitzender

Rüdiger Rauber

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