Ganz in Weiß mit einem neuen Lied

Saarbrücken. "Ich bin aufgeregt, ich heirate ja heute." Susan Ebrahimi lacht und blinzelt verschwörerisch, denn: Der Bräutigam ist schon verheiratet. Zudem steckt der vermeintliche Pfarrer in einem Faschingskostüm. So etwas gibt es nur beim Film

Saarbrücken. "Ich bin aufgeregt, ich heirate ja heute." Susan Ebrahimi lacht und blinzelt verschwörerisch, denn: Der Bräutigam ist schon verheiratet. Zudem steckt der vermeintliche Pfarrer in einem Faschingskostüm. So etwas gibt es nur beim Film.Die Braut ist in Wirklichkeit Sängerin und hat das Lied "Solang' die Liebe uns noch tragen kann", das Produzent und Kameramann Michael Schorlepp in Bilder umzusetzen will, selbst geschrieben. Schorlepp hat auf einem Schwebestativ, einer so genannten Steadicam, eine Kamera montiert und erzählt, was er weiter vorhat: "Ich setze eine zweite Kamera unten dazu, die steht seitenverkehrt, dreht das Bild auf den Kopf." So kann er zwei Perspektiven in einem Arbeitsgang filmen, "und beim Hin- und Herschneiden bleibt es synchron". Während er die Kameras weiter justiert, hat die Braut andere Probleme.

Prüfender Blick

"Mama, ich muss die Strähne da abschneiden." Die 16-jährige Tochter von Susan Ebrahimi bastelt an einer Hochsteckfrisur und die Schere rückt in bedrohliche Nähe der widerspenstigen Locke. Das Glätteisen hat Daria kurzerhand zum Lockenstab umfunktioniert, die Haare ihrer Mutter hat sie kunstvoll mit Klämmerchen nach oben gesteckt. Susan Ebrahimi schaut prüfend in den Spiegel und ist mit Make-up und Frisur zufrieden.

Egal, ob echte oder falsche Braut: Dem Kleid kommt besondere Bedeutung zu. Der Traum in Weiß wird vorsichtig ausgepackt. "Es war Liebe auf den ersten Blick.", sagt die Filmbraut und strahlt glücklich.

Modedesigner Alexander Kappen hat ihr das Märchenkleid für den Videodreh geliehen. Als die Sängerin das Kleid anhat, dürfen "Bräutigam" Alexander Nimsgern und "Pfarrer" Georges Gustave schauen und staunen: Ein Kunstwerk aus Satin, Tüll und Perlen - zauberhaft sieht die Braut aus. "Zauberhaft" heißt auch die aktuelle CD der Künstlerin.

Der Drehort ist spektakulär, die Kirche Saint Rémi in Forbach wunderschön. Und eiskalt. Deshalb ist die erste Einstellung auch fix abgedreht. Die Bildkontrolle am Monitor zeigt: Alexander Nimsgern sieht aus wie Leonardo DiCaprio, die Ähnlichkeit ist wirklich verblüffend. Aber das Brautpaar steht nicht nahe genug beieinander - die Szene wird wiederholt. In der nächsten Sequenz sitzt die Braut in der Kirchenbank und singt. Die bunten Glasfenster werfen Farbtupfen in das Kirchenschiff, die Glitzerperlchen am Brautkleid funkeln.

"Solang' die Liebe uns noch tragen kann, solange bleiben wir zusammen." Die Idee zu dem Lied kam Susan Ebrahimi bei einer Trauung in der Ludwigskirche. Bekanntlich wird jede zweite Ehe in Deutschland geschieden. "Kein Mensch kann bestimmen, wie lange eine Liebe hält. Eine Glaskugel hat man nicht", sagt die Sängerin, die nun mit dem Bräutigam durchs Kirchenschiff laufen muss. Was keiner unter dem bauschigen Stoff des Brautkleides sieht: Susan Ebrahimi hat ihre High Heels gegen Bärchensocken und Stiefel getauscht. Vorneweg läuft der Kameramann mit der Steadicam. Das Schwebestativ ist samt Filmausrüstung knapp 20 Kilo schwer. Michael Schorlepp rennt. Aber nicht schnell genug, denn beim ersten Dreh wird er fast vom Brautpaar überrollt. Zumindest dem Kameramann ist warm geworden.

Ob Susan Ebrahimi vom Leonardo-DiCaprio-Double in Forbach geküsst wird oder nicht, wird an dieser Stelle nicht verraten. Herausfinden kann man das bei Goldstar TV, Gute Laune TV und auf der Website der Sängerin. "Drehschluss", ruft der Regisseur irgendwann. Irgendwer oben hat's gehört, die Glocke von Saint Rémi läutet.

susanebrahimi.de

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