Gallo-römische Zeitreise für Jung und Alt

Tholey. "Schauen Sie mal, das ist eine Zäpfchenzange, mit der im zweiten und dritten Jahrhundert Blutgefäße abgedrückt wurden", lockte der römische Medicus Oliver Teske aus Oberursel beim Grabungsfest im Tholeyer Wareswald die Besucher an seinen Tisch. Darauf lagen Instrumente, mit denen in der Antike die Patienten behandelt wurden

 Jannis (mit Mütze, links) hat etwas gefunden. Ein Stück Holz mit Grünspanbelag - das deutet auf Kupfergegenstände im Boden hin. Damian, Jaso und Max graben fleißig mit. Foto: B&B

Jannis (mit Mütze, links) hat etwas gefunden. Ein Stück Holz mit Grünspanbelag - das deutet auf Kupfergegenstände im Boden hin. Damian, Jaso und Max graben fleißig mit. Foto: B&B

Tholey. "Schauen Sie mal, das ist eine Zäpfchenzange, mit der im zweiten und dritten Jahrhundert Blutgefäße abgedrückt wurden", lockte der römische Medicus Oliver Teske aus Oberursel beim Grabungsfest im Tholeyer Wareswald die Besucher an seinen Tisch. Darauf lagen Instrumente, mit denen in der Antike die Patienten behandelt wurden. "Und das hier ist ein Haken, mit dem er die Wunde auseinanderdrückte, und das ein Löffel zum Reinigen der Wunden", fuhr Teske fort. "Und mit diesem Instrument wurden Blasensteine entfernt - natürlich alles ohne Narkose, denn die gab es erst im 19. Jahrhundert."Mehrere hundert Besucher kamen zum zehnten Fest im Grabungsbereich des gallo-römischen Vicus Wareswald. Viele von ihnen wurden von der Römergruppe "Legio XIIII Gemina" begrüßt, die für zwei Tage ihre Zelte aufgeschlagen hatte. Die Gruppe stellte eine Militäreinheit aus der Zeit des Kaisers Augustus dar. Angetan mit Tunika, Kettenhemd, Rüstung und Helm, das Schwert im Gürtel und Schild und Wurfspeer in Händen waren die Soldaten ein echter Hingucker. Der Centurio, der Befehlshaber, hatte den Namen Lucius Valerius Albinus angenommen. Hinter der Rüstung verbarg sich Peter Klein aus Ottweiler.

Großes Markttreiben

Viele Zuschauer hatten die keltischen Krieger, die Kampftechniken und Verfolgungsjagden vorführten und dabei blitzende Lanzen und Schwerter einsetzten. Die für die Kämpfe eigens trainierten Pferde stammten aus der südfranzösischen Camargue. Beim Bummel über das Fest begegneten die Besucher Handwerkern aus der Zeit des Vicus. So dem Bronzegießer Frank Wiesenberg aus Aachen. Er schmolz in einem Tiegel bei 1250 Hitzegraden Metall und goss das flüssige Metall in Sandformen. Der Schmied hämmerte Werkzeuge und Waffen wie in alter Zeit zurecht, während der Bäcker viele Köstlichkeiten nachgebacken hatte, die vor 2000 Jahren auf den Esstischen der Römer lagen. Mit verschiedenen Arbeitsgruppen war der Freundeskreis Keltischer Ringwall Otzenhausen vertreten. Andrea Petry und Nicole Roth von der Textilgruppe woben Gürtel mit einem Holzbrettchen, durch dessen Löcher sie eifrig und geschickt die Fäden zogen.

Auch das Weben mit einem Kamm wurde gezeigt. Ein besonderes Schaustück war der dicke Klumpen Roheisen, der beim Celtoi-Fest in Otzenhausen beim Verhütten von Eisen entstanden war. Keramik, Glaswaren, Lederwaren und Schmuck stießen bei den Besuchern auf großes Interesse. Projektleiter Klaus-Peter Henz stellte bei zwei Führungen die neuen Grabungsergebnisse vor. "Das Publikum war sehr interessiert und war sehr wissbegierig."

Eröffnet wurde das zehnte Grabungsfest durch den Kreisbeigeordneten Friedbert Becker (CDU). Er hatte eine gute Nachricht mitgebracht: Für das Grabungsgebiet im Wareswald wird ein Gerät angeschafft, mit dem effizientere Messungen möglich sind.

Auf einen Blick

Legio XIIII Gemina ist eine neue Römergruppe, die eine römische Militäreinheit in Form einer Abordnung der 14. Legion Gemina einschließlich gallischer Hilfstruppen darstellt. Die Darstellungsepoche erstreckt sich in etwa auf die Zeitenwende. Neue Mitglieder sind willkommen.

Weitere Infos: Peter Klein, Ottweiler, Telefon (0 68 24) 3 00 42 51, Im Internet: www.legioxiiiigemina.de.gtr

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