Fußballspiel bringt Religionen zusammen

St. Ingbert. Nimmt man die politische Großwetterlage, so widmen sich die Entscheidungsträger seit dem aktuellen Sarrazin-Buch wieder verstärkt dem Thema "Integration". In St. Ingbert wird diese hingegen einfach gelebt

 Christen (gelbe Trikots) und Muslime aus St. Ingbert traten zum Fußballspiel miteinander im Betzentalstadion an. Foto: Martin

Christen (gelbe Trikots) und Muslime aus St. Ingbert traten zum Fußballspiel miteinander im Betzentalstadion an. Foto: Martin

St. Ingbert. Nimmt man die politische Großwetterlage, so widmen sich die Entscheidungsträger seit dem aktuellen Sarrazin-Buch wieder verstärkt dem Thema "Integration". In St. Ingbert wird diese hingegen einfach gelebt. "Es braucht keinen Gewinner", erklärte Fred Schneider-Mohr am Sonntagnachmittag am Rande des Spielfeldes im Betzentalstadion die Hintergründe der Veranstaltung. Der protestantische Pfarrer der Christuskirchengemeinde ist für seine Vielseitigkeit bestens in der Mittelstadt bekannt. Am Wochenende ging es jedoch nicht um ihn. Bereits zum zweiten Mal hieß es "Ökumenische Christen kicken gegen St. Ingberter Muslime". Ein Fußballspiel, bei dem sich Katholiken, Protestanten und Muslime kennenlernten.

Das Entscheidende vorneweg: Exakt das gleiche Ergebnis und auch der gleiche Gewinner stand am Ende der zweiten Halbzeit fest. War 2008 die Mannschaft der Christen mit 4:1 Sieger über die St. Ingberter Muslime, war dies am Reformationstag exakt identisch. Und auch der Tag war bewusst gewählt. Schneider-Mohr betonte dies ausdrücklich. Immerhin sei das Spiel "im Sinne der guten Nachbarschaft". Man habe engen Kontakt zur "Eyüp-Sultan-Moschee" in St. Ingbert.

Dabei brauche man das Miteinander gar nicht zu betonen. Man bekoche sich gegenseitig, die Gotteshäuser würden den jeweils anderen durch Besuche nähergebracht, und es gäbe Einladungen auf Leitungsebene. So motiviert wie bei einem Treffen mit den muslimischen Jugendlichen habe Fred Schneider-Mohr seine Konfirmanden noch nie erlebt. Doch der Mann wollte eigentlich gar nicht viel reden, sondern vielmehr mit seiner Truppe Fußball spielen. Im gelb-schwarzen Dress - Schneider Mohr trug die Spielernummer neun - stellte man sich Fair dem sportlichen Wettkampf gegen die Männer in blau-weiß. Auffällig: Die Christen hatten eine Mannschaft im Alter von 15 bis 60 Jahren. "Die Älteren bei uns spielen weniger Fußball", meinte Ahmed Cakir. Er ist die treibende Kraft auf der muslimischen Seite. Dort bestand die Mannschaft aus Spielern im Alter von 16 bis maximal 40 Jahren. Freundschaft, Dialog und die Zusammengehörigkeit standen bei Cakir und seinem Team im Vordergrund. Und natürlich "fair play", wie ein Mitspieler vor dem Spiel meinte.

Diese Integration sei vor allem für die Jugend wichtig, meinte Organisator Cakir. Aktuelle politische Dinge spielten hier keine Rolle. Die Veranstaltung sei schon seit langem geplant gewesen. Auch den Respekt vor dem christlichen Gegner habe man nicht erst seit gestern. Die gaben nämlich mächtig Gas. Bereits in der neunten Minute verbuchten sie das erste Tor auf ihrem Konto. Die vorwiegend türkischen Gegner legten sich richtig ins Zeug, hatten aber wegen des starken christlichen Torwartes wenige Chancen. Und dann die Fans: Sie waren mit rund drei Dutzend zwar ein wenig spärlich, hatten jedoch Dank Vuvuzela-Tröten von der letzten WM für richtige Stimmung im Betzentalstadion gesorgt. Blumen und türkische Spezialitäten überreichten sich zuvor beide "Gegner".

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