Für eine gerechtere Gesellschaft

Homburg. Ralf Reinstädtler erfüllt nicht das Klischee eines verärgerten ehemaligen Sozialdemokraten, den es jetzt aus Trotz zur Linkspartei verschlagen hat

Homburg. Ralf Reinstädtler erfüllt nicht das Klischee eines verärgerten ehemaligen Sozialdemokraten, den es jetzt aus Trotz zur Linkspartei verschlagen hat. Nein, der 43-jährige gelernte Werkzeugmacher, der sich an der Akademie der Arbeit zum Arbeits- und Sozialrechts-Experten fortgebildet hat, steht nüchtern mit beiden Beinen auf dem Boden und will etwas gestalten, das er "einen Politikwechsel" nennt. Dafür will er in den Deutschen Bundestag einziehen.

Seine Chancen schätzt Reinstädtler nicht schlecht ein, zumal er in sämtlichen Industrie-Betrieben im Raum Homburg einen bekannten Namen als engagierter IG-Metaller hat. "Ich bin seit über zehn Jahren IG-Metall-Geschäftsführer. Da haben wir zusammen mit den Betriebsräten so manche Kämpfe ausgefochten und unzumutbare Härten verhindern können," sagt er, nicht ohne Stolz. Und da hat er sich den Ruf als ernst zu nehmender Verhandlungspartner erworben. Polemik ist seine Sache nicht. "Ich will auf eine gerechtere Gesellschaft hinarbeiten", ist sein Ziel. Dafür wolle er sich im Bundestag einsetzen.

Ihn trieben viele Probleme um, die mit dem Sozialabbau der Schröder-SPD erst möglich geworden seien. "Nehmen wir mal die Leiharbeit. Da werden ordentlich bezahlte Arbeitnehmer gegen billige Arbeitskräfte ausgetauscht. Dieses Lohndumping schadet dem Land auf Dauer." Dass Menschen, die 30, 40 Jahre gearbeitet haben, ihren Job verlieren und nun wegen Hartz IV ihre Lebensersparnisse aufbrauchen müssen, "das ist furchtbar, diese Leute werden doch verrückt, die verzehren ihre Zukunft, die sie sich fürs Alter zurückgelegt haben." Das Grundproblem unserer Gesellschaft sieht er darin, dass die Spirale sich derzeit nach unten drehe. Die Auswirkungen mangelnder Kaufkraft und dem damit einhergehenden Lohndumping habe er in Thüringen beobachtet: "Da bekommt die Friseurin nur drei Euro in der Stunde, aber ihr Chef hat auch nicht viel mehr, weil die Leute insgesamt für einen Haarschnitt nicht mehr als acht Euro bezahlen können."

Gleichzeitig würden rund zehn Prozent der Bevölkerung eine Art eigenen Staat aufmachen, mit Privatschulen und Privatkassen. Das könne keine Gesellschaft auf Dauer verkraften. Seine Prognose? "Wir drei Kandidaten Astrid Klug (SPD), Alexander Funk (CDU) und ich werden jeweils um die 30 Prozent bekommen." Dann müssten am Ende die Kommastellen entscheiden. > wird fortgesetzt

Auf einen Blick

Dem Wahlkreis 299, auch Wahlkreis Homburg genannt, gehören an: der Saarpfalz-Kreis, Teile des Kreises Neunkirchen (Stadt Neunkirchen und Spiesen-Elversberg) sowie Quierschied, Friedrichsthal und Sulzbach. Rund 27 Prozent der Bevölkerung des Saarlandes wohnen in diesem Wahlkreis. Es gibt rund 200 000 Wahlberechtigte.red

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