"Für die Natur stark machen"

Herr Hermann, wie sieht ein normaler Arbeitstag eines Rangers aus?Karl Hermann: Einen Standard-Arbeitstag gibt es Gott sei Dank nicht. Das macht die Arbeit eines Rangers auch so interessant und abwechslungsreich. In meinen Aufgabenbereich fallen unter anderem die Kontrolle der Schutzgebiete, Gespräche mit den Besuchern und Nutzern, das Erfassen von Tier- und Pflanzenarten

 Einen Standard-Arbeitstag gibt es bei einem Ranger wie Karl Hermann nicht. Fotos: Naturwacht

Einen Standard-Arbeitstag gibt es bei einem Ranger wie Karl Hermann nicht. Fotos: Naturwacht

Herr Hermann, wie sieht ein normaler Arbeitstag eines Rangers aus?Karl Hermann: Einen Standard-Arbeitstag gibt es Gott sei Dank nicht. Das macht die Arbeit eines Rangers auch so interessant und abwechslungsreich. In meinen Aufgabenbereich fallen unter anderem die Kontrolle der Schutzgebiete, Gespräche mit den Besuchern und Nutzern, das Erfassen von Tier- und Pflanzenarten. Die Kontrolle der Beschilderung sowie die Beurteilung und Weitermeldung von notwendigen Pflegemaßnahmen gehören ebenso dazu. Ein wichtiges Feld ist auch die Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit, ebenso wie Führungen, Camps, Infostände und Mitwirkung bei größeren Veranstaltungen. Hierbei werden auch Pflegevorschläge an das Landesamt für Umweltschutz eingereicht. Kleinere Arbeiten erledige ich auch mal per Hand. Ebenso gibt es im Rahmen von Beschäftigungsmaßnahmen Arbeitstrupps, die von mir eingewiesen und koordiniert werden. Ich unterstütze außerdem als Mittelsmann ehrenamtliche Naturwächter, die vom Umweltministerium ernannt werden.

Seit 1998 ist Ranger ein bundesweit anerkannter Beruf, seit 2005 gibt es im Saarland Naturwächter. Wie wird man Ranger?

Hermann: Voraussetzung ist ein grüner Beruf mit mehrjähriger Berufserfahrung, also etwa Forst- oder Landwirt. Hinzu kommt eine einjährige Ausbildung an Landesakademien für Naturschutz mit dem Abschluss und der Berufsbezeichnung Geprüfter Natur- und Landschaftspfleger. Dann muss man natürlich noch die Fähigkeit haben, mit Menschen jeglicher Couleur umgehen zu können. Und zu guter Letzt sollte man noch das Glück haben, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein, denn es gibt bundesweit nur 450 Rangerstellen. Rein rechnerisch ist ein Sechser im Lotto wahrscheinlicher, als den Rangerberuf ausüben zu dürfen. Ich hatte das Glück, 2007 in die Saarländische Naturwacht als einer von vier Rangern eintreten zu können.

Sie betreuen die Naturschutz- und Natura2000-Gebiete im Landkreis St. Wendel. Wo liegt eigentlich da der Unterschied?

Hermann: Naturschutzgebiete sind in Landes- und Bundesgesetzen verankert, haben also nationalen und regionalen Bezug. Natura-2000-Gebiete sind Gebiete von europäischer oder sogar weltweiter Bedeutung. Das sind Gebiete mit besonderen Pflanzen, Tieren oder Gesellschaften, für deren Erhalt wir international verantwortlich sind.

Wie schätzen Sie den Stand dieser Gebiete im Landkreis ein?

Hermann: Die Gebiete im Landkreis St. Wendel kann ich noch nicht so detailliert einschätzen. Im Gegensatz zu meinen vormaligen Betreuungsgebieten im Regionalverband Saarbrücken gibt es aber offensichtlich schon Unterschiede. Aufgrund der hiesigen, zumeist ländlich geprägten Strukturen und der relativ geringen Bevölkerungsdichte, kann man davon ausgehen, dass hier die Welt weitestgehend noch in Ordnung ist. Die Schutzgebiete sind in eine Naturlandschaft eingebettet und nicht, wie etwa in Saarbrücken, oftmals zwischen Straßen, Wohn- und Gewerbeflächen eingezwängt. Das ist schon ein ganz anderes, harmonischeres Gesamtbild.

Wie wollen Sie die Menschen im Landkreis für Ihre Arbeit sensibilisieren?

Hermann: Sensibilisierung hat immer etwas mit dem Wissen von Zusammenhängen zu tun. Deshalb versuche ich bei Führungen und durch Gespräche mit Besuchern, diese Zusammenhänge in der Natur und deren Schönheit zu vermitteln.

Wie gehen Sie gegen Umweltsünder vor?

Hermann: Den Umweltsünder gibt es in verschiedener Ausprägung. Da gibt es Menschen, die sich ihres Handelns nicht bewusst sind oder vielleicht noch nie darüber nachgedacht haben, was daran falsch ist, Müll einfach in die Landschaft zu schmeißen. Hier bevorzuge ich das direkte, klärende Gespräch. Andere Fälle, in denen es sich um regelrechte, vorsätzliche Müllentsorgung handelt, werden ohne Wenn und Aber angezeigt. So etwas kann und darf niemand ignorieren. Hier sollte sich jedermann stark für die Natur machen.

Wie findet die Kooperation zwischen anderen Organisationen und Institutionen statt?

Hermann: Die Zusammenarbeit mit Organisationen wie Naturschutzverbänden oder auch Jägern besteht zum Großteil im Informationsaustausch und in der gemeinsamen praktischen Arbeit.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Schulen?

Hermann: Schulen werden entweder von mir angesprochen oder ich bekomme Anfragen. Das können dann Führungen oder Projekttage sein. Leider können wir nicht immer alle Anfragen bedienen, da es nur vier Ranger für das gesamte Saarland gibt und wir noch viele weitere Aufgaben zu erledigen haben.

Was sind Juniorranger?

Hermann: Die Juniorranger gibt es seit Anbeginn der Naturwacht. Leider besteht derzeit landesweit nur eine Gruppe, die in Kooperation mit der Gemeinde Eppelborn aktiv ist. Im Moment besteht die Gruppe aus zehn Kindern im Alter von acht bis zwölf Jahren, die sich alle zwei Wochen trifft. Praktische Naturschutzarbeiten, Wissensvermittlung, Exkursionen, Basteleien und Spiele, Aktionen wie Fotoworkshops, Ausflugsfahrten und vieles mehr werden den Kindern hier geboten.

Dabei kommt es vor allem darauf an, Spaß für Natur und Umwelt zu wecken und den Kindern die Möglichkeit zu geben, wertvolle und nachhaltig wichtige Erfahrungen zu machen.

Sie waren zuvor im Urwald vor den Toren der Stadt in Saarbrücken als Wildnislehrer und -mentor beschäftigt. Wie unterscheidet sich diese Tätigkeit von Ihrer jetzigen?

Hermann: Dort habe ich ebenfalls die klassischen Rangertätigkeiten ausgeführt. Es ist aber klar, dass in einem werdenden Urwald das Thema Wildnis Priorität besitzt. Dies war in Sachen Umweltbildung auch mein Hauptfeld. Das kam meiner privaten Leidenschaft und privat ambitionierten Ausbildung zum Wildnismentor natürlich sehr entgegen. Ich werde auch weiterhin, zum Beispiel in Camps, diese speziellen Kenntnisse anbringen können. Ein Wildnismentor und -lehrer hat aber natürlich die gesamte Natur im Blick, nicht nur die sogenannte Wildnis. Aber Wildnis, oder eine gewisse Wildheit, zumindest im Kopf und in der Art der Durchführung, werden auch die Führungen und Veranstaltungen in meinen neuen Gebieten beeinflussen und bereichern.

Auf einen Blick

Seit dem 19. Jahrhundert gibt es im anglo-amerikanischen Raum Ranger, also Naturwächter. In Deutschland ist dieser Beruf seit 1998 anerkannt. Das Saarland verfügt über vier Ranger. Verantwortlich ist die Naturwacht Saarland, die eine Gesamtfläche von circa 20 000 Hektar betreut. Träger der Naturwacht ist die Naturlandstiftung Saar. Finanziert wird diese unter anderem durch das Ministerium für Umwelt, Energie und Verkehr. Kontakt: Karl Hermann, Hofgut Imsbach, 66636 Theley, Telefon: (0 68 53) 8 54 09 13, E-Mail: k.hermann@naturwacht-saarland.de. lk

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