Fuchs nimmt Bombe die Schärfe

Mettlach · 23 Minuten brauchte Bombenexperte Werner Fuchs gestern Morgen. Aus dem hochexplosiven Fund war ein harmloser Haufen Schrott geworden. Die Werkzeuge des Polizisten: Hammer, Meißel und Zange.

 Geschafft: Werner Fuchs hat den Blindgänger entschärft. Fotos: Rolf Ruppenthal

Geschafft: Werner Fuchs hat den Blindgänger entschärft. Fotos: Rolf Ruppenthal

 Ungewohnt: Mettlachs Fußgängerzone ist menschenleer.

Ungewohnt: Mettlachs Fußgängerzone ist menschenleer.

Max Lerch und Horst Langenfeld sind die Letzten, die die Alte Abtei vor der Bomben-Entschärfung verlassen und die Ersten, die an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Während die beiden Portiers nach gut einer Stunde Zwangspause in der Pförtnerloge von V&B wieder Platz nehmen, lässt sich Werner Fuchs nach erfolgreicher Arbeit den Kaffee schmecken, sieht zu, wie Pascal Gorges den Bagger wendet, um die amerikanische Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg abzutransportieren. Um die Bombe sicher auf die Schaufel zu hieven, stellt Fuchs, Experte vom Kampfmittelräumdienst, für einige Minuten die Tasse mit dem dampfenden Getränk zur Seite, unterstützt seinen Kollegen Reimund Meiser, der versucht, den 250 Kilo schweren Koloss mit einem Seil auf die Schaufel des Baggers zu wuchten. 23 Minuten hat Fuchs gebraucht, um aus dem hochexplosiven Fund einen Haufen harmlosen Schrott zu machen - mit Hammer, Meißel und Rohrzange. "Werkzeuge, die ich zu Hause habe", wie er bescheiden verrät. Bauarbeiter waren am Mittwoch auf die Bombe gestoßen. Fuchs, der sie unmittelbar nach dem Auffinden begutachtete, hatte Entwarnung gegeben: "Sie muss nicht sofort entschärft werden." Als Grund nannte der Fachmann den Zünder. " Bei einem Standardzünder besteht keine Gefahr einer Selbstzündung." Da der Zahn von rund 70 Jahren an der Bombe genagt hat, braucht's auch eine halbe Dose Rostentferner, wie er verrät.

Um 11.01 Uhr erhält Christian Thul von der Mettlacher Feuerwehr die Meldung, dass der Experte mit der Arbeit begonnen hat. Hinter Thul und den übrigen 294 Einsatzkräften von Polizei, Feuerwehr, Technischem Hilfsdienst, DRK, Malteser Hilfsdienst, Katstrophenschutz und Mitarbeitern der Verwaltung liegen fast sechs Stunden Arbeit. Straßen müssen abgesperrt, Wege verriegelt werden, Kontrollposten Stellung beziehen.

Sirenen heulen

Kurz vor zehn suchen Alfred Oehm und Jürgen Schonarth von der Polizei und Feuerwehrleute die 180 Bewohner im Radius von 300 Metern auf. "Sie haben die Flugblätter erhalten, die vor einem Verlassen der Häuser während der Entschärfung warnen? Bitte sorgen Sie auch dafür, dass sich niemand im Dachgeschoss aufhält" - eine freundliche Aufforderung, die nicht auf taube Ohren stößt. Derweil haben Mitarbeiter der Geriatrie die 43 Patienten aus dem Dachgeschoss gebracht, wie der technische Leiter, Jörn Malzahn, erzählt. "Sie werden in Therapieräumen und Aufenthaltsräumen betreut. Wir haben dafür unser Personal auf rund 50 aufgestockt.

Den Zug um 10.45 Uhr lassen die Sicherheitskräfte durch den Bahnhof, nur ein Steinwurf vom V&B-Gelände entfernt, passieren. Danach ist erstmal Schluss, bis nach der Entschärfung. Längst ist Feuerwehrmann Andreas Fandel von seiner Sicherungstour zurück - auf Geheiß des neuen Gemeindewehrführers Thomas Wagner. "Die Gitter sind verschlossen, Martin Junges kontrolliert vom Fenster des Wohnhauses in der Saaruferstraße 1, dass niemand draußen rumläuft", gibt Fandel zu Protokoll. Um 10.48 Uhr lassen Stefan Fixemer, Chef des Ordnungsamtes, und Thomas Jager die Sirenen läuten - Zeichen, dass die Entschärfung beginnen kann. Um 11.25 wieder Sirenengeheul nach erfolgreicher Arbeit.

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