Früherer Wartesaal wurde zum Restaurant

Völklingen. Am ehemaligen "Haltepunkt Heidstock" der Bahnlinie Lebach-Völklingen findet man heute statt der Schienen eine Tischtennisplatte aus Beton. Der Heidstocktunnel? Ist zugewachsen! Die Bahntrasse? Wurde zum Radweg umfunktioniert. Aus der Ankunftshalle samt Wartesaal und Bahnerbüro Völklingen wurde ein Restaurant mit Kulturbetrieb

 Wolfgang Schöpp zeigt Karl Heinz Janson und Besucher Hubert Kesternich ein historisches Fotomotiv (von links).Foto: Becker & Bredel

Wolfgang Schöpp zeigt Karl Heinz Janson und Besucher Hubert Kesternich ein historisches Fotomotiv (von links).Foto: Becker & Bredel

Völklingen. Am ehemaligen "Haltepunkt Heidstock" der Bahnlinie Lebach-Völklingen findet man heute statt der Schienen eine Tischtennisplatte aus Beton. Der Heidstocktunnel? Ist zugewachsen! Die Bahntrasse? Wurde zum Radweg umfunktioniert. Aus der Ankunftshalle samt Wartesaal und Bahnerbüro Völklingen wurde ein Restaurant mit Kulturbetrieb.Just hier, mitten im ehemaligen Industriebahnhof, erinnert nun eine historische Bilderausstellung an die längst stillgelegte Köllertalbahn, die vor 100 Jahren, am 1. Oktober 1911, ihren Betrieb aufgenommen hat. Über 100 historische Fotos haben die Veranstalter zusammengetragen, dazu Fahrpläne, Fahrkarten, Wagenzettel sowie Zugmodelle aus mehreren Jahrzehnten, die hier verkehrt sind.

Wolfgang Schöpp vom Heimatkundlichen Verein Warndt trägt zur Ausstellungs-Eröffnung eine originale Schaffneruniform mit Mütze, Kelle, Trillerpfeife und Kelle. Ins Grübeln könnte geraten, wer, wie der Schreiber dieser Zeilen, vor einem halben Jahrhundert (mit der schnaufenden Dampflokomotive) von Püttlingen zur Schule nach Völklingen gefahren ist, wie Zehntausende anderer Schüler auch. Nicht zu vergessen die unzähligen Arbeiter, die über Jahrzehnte aus dem beschaulichen Köllertal ins damals noch pulsierende Völklingen pendelten, um "uff da Hidd" ihrem Broterwerb nachzugehen.

Karlheinz Janson, Verfasser des Bildbandes "100 Jahre Köllertalbahn" und engagierter Kenner der regionalen Heimatgeschichte, wusste bei der Vernissage als Referent mehr. Mit der zunehmenden Industrialisierung des Saarbeckens wuchs um die vorletzte Jahrhundertwende das Bedürfnis der Industrie (und des Militärs) nach einer eigenen Bahnstrecke. In drei Jahren wurde die Bahnstrecke Völklingen-Püttlingen-Heusweiler-Lebach zwischen 1908 und 1911 erbaut - weitgehend von Arbeitern in "Eisenbahnrotten" und in Handarbeit: "Unvorstellbar, wenn man sich die heutigen langen Bauzeiten, etwa bei der Saarbahn, vor Augen hält", so der Referent.

Ihre Blüte erlebte die Köllertalbahn in den Dreißiger Jahren - mit 56 Zügen beziehungsweise 8000 Fahrgästen, die täglich in Völklingen ankamen. Zum Kriegsende 1945 sprengte die Deutsche Wehrmacht unsinnigerweise alle Brücken der Köllertalbahn, die im Zuge des Wiederaufbaues bis 1947 wieder neu erstanden. Damit erlebte die Bahnstrecke eine neue, jedoch kurze Nachblüte. Blieben ihr doch im Zuge des Wirtschaftswunders, mit dem sich beinahe alle Arbeiter ihr eigenes Auto leisten konnten, beziehungsweise mit den konkurrierenden Busunternehmen die Kunden aus, so dass der Personenverkehr im September 1985 stillgelegt wurde.

Wer weiß? Vielleicht kommt der Schienenverkehr zwischen Lebach und Völklingen im Zuge des Saarbahn-Ausbaues noch einmal zu neuen Ehren.

Die Ausstellung ist bis zum 27. Juni täglich (außer Montag) geöffnet von 11.45 bis 14.45 und von 17.45 bis 22.45 Uhr. Der Eintritt ist frei. Sonderpostmarke und Sondermarke mit Stempel sind im Lokal erhältlich.

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