Frühe Hilfe bei der Berufswahl

Saarbrücken. Auch wenn am Freitag der offizielle Tag der offenen Tür war - bei B.i.k.e. ist die Tür immer offen. Hinter der sperrigen Bezeichnung verbirgt sich das Projekt "Berufliche und interkulturelle Kompetenzen erwerben" der Gemeinnützigen Gesellschaft für Arbeitslosenberatung und Beschäftigung Burbach (Gabb). Die vier Mitarbeiter kümmern sich um drei verschiedene Dinge

Saarbrücken. Auch wenn am Freitag der offizielle Tag der offenen Tür war - bei B.i.k.e. ist die Tür immer offen. Hinter der sperrigen Bezeichnung verbirgt sich das Projekt "Berufliche und interkulturelle Kompetenzen erwerben" der Gemeinnützigen Gesellschaft für Arbeitslosenberatung und Beschäftigung Burbach (Gabb). Die vier Mitarbeiter kümmern sich um drei verschiedene Dinge. Zum einen gehen sie morgens an die Gesamtschule Rastbachtal und betreuen dort 60 Kinder aus der achten Klasse in interkultureller Kommunikation. Dadurch soll Fremdenfeindlichkeit vorgebeugt werden. "Unterschiede sind nicht immer schlecht. Das ist einer der Sätze, die wir in Diskussionen herausarbeiten", erzählt B.i.k.e.-Mitarbeiterin Bettina Wahlen. Das Projekt begann im März 2009, der Vertrag läuft bis 2012. Das Büro ist im Rastpfuhl-Carrée. "Gerade in der Nachmittagsbetreuung gibt es wegen der verschiedenen Kulturen Probleme. Kinder fragen zum Beispiel, warum andere kein Schweinefleisch essen. Manche Kinder leben in zwei Welten, da ist es schwer, sich in beiden zurechtzufinden", weiß Wahlen. 60 Prozent der Kinder der Gesamtschule mit den Einzugsbereichen Malstatt und Burbach stammen aus Einwandererfamilien. 30 Prozent der Einwohner in Burbach und ihre Kinder stammen aus den verschiedensten Ländern, zum Beispiel aus Sri Lanka, Nordafrika, Russland und der Türkei. Die zweite Aufgabe ist die Förderung von 20 Langzeitarbeitslosen der Gabb in Sachen interkulturelle Kommunikation. Aber das dritte und wichtigste Teilprojekt ist die Berufsberatung von 40 ERS-Schülern. "Das setzt zum achten Schuljahr, also zum Hauptschul-Abschluss, an. Viele fragen: Welche Berufe gibt es überhaupt? Was kann ich nach der Schule machen?", berichtet Projektleiter Jochen Schmidt. Er und seine Kollegen unterstützen die Kinder mit einem Profilpass, damit sie ihre Talente und Neigungen erkennen. Die Suche nach Praktikumsstellen, die Vorbereitung auf Eignungstests und das Schreiben einer tadellosen Bewerbung sind weitere Elemente der Arbeit. Denn fast immer haben es die Kinder aus Migrantenfamilien dabei schwerer. "Viele Eltern unterstützen ihre Kinder nicht so. Das hängt oft auch von der Religion und vom sozialen Status ab", weiß Schmidt. Für ihn ist die Arbeit sehr befriedigend. "Es besteht einfach ein Riesenbedarf. Man merkt, dass man Gutes tut. Und die Kinder machen mit." Dabei sei es wichtig, die Schüler dort abzuholen, wo sie stehen. Hemmschwellen sollen abgebaut, dafür Hilfe und Kontakte angeboten werden. Denn zum Beispiel für einen Schüler mit Hauptschulabschluss gibt es mittlerweile nur noch 30 Berufe, die er erlernen kann. Auch Dieter Schumann, Geschäftsführer der Gabb, freut sich über die ersten Erfolge von B.i.k.e.: "Ich bin sehr zufrieden. Die Kollegen sind schnell an der Schule angenommen worden, werden auch stark von Schulleitung und Lehrern unterstützt. Es ist ein Projekt mit Vorbildfunktion. Denn der Bedarf ist da - auch in anderen Saarbrücker Stadtteilen."

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