Frische Krimikost und entstaubte Konserven

Saarbrücken. Wenn jemand nicht zum Genießen in ein Spitzenrestaurant kommt, dann ist er womöglich - nein, kein Gourmetkritiker - ein Mörder. Oder eine Mörderin. Für diese Variante hat sich Tatjana Kruse entschieden. Kruse ist eine von 16 Autorinnen und Autoren, die in einem neuen Buch aus dem Saarbrücker Conte-Verlag kriminelle Handlungen mit Kochkunst kombinieren

 16 Krimis, 16 Rezepte gibt es in diesem Buch. Foto: Conte

16 Krimis, 16 Rezepte gibt es in diesem Buch. Foto: Conte

Saarbrücken. Wenn jemand nicht zum Genießen in ein Spitzenrestaurant kommt, dann ist er womöglich - nein, kein Gourmetkritiker - ein Mörder. Oder eine Mörderin. Für diese Variante hat sich Tatjana Kruse entschieden. Kruse ist eine von 16 Autorinnen und Autoren, die in einem neuen Buch aus dem Saarbrücker Conte-Verlag kriminelle Handlungen mit Kochkunst kombinieren. "Muscheln, Mousse und Messer" nennt sich die von Ingrid Schmitz herausgegebene Kurzgeschichten- und Rezeptesammlung.

Aus dieser "kulinarischen Krimi-Anthologie" und aus zwei anderen Krimis, die Conte in diesem Jahr auf den Markt gebracht hat, lesen heute, 20 Uhr, Mitarbeiter des Verlags im Kultur- und Werkhof Nauwieser Neunzehn. Das Ganze bei freiem Eintritt.

Während "Muscheln, Mousse und Messer" frische Krimikost serviert, kommen die beiden anderen Neuerscheinungen aus Konserven, die Conte erstmal abstauben musste. "Auf Godot wartet keiner" ist einer von 21 Romanen des 1995 gestorbenen französischen Schriftstellers Jean Meckert. Unter dem Pseudonym Jean Amila veröffentlichte er seine Krimis in der "serie noire" des Gallimard-Verlags. Dass Conte einige Amila-Romane neu auflegt, hat damit zu tun, dass der Autor in diesem Jahr 100 würde, erklärt Conte-Verlagsleiter Roland Buhles.

Auch "Die Hölle an der Ruhr" ist längst erkaltet. Gaston Leroux hat diesen Kriminalroman während des ersten Weltkriegs geschrieben - als Propagandawerk gegen die Deutschen, wie Buhles sagt. "Die Hölle an der Ruhr" sieht der Conte-Verlag als seinen Beitrag zur "Kulturhauptstadt Europas Ruhr 2010".

Leroux sei schließlich nicht irgendjemand. Sein "Detektivjournalist" Joseph Roulebatille sei "eine wichtige Figur der europäischen Kriminalliteratur, die es mit Maigret, Miss Marple und Sherlock Holmes aufnehmen kann".

Mit diesem Vergleich übertreibt der Conte-Verlag zwar gewaltig. Das schmälert den Verdienst, den Staub aus einem weniger bekannten Mantel der Krimigeschichte zu bürsten, allerdings nicht. Und gewagte Thesen können ja durchaus vergnüglich sein. Etwa die Lobeshymne von Tatjanas Kruses Spitzenkochkillerin auf das was französische Mägen jenseits aller kulinarischen Zauberei angeblich wirklich füllt: das Schinkensandwich.

Ingrid Schmitz (Hrsg.) "Muscheln, Mousse und Messer", 220 Seiten, 12,90 Euro; Gaston Leroux "Die Hölle an der Ruhr", 170 Seiten, 11,90 Euro; Jean Amila "Auf Godot wartet keiner", 200 Seiten, 10 Euro; alle als Paperback-Ausgaben bei Conte erschienen.

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