Frische Intonationsideen und tiefe Gefühle

Saarbrücken. Hörnerklang vom Feinsten im 3. Ensemblekonzert der Deutschen Radio Philharmonie (DRP) in der Musikhochschule Saar. Mal sehsuchtsvoll klagend (Volker David Kirchner: "Orfeo"), mal romantisch erfrischend (Beethoven: Sextett op. 81b)

Saarbrücken. Hörnerklang vom Feinsten im 3. Ensemblekonzert der Deutschen Radio Philharmonie (DRP) in der Musikhochschule Saar. Mal sehsuchtsvoll klagend (Volker David Kirchner: "Orfeo"), mal romantisch erfrischend (Beethoven: Sextett op. 81b). Die Hornistin Martina Reitmann zauberte in Kirchners Orpheus-Adaption (nach Rilke-Texten) spinnwebfeine Ausdrucksmodulationen hervor, um mit dem Bariton Guido Baehr die seelische Verzweiflung eines Liebenden bei der Suche nach seiner verlorenen Partnerin zu charakterisieren. Eine zarte, freitonal schwebende Musik mit reizvollen Echo-Wirkungen, deren sparsame Klavierbegleitung (Tatevik Mokatsian) das Gefühl der Ausweglosigkeit intensivierte.Beethovens Es-Dur-Sextett für Streichquartett und zwei Hörner (Wolfgang Böttger, Cong Gu) entführte dann in eine Zauberwelt, die das Naturverbundene der romantischen Sinnsuche trefflich vorausahnt. Was später bei Schumann oder Mendelssohn musikalische Realität wird, ist hier (1794) mit poetischer Kraft bereits skizziert. Saubere Jagdruf-Varianten, umrankt von munteren Terzabstand-Laufketten, wechselten ab mit schmiegsamen melodischen Schlenkern. Sehr unterhalsam das Schluss-Rondo, das lustig die Motive durcheinanderschüttelt und fantasievoll zu Neuem verarbeitet. Die DRP-Streicher zeigten sich von ihrer besten Seite und verinnerlichten ihren Part mit organisch anmutender Gefühlstiefe.

Zwei filigrane Trios bereicherten das Programm mit hellen Farbtupfern. Im mozartisch verspielten G-Dur-Trio Beethovens WoO (Werk ohne Opuszahl) 37 warfen sich Flöte (Ayla Caymaz), Fagott (Zeynep Köylüoglu) und Klavier lauffreudig die thematischen Bälle zu.

Angenehm die Fähigkeit der Interpreten zu frischen Intonations-Ideen (Variationen-Finale). In Isang Yuns Trio für Flöte, Oboe (Ulrike Broszinski) und Violine (Götz Hartmann) wurde durch den Gegensatz von statischen und emotionsgeladenen Phasen erregende innere Spannng erzeugt. Die Interpreten hielten mit strenger rhythmischer Prägnanz Isang Yuns mosaikartig ausgetüftelte Satzvorschriften durch und belebten die streng kalkulierte kompositorische Form witzig und technisch akkurat. pes

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