Neuer Bildband Friedrichsthaler Fotograf zeigt Gesichter der Armut

Friedrichsthal · Für den Fotografen Pasquale D’Angiolillo war es ein „Gänsehaut-Moment“, als er diese Szenen im Fernsehen sah: Die ehemalige Ministerpräsidentin des Saarlandes, Annegret Kramp-Karrenbauer, überreichte Papst Franziskus einen eigens für ihn angefertigten Bildband zur Ausstellung „Auf Augenhöhe – Gesichter der Armut“. Im Zeitraum von zwei Jahren lichtete D’Angiolillo in Zusammenarbeit mit der Saarländischen Armutskonferenz und der Arbeitskammer des Saarlandes Menschen ab, die von Armut betroffen sind. Er fotografierte die Beteiligten sowohl in Portraits als auch in ihren Lebenssituationen. Neben den Bildern stehen die verschiedenen Geschichten dieser Menschen. Das Ziel des Projektes bestand darin, „die Armut ins Bewusstsein der Leute zu bringen“, erklärte D’Angiolillo. Der Bildband zur Ausstellung bleibt jedoch keine Exklusivität für den Papst. Das Buch wurde nun veröffentlicht und am Donnerstagabend im Rechtsschutzsaal in Friedrichstahl vorgestellt.

In einer Gesprächsrunde kamen dabei die Beteiligten und Macher des Projektes zu Wort. „Ohne erhobenen Zeigefinger, einfühlsam und mit großer Wertschätzung“ sollten die Menschen fotografiert werden, sagte Thomas Otto, der Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer. Bewusst wurde hierbei auf vermeintliche Armutsklischees verzichtet, die Beteiligten sollten nicht „klein gemacht werden“, sagte D’Angiolillo. Alles lief auf Augenhöhe ab. Dass die Beteiligten einen solchen Umgang nicht immer erlebten, erzählte Beate Philippi aus ihrer Zeit als Obdachlose. „Als Obdachlose gab es keine Augenhöhe, man war Abschaum.“ Daher sah sie in dem Projekt einen Weg in die Öffentlichkeit, um zu zeigen: „Wir sind kein Abschaum.“ Die Aktion war ebenfalls politisch motiviert. Philippi wollte „die Politiker erreichen, sie sollten uns sehen“.

Wolfgang Edlinger, der Vorsitzende der Saarländischen Armutskonferenz, sagte, dass armen Menschen „immer wieder negative Botschaften unterstellt werden“. Permanent würde ihre Würde verletzt werden. Das Gefühl, keinen Wert zu haben, kennt Stephan Klein, der ebenfalls am Projekt teilnahm, nur zu gut. Im Alter von 18 Jahren erhielt er die Diagnose, unheilbar an Schizophrenie erkrankt zu sein. Dennoch konnte er sich wieder ins Leben zurückkämpfen. Das Bildprojekt bereicherte ihn sehr. Er erzählte, dass die ganze Projektgruppe über die Aufnahmen diskutierte. Neue Leute schlossen sich im Laufe der Zeit an. „Es ging darum, diesen Leuten Wert und Würde zu geben“, sagte Klein. Mit Erfolg. Während der zwei Jahre entwickelten die Beteiligten mehr Selbstbewusstsein, stellte Fotograf D’Angiolillo fest. Auch er nimmt viel aus den beiden Projektjahren mit: „Ich habe gelernt, wie schnell man in der Armut drin ist, es sollte sich keiner sicher fühlen, dass es einem nicht selbst passieren kann.“

Der Bildband „Auf Augenhöhe - Gesichter der Armut“ von Pasquale D’Angiolillo mit 32 Seiten kann unter ISBN 978-3-941095-48-9 für 24 Euro erworben werden.

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