Friedhofs-Satzung sorgt für mehr Gleichheit

Limbach. Die Verwendung der Materialien ist ein Kriterium für alte und neue Grabsteine. Die Grabsteine des alten Friedhofs in Limbach bestehen beispielsweise aus schwarzem Basalt und Sandstein, Naturmaterialien also. Auf den neuen Grabsteinen werden zusätzlich Materialien wie Granit und Marmor verwandt, aber auch Kunstgestein wie Terrazzo oder Beton

Limbach. Die Verwendung der Materialien ist ein Kriterium für alte und neue Grabsteine. Die Grabsteine des alten Friedhofs in Limbach bestehen beispielsweise aus schwarzem Basalt und Sandstein, Naturmaterialien also.Auf den neuen Grabsteinen werden zusätzlich Materialien wie Granit und Marmor verwandt, aber auch Kunstgestein wie Terrazzo oder Beton. Auch die Größe gibt Auskunft über die Zeit. Das auffällige Weber- und das Wagner-Grabmal sind beispielsweise bezüglich der Höhe relativ monumental.

Relativ bedeutet: im Vergleich zu denen des neuen Friedhofs, die alle eine gewisse Höhe und Breite nicht überschreiten. Auch die Gestaltung ist auffallend: Das Weber-Grabmal greift mit seien Säulen, Gesimsen, Rauten, Muschelmotiven und Reliefs auf klassische Stilmittel zurück.

Drei Säulen gliedern das Wagner-Grabmal: Die mittlere, erhöhte, bekrönt ein segnender Christus (eine Nachbildung des Dänen Bertel Thorwaldsen). Aus dem Sockel des Jakob-Korst-Grabmals, der einer Grotte nachgebildet ist, wächst ein Kreuz, an dessen einen Arm mittels eines Taus ein Anker befestigt ist, den anderen zieren Mohnkapseln und Mohnblätter.

Der Bildhauer, ein Carl Lehmann vom Bayrisch-Kohlhof, kannte sich in christlicher Symbolik aus: Das Kreuz erinnert an den Opfertod Jesu, der Anker steht für Hoffnung und Gewissheit auf Heil, das Tau symbolisiert die Liebe, mit Mohn verbindet man Schlaf und den Tod.

Das Christian-Korst-Grabmal ist stark verwittert, dennoch erkennt man auf einem Sockel stehend eine Säule, um die sich eine Girlande windet.

Die an der Mauer aufrecht stehenden Grabmäler sind im Gegensatz zu den vorgenannten, die aus Sandstein bestehen, alle aus schwarzem Basalt; in vier davon sind Jugendstilmotive eingraviert: geometrische und florale Ornamente, die der Natur abgeschaut sind: Gräser, Ranken, Blätter. Auch in der Gestaltung der Grabmäler zeigt sich der Wandel der Verhältnisse: Die Auftraggeber der Grabmäler auf dem alten Friedhof waren sich ihrer gesellschaftlichen Stellung bewusst, mit ihnen zu repräsentieren und zu renommieren.

Ganz anders die heutigen Auftraggeber: Durch die Satzung sind ihnen bei der Gestaltung enge Grenzen gesetzt, sie entspricht dem (demokratischen) Geist der Zeit, in der es verpönt ist, sich von der Allgemeinheit abzuheben. Geht man über alte und neue Friedhöfe, fällt sofort auf, dass die Grabstellen der alten Friedhöfe bezüglich Größe variieren, während die der neuen Friedhöfe gleiche Größe haben. Auch hier ist die Satzung der Grund für die Uniformität. Sie lässt keine Extrawünsche zu: Familiengräber sind als Tiefengräber (zwei übereinander) angelegt, entsprechend einheitlich schmal sind sie alle.

Auf unserem alten Friedhof sind zwar alle Grabstellen eingeebnet, eine Vorstellung aber, wie umfangreich in der Fläche ein Familiengrab sein konnte, vermittelte das schmiedeeiserne Gitter vor dem Weber-Grabmal, das bis vor kurzem als Begrenzung noch stand. Drei Generationen waren hier beerdigt, dementsprechend groß war die Fläche, die die Webers für ihre Familie beansprucht hatten. Während man früher nur Körperbestattung kannte, setzt sich heute zunehmend auch die Urnenbestattung durch, in den letzten Jahren sogar in Urnenwänden. Auf dem neuen Limbacher Friedhof steht eine solche Urnenwand, undenkbar auf dem alten. Verbrennung wäre ein Akt der Pietätlosigkeit gewesen, außerdem haben die Kirchen sie abgelehnt, kirchentreu war man sowohl auf katholischer als auch protestantischer Seite, wie die christlichen Symbole und die Bibelworte auf den Grabmälern zeigen.

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