Friedhof als Paradies für Diebe?

Völklingen. Am Montag nach dem Volkstrauertag platzte Claus Scheren der Kragen: Fünf Mal schon waren die Gräber seiner Angehörigen auf dem Friedhof Heidstock von Dieben heimgesucht worden. In der Nacht auf den 14. November 2011 schon wieder. Die Täter müssen sich enorm angestrengt haben, um drei 70 und 80 Zentimeter hohe und schwere Bronzefiguren aus ihren Verankerungen zu reißen

 Claus Scheren an einem der Gräber. Sein Foto zeigt eine der gestohlenen Figuren. Foto: Becker & Bredel

Claus Scheren an einem der Gräber. Sein Foto zeigt eine der gestohlenen Figuren. Foto: Becker & Bredel

Völklingen. Am Montag nach dem Volkstrauertag platzte Claus Scheren der Kragen: Fünf Mal schon waren die Gräber seiner Angehörigen auf dem Friedhof Heidstock von Dieben heimgesucht worden. In der Nacht auf den 14. November 2011 schon wieder. Die Täter müssen sich enorm angestrengt haben, um drei 70 und 80 Zentimeter hohe und schwere Bronzefiguren aus ihren Verankerungen zu reißen. Scheren beziffert den Schaden auf 7283 Euro und ist enttäuscht: "Jeder klagt, wenn diese Dinge geschehen, aber es passiert nichts!"Tatsächlich haben die Diebstähle an Gräbern der städtischen Friedhöfe in Völklingen stark zugenommen. Wie Kriminaldienstleiter Hermann-Josef Flesch mitteilt, hat die Polizei 17 Fälle im Jahr 2011 aufgenommen, im Vorjahr waren es fünf. "Die Täter reizt womöglich der gestiegene Kupferpreis", sagt Flesch. Manche Figuren landen auf dem Flohmarkt, und da hat die Polizei schon einen Dieb beim Verkaufen erwischt. "Aber sonst ist die Aufklärungsrate sehr gering", sagt Flesch, dessen Kollegen an Friedhöfen nach verdächtigen Fahrzeugen Ausschau halten.

Dass die Polizei im Nachhinein wenig ausrichten kann, akzeptiert Claus Scheren. Er schreibt der Stadt Briefe. Aber auf Entschädigung seitens der Kommune kann er nicht hoffen. Sie verweist auf die Friedhofssatzung, nach der sie nicht haftbar ist. Also möchte Scheren etwas generell verändern. Er engagiert sich dafür, dass das saarländische Bestattungsrecht geändert wird, so, dass die Kommunen zum Schadensersatz verpflichtet sind. "Denn erst dann werden sie auch präventiv was machen."

Scheren spricht an, dass das Tor des Heidstocker Friedhofs nachts nicht abgeschlossen wird. Außerdem kümmere sich der Wärter noch um einen zweiten, den in Luisenthal. Als Resultat sei einer der Friedhöfe nicht bewacht, so Scheren, "also auch tagsüber. Die Toten liegen quasi auf einer freien Wiese." Seine Forderungen: Die Stadtratspolitiker sollen sein Vorpreschen zur Änderung des Bestattungsrechts unterstützen. Auch eine kollektive Versicherung hält er für sinnvoll. Schutzbriefe für alle Grabangehörigen zusammen senke die Kosten enorm, die dann auf die Gebühren umgeschlagen werden könnten. Drittens plädiert er für die Einführung von festen Öffnungszeiten, so dass das Tor nachts abgeschlossen werde.

Die Stadtverwaltung hält das für weniger sinnvoll, wie sie der SZ in einer allgemeinen Antwort zu dem Thema Vorkehrungsmaßnahmen auf Friedhöfen mitteilt. Friedhöfe würden auch von Spaziergängern benutzt, seien Räume der Trauer und Ruhe. "Eine Abriegelung ist aus diesen Gründen traditionell nicht gewollt", heißt es. Außerdem würde dies die Kosten in die Höhe treiben und wäre zudem kein wirksamer Schutz: "Professionelle Diebe lassen sich davon nicht abhalten." Die Gebühren sind auch der Grund dafür, warum für die Stadt keine kollektive Versicherung in Frage kommt. Der hohe Verwaltungsaufwand und die "Zugänglichkeit der Friedhöfe" machten sie zu teuer, und dem würden die meisten Nutzer wohl nicht zustimmen: "Diese haben eher ein Interesse an niedrigen Gebühren." Schon jetzt klagten viele über deren Höhe. Derzeit kostet ein einfaches Reihengrab in der Hüttenstadt 463 Euro für die Nutzung pro Jahr. Keine Hilfe seitens der Stadt also für Claus Scheren. Der möchte aber nicht aufgeben: "Ich bleibe auf jeden Fall am Ball." "Jeder klagt, wenn diese Dinge geschehen, aber es passiert nichts."

Claus Scheren

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