Freundschaft über Krieg und Grenzen hinaus

Saarbrücken. "Wir fühlen uns nicht nur als das französischste aller Bundesländer, wir wollen diesem Anspruch auch gerecht werden", erklärte Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU). Sie sprach gestern über die Bedeutung des Élysée-Vertrages, über das Erbe, das Staatspräsident Charles de Gaulle und Bundeskanzler Konrad Adenauer am 22

 Kein Seemannsgarn: Nach ihrem Vortrag sprach Annegret Kramp-Karrenbauer (links) an Deck mit den Gästen. Foto: Heike Theobald

Kein Seemannsgarn: Nach ihrem Vortrag sprach Annegret Kramp-Karrenbauer (links) an Deck mit den Gästen. Foto: Heike Theobald

Saarbrücken. "Wir fühlen uns nicht nur als das französischste aller Bundesländer, wir wollen diesem Anspruch auch gerecht werden", erklärte Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU). Sie sprach gestern über die Bedeutung des Élysée-Vertrages, über das Erbe, das Staatspräsident Charles de Gaulle und Bundeskanzler Konrad Adenauer am 22. Januar 1963 hinterlassen haben. Die Adenauer-Stiftung lud im Zeichen des Frankreich-Jahres zum Jubiläum "50 Jahre Élysée-Vertrag" zur politischen Flussschifffahrt.Das Fahrgastschiff "Stadt Saarbrücken" war mit 250 Passagieren bis auf den letzten Platz ausgebucht. Unter den Gästen war auch der neue französische Generalkonsul Frédéric Joureau. Viele Gäste hatten die Nachkriegszeit als Kinder oder junge Erwachsene selbst miterlebt. Sich als das französischste aller Bundesländer zu fühlen war für Hannelore Kany (75), Ursula Missy (80) oder Gertrud Elzer-Genz (76) schon lange vor der Unterzeichnung des Élysée-Vertrages kein Thema. Es sei in ihrer Kindheit "normal" gewesen, Freundschaften jenseits der Grenze zu pflegen. "Schließlich hatten wir viele Verwandte in Frankreich", erklärte Kany.

Das freundschaftliche Miteinander habe weniger mit dem Élysée-Vertrag zu tun, glaubt Erna Zimmer aus Saarbrücken. "Es ist eine Charakter-Sache, wie man miteinander umgeht", erklärte sie. Die 81-Jährige ist Halbfranzösin, ihr Vater war Saarländer. "Wir hatten zu den Franzosen immer ein herzliches Verhältnis", sagte sie. Gerhard Geip sprach hingegen von einer "angespannten Situation gleich nach Kriegsende". Es habe aber keine Feindschaft geherrscht.

Ähnliche Aussagen fielen immer wieder. Einige glaubten, dass es an der Geschichte des Saarlandes lag, dass viele Freundschaften trotz des Krieges Bestand hatten. "Wo, wenn nicht im Saarland, sollte man besser ausprobieren können, was im Zusammenleben zwischen Deutschland und Frankreich funktioniert und was nicht funktioniert?", fragte Kramp-Karrenbauer. Sie würde gern die "Frankreich-Kompetenz im Saarland bündeln". Als Bevollmächtigte der Bundesrepublik für kulturelle Angelegenheiten im Rahmen des Vertrages über die deutsch-französische Zusammenarbeit bezeichnete sie die Selbstverständlichkeit, freundschaftlich miteinander umzugehen, als Herausforderung: "Wir sehen uns in der Verantwortung, die deutsch-französische Zusammenarbeit zu leben." Die Freundschaft bleibe nur lebendig, wenn sie von einer Mehrheit mitgetragen werde. hth

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50 Jahre Elysée-VertragInge und Robert Fiess haben in dem Jahr geheiratet, als Konrad Adenauer und Charles de Gaulle den Elysée-Vertrag unterschrieben. Seither haben die Deutsche und der Franzose viele Unterschiede überwunden - oder eben akzeptiert.
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