Veranstaltung der Arbeitskammer Saarland Professor fordert „ethischen“ Islam-Unterricht

Saarbrücken · Auch um die Integration zu verbessern, plädiert der Freiburger Professor Abdel-Hakim Ourghi für einen liberalen islamischen Religionsunterricht.

 Der Freiburger Professor für islamische Theologie und Religionspädagogik, Abdel-Hakim Ourghi

Der Freiburger Professor für islamische Theologie und Religionspädagogik, Abdel-Hakim Ourghi

Foto: Sebastian Dingler

Eine wichtige Stimme zum Thema Islam und Integration ist der Freiburger Professor für islamische Theologie und Religionspädagogik, Abdel-Hakim Ourghi. Er steht für einen säkularen und liberalen Islam, der im Gegensatz zum konservativen Islam die Gewaltaufrufe im Koran ablehnt und mit den westlichen Werten vereinbar ist. Auf Einladung der linken, aber islamkritischen Organisation Aktion 3. Welt Saar, des saarländischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands (SLLV) und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hielt Ourghi nun einen Vortrag in der Saarbrücker Arbeitskammer über seine Vorstellung eines islamischen Religionsunterrichts und über das häufig erzwungene Tragen des Kopftuchs.

Gertrud Selzer von der Aktion 3. Welt Saar sprach in ihrer Einführung als Abgrenzung zur AfD von den vielen Gemeinsamkeiten, die diese Partei und die Islamverbände hätten: Ein autoritäres Gesellschaftsbild, ein ausgrenzendes Weltbild, eine rigide Sexualmoral und ein „Verständnis von Frauen als fünftem Rad in der Gesellschaft“. Die Vorsitzende des SLLV, Lisa Brausch, schilderte ihre Probleme im Schulalltag. Für sie war fraglich, ob es sich mit dem Kindeswohl vereinbaren lässt, wenn Drittklässler schon den Ramadan durchführten. Auch kritisierte sie, dass manche muslimische Väter nicht mit weiblichen Lehrkräften sprechen wollten. Max Hewer von der GEW fragte sich, wie man damit umgehen solle, wenn ein Bruder seine Schwester kontrolliere oder wenn von Seiten der Muslime antisemitische Äußerungen fielen.

Ourghi machte für all diese Probleme den politischen Islam verantwortlich. Dieser werde von den etablierten Parteien und den christlichen Kirchen auch noch hofiert. In den Moscheen der muslimischen Zentralverbände werde ein konservativer Islam gepredigt. Gerade Schüler würden dort am Wochenende indoktriniert, ehe sie montags wieder in die westlich geprägten Schulen gingen. Ourghi zählte einige Symptome wie Antisemitismus oder Vermeidung des westlichen Lebensstils auf, an denen Lehrer eine Radikalisierung junger Muslime erkennen könnten. „Diese Kinder sind Opfer des politischen Islams“, meinte er. Gerade deshalb forderte der Professor einen liberalen islamischen Religionsunterricht. Schüler sollten dort die Möglichkeit haben, einen neuen Islam kennenzulernen, einen, der mit den Grundwerten zu vereinbaren sei. Ourghis Begriff dafür lautet „ethischer Islam“. Für diese Lehre sieht er auch im Koran genügend Material.

Der zweite Teil seines Vortrags befasste sich mit dem Zwang zum Kopftuch, dem sich seiner Meinung nach viele muslimische Mädchen ausgesetzt sehen. Da herrsche zum Teil ein unglaublicher moralischer Druck, würde Geld fürs Kopftuch-Tragen bezahlt, würden Mädchen von der eigenen Familie gemieden, so lange sie ihr Haar unbedeckt ließen. Als krasseste Maßnahme würde den jungen Frauen im Heimaturlaub der Pass weggenommen. Sie müssten dann dort bleiben, bis sie bereit seien, das Kopftuch anzuziehen. Dabei ist Ourghi der Ansicht, dass das Kopftuch-Gebot nur einer fehlerhaften Auslegung des Korans entspreche. Männliche Gelehrte des Islams hätten viele Aussagen Mohammeds nur erfunden, um Frauen herabzuwürdigen. Ein Kopftuch-Verbot empfindet Ourghi nicht für sinnvoll. Er setzt auf Aufklärung und Gespräche. „Die Sorge um die Religion muss ersetzt werden durch die Sorge um sich selbst“, so Ourghis Fazit.

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