"Frauenhäuser immer noch wichtig"

Regionalverband. Frauenhäuser seien ein "Hort des Männerhasses" zitierte die Zeitung "Die Welt" kürzlich den Soziologie-Professor Gerhard Amendt und ließ im Internet über die Frage abstimmen "Gehören Frauenhäuser abgeschafft?"

Regionalverband. Frauenhäuser seien ein "Hort des Männerhasses" zitierte die Zeitung "Die Welt" kürzlich den Soziologie-Professor Gerhard Amendt und ließ im Internet über die Frage abstimmen "Gehören Frauenhäuser abgeschafft?". "Unglaublich" findet das Petra Messinger, die Frauenbeauftragte der Landeshauptstadt Saarbrücken, die in einer Rundmail dazu aufrief, sich an der Umfrage zu beteiligen. "Frauenhäuser sind heute leider immer noch genauso wichtig wie zur Zeit ihrer Gründung", sagt Ines Reimann-Matheis. Als Abteilungsleiterin bei der Arbeiterwohlfahrt (Awo) ist sie für die drei saarländischen Frauenhäuser der Awo in Saarbrücken, Neunkirchen und Saarlouis zuständig. 30 Jahre ist es her, dass das Frauenhaus Saarbrücken, die größte der drei Einrichtungen, eröffnet wurde. "Seitdem fanden im Frauenhaus Saarbrücken rund 3100 Frauen und 4300 Kinder Zuflucht und Hilfe", berichtet Ines Reimann-Matheis. Von einer Entspannung der Situation könne also nicht die Rede sein - obwohl sich in den letzten drei Jahrzehnten viel getan habe. "Als das Frauenhaus Saarbrücken 1979 gegründet wurde, war Gewalt gegen Frauen noch ein Tabuthema. Da wurde ungläubig gefragt: Gibt es so etwas bei uns im Saarland überhaupt?" Seit 2004 gebe es mit dem Gewaltschutzgesetz eine juristische Grundlage, die ein härteres Vorgehen gegen Männer ermöglicht, die ihre Frauen misshandeln. Doch obwohl das Gesetz der Polizei die Möglichkeit gebe, gewalttätigen (Ehe-)Partnern einen Platzverweis auszusprechen und sie aus der gemeinsamen Wohnung zu entfernen, seien die Frauenhäuser voll belegt: "Die 31 Zimmer mit kleiner integrierter Küche, die im Frauenhaus Saarbrücken zur Verfügung stehen, sind zurzeit alle belegt", berichtet Reimann-Matheis. "Die Frauen, die zu uns kommen, haben oft sehr schwere körperliche Gewalt erfahren, aber auch sexuelle und psychische Gewalt. Es ist erschütternd, wie lange manche Frauen das ertragen." Manche seien über 60, ehe sie sich zu einer Trennung von ihrem Partner durchringen könnten. Die Gründe dafür seien "so vielfältig wie die Probleme, die in einer Beziehung entstehen können", sagt Ines Reimann-Matheis. "Da ist immer die Hoffnung, dass es wieder besser wird, zum Beispiel wenn der Mann wieder eine Arbeit findet oder aufhört, zu trinken." Doch diese Hoffnung erfüllt sich meist nicht, die Spirale der Gewalt dreht sich weiter. Frauen finden für sich und ihre Kinder im Frauenhaus Saarbrücken Schutz und Hilfe.

Auf einen BlickIn der Landesgeschäftsstelle der Arbeiterwohlfahrt, Hohenzollernstraße 43 in Saarbrücken, ist bis 7. Juli täglich die Ausstellung "Rosenstr. 76 - Häusliche Gewalt überwinden" zu sehen. Bei ihrer Eröffnung wurde die langjährige Leiterin des Frauenhauses, Traudl Clare, in den Ruhestand verabschiedet. rae

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