Frauenbibliothek ist in die Großherzog-Friedrich-Straße umgezogen

Saarbrücken · Einen „Gender-Kompetenz-Pool“ will die Frauenbibliothek im Internet aufbauen. Sie nennt sich am neuen Standort „Frauen-Gender-Bibliothek“. Der Name soll signalisieren, dass das Angebot sich durchaus auch an Männer richtet.

 Das Team in den neuen Räumen: (von links) Annette Keinhorst, Iulia Popescu, Margarithe Kees und Aline Maldener. Foto: Oliver Dietze

Das Team in den neuen Räumen: (von links) Annette Keinhorst, Iulia Popescu, Margarithe Kees und Aline Maldener. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Umzüge können sich manchmal ganz schön in die Länge ziehen. Bis man das neue Domizil endlich fertig eingerichtet hat, ist plötzlich mehr Zeit vergangen als geplant. Bei der Frauenbibliothek verhält es sich genau umgekehrt.

Anfang Juni ist sie in die Großherzog-Friedrich-Straße 111 umgezogen, in den gleichen Gebäudekomplex, in dem auch das Ordnungsamt residiert. Mitte Juni wollte sie wieder eröffnen. Doch dann konnte sie mit dem Ausleih-Betrieb sogar schon einige Tage früher beginnen.

"Der Umzug musste sein, weil die Landeshauptstadt das frühere Gebäude in der Bleichstraße aufgab", wirft Bibliotheksleiterin Annette Keinhorst einen Blick zurück. Die Stadt, die der von einem Verein getragenen Bibliothek seit 1993 mietfrei Räume überlässt, schlug als Ersatz zuerst die alte Stadtteilbibliothek in Dudweiler vor. Damit wäre sie aber für die meisten Nutzerinnen viel schlechter erreichbar gewesen. Hier, im Innenhof an der Großherzog-Friedrich-Straße fühlten sie sich nun viel besser aufgehoben, sagt Keinhorst. "Die Räume sind schön hell, barrierefrei und relativ zentral gelegen, wir haben die Saarbahn vor der Tür, das Wohnviertel Mainzer Straße und Staden nebenan. Viele haben uns schon rückgemeldet, das sei ja gleich bei ihnen um die Ecke." Nur einen Nachteil gebe es: Die Räume seien nur halb so groß wie die alten. 120 der 440 Bücherkisten, mit denen Bibliotheksfrauen umgezogen sind, stehen daher jetzt notgedrungen in einem Lager. Und für Veranstaltungen mit mehr als 50 Besuchern müsse man sich künftig andere Säle suchen, befürchtet Keinhorst.

Während die Frauenbibliothek räumlich zusammenrücken muss, will sie im Gegenzug ihre Informations-Angebote im Internet deutlich erweitern und so einen "Gender-Kompetenz-Pool" aufbauen. Auch nennt sie sich jetzt offiziell "Frauen-Gender-Bibliothek". Der Zusatz Gender, also so viel wie Geschlechter, sei nötig, "weil der alte Name in der heutigen Zeit zu Missverständnissen führt", sagt Keinhorst.

"Wir waren es leid, dauernd erklären zu müssen, dass wir keine Bibliothek nur für Frauen und Frauenliteratur sind". Vielmehr halte man hier Fachliteratur zur Geschlechter-Forschung und zur regionalen Frauen- und Geschlechter-Geschichte im Saarland vor. Diese Forschung mache sich auch Gedanken zu Männlichkeit, Aspekten wie Krieg, Aggression und Bildung. "Und zu unseren Nutzern gehören selbstverständlich auch Männer", ergänzt Margarete Kees, eine Mitarbeiterin der ersten Stunde. Ihr Arbeitsschwerpunkt ist der Ausbau einer Biografien-Datenbank, die das Wirken von bedeutenden Frauen im Saarland erfasst und demnächst online gehen soll.

Aline Maldener hat als wissenschaftliche Mitarbeiterin seit Anfang 2013 die Aufgabe, Bildungsmodule zu historischer Frauenforschung für Schulen und Uni-Seminare zu konzipieren. Und Iulia Popescu koordiniert das Mentoring-Netzwerk für Migrantinnen (MiNet). Der Verleih von Büchern ist also nur einer von vielen Arbeitsbereichen der Frauen-Gender-Bibliothek.

Großherzog-Friedrich-Str. 111, Innenhof, Tel. (06 81) 9 38 80 23. Dienstags 10-17 Uhr, mittwochs 10-13 Uhr, donnerstags 14-18 Uhr, freitags 10-13 Uhr.

frauenbibliothek-ev.de

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