Frau lag jahrelang tot in Wohnung

Neunkirchen. An der Wohnungstür klebt ein Versiegelungstreifen, am Boden liegt ein rotes Tuch als Geruchsschutz. Die junge Nachbarin hat es dorthin gelegt. "Merken sie, es riecht noch immer, es ist so unangenehm", sagt sie. Ungläubig steht die junge Frau am Freitag im siebten Stockwerk des Neunkircher Mehrfamilienhauses, in dem sie mit ihrer Familie wohnt

Neunkirchen. An der Wohnungstür klebt ein Versiegelungstreifen, am Boden liegt ein rotes Tuch als Geruchsschutz. Die junge Nachbarin hat es dorthin gelegt. "Merken sie, es riecht noch immer, es ist so unangenehm", sagt sie. Ungläubig steht die junge Frau am Freitag im siebten Stockwerk des Neunkircher Mehrfamilienhauses, in dem sie mit ihrer Familie wohnt. Sie kann das nicht glauben, was sich in ihrer Nachbarwohnung abgespielt haben soll. Dabei war sie es, die vergangene Woche den Hausmeister wegen des scharfen Geruchs im Flur gerufen hatte. Der alarmierte die Polizei. Und die teilte gestern mit, was die Beamten am vergangenen Freitag erwartete, als sie die Wohnungstüre öffneten: Im Wohnzimmer der völlig zugemüllten Wohnung fanden sie den offenbar seit Wochen toten Bewohner. Beim Versuch, die Mutter des 61-Jährigen ausfindig zu machen, die ebenfalls unter dieser Adresse gemeldet war, ergaben sich plötzlich Ungereimheiten. Nachbarn berichteten, die Frau befinde sich in einem Altenheim und sei im Haus seit Jahren nicht mehr gesehen worden. Die Polizei nahm daraufhin Kontakt zu einem weiteren Sohn der Frau auf, einem 65-Jährigen aus dem Saarpfalz-Kreis. Der behauptete, seit Jahren keinen Kontakt mehr mit der Mutter gehabt zu haben. Aber er wisse, dass diese sich in der Wohnung des Bruders aufhalte.

Bei einer erneuten Durchsuchug der Wohnung fanden die Beamten schließlich die Überreste einer toten Frau in der Badewanne, eingewickelt in Müllsäcke und Folien. Laut Obduktion war sie bereits seit Jahren tot. Die Polizei geht davon aus, dass es sich um die Mutter handelt, die heute fast 99 Jahre alt wäre. Bei beiden Leichen gebe es keine Anzeichen auf Gewalteinwirkung. Nun wird gegen den 65-Jährigen wegen des Verdachts des Betrugs ermittelt. Er hat vermutlich jahrelang die Rente der toten Mutter kassiert. Ob der 61-Jährige daran beteiligt war, ist offen.

Sie habe nichts bemerkt, so die junge Nachbarin. Den 61-Jährigen habe sie in den sieben Jahren, in denen sie neben ihm wohne, nur einmal gesehen. Ihr sei zwar aufgefallen, dass der Balkon seit Jahren unverändert aussehe, aber sie habe vermutet, dass dies die Zweitwohnung des Mannes sei. Außer der jungen Frau will im Haus niemand etwas zu dem Geschehen sagen. Andere Nachbarn winken ab, schließen die Tür.

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