Fridays for future in Saarbrücken Saargemünder Schüler bei Klima-Demo

Saarbrücken · Der Aufruf, bei der EU-Wahl für die Klimaschützer zu stimmen, stand im Mittelpunkt der Saarbrücker Fridays-for-Future-Demo.

 Beim „Die-In“ auf der Dudweiler Straße hockten die meisten „Fridays-for-Future“-Demonstranten auf dem Asphalt. Nur wenige lagen und spielten die Opfer der drohenden Klimakatastrophe.

Beim „Die-In“ auf der Dudweiler Straße hockten die meisten „Fridays-for-Future“-Demonstranten auf dem Asphalt. Nur wenige lagen und spielten die Opfer der drohenden Klimakatastrophe.

Foto: BeckerBredel

Die „Fridays-for-Future“-Demonstration in Saarbrücken hat am Freitag Unterstützung aus dem nahegelegenen Sarreguemines erhalten. Etwa 50 lothringische Schülerinnen und Schüler mit selbst gemalten Plakaten, auf denen sie ihren Protest gegen die menschengemachte Erderwärmung bekundeten, liefen mit in dem langen Lindwurm der Schüler-, Studenten-, Eltern-, Lehrer- und Wissenschaftler-Demonstration, der sich mittags vor dem Saarbrücker Schloss formierte. Frenetisch von den saarländischen Demonstranten (nach Veranstalterangaben 2000; nach Polizeiangaben 1000) beklascht, bedankte sich ein Sprecher der Saargemünder Abordnung bei den saarländischen Fridays-for-Future-Protestlern „für euren Kampf“.

Dabei zeigte die Teilnehmerzahl in Saarbrücken, dass manche der Demonstranten der etwa ein Dutzend vorhergehenden Klimaschutz-Demos im Saarland am Freitag nicht dabei waren. Ob es an dem späteren Start ab 12 Uhr lag, darüber wurde spekuliert. Denn von einem echten „Streik“ für das Klima, wie es die Schwedin Greta Thunberg seit vergangenem Herbst vorexerziert, konnte bei diesem Startzeitpunkt keine Rede mehr sein, da an vielen Schulen der Unterricht bereits beendet war.

Während die französischen Schüler sich mühten, die per Megafon vorgesagten Protestsprüche „Wir sind stark, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!“ lautmalerisch nachzusprechen, dachten bereits einige der saarländischen Schülerinnen und Schüler an neue Protestformen. Marie Burgardt, eine der Fridays-for-Future-Anführerinnen von der Maria-Montessori-Gemeinschaftsschule Friedrichsthal, rief beim Demo-Start zur passiven Widerstandsform, dem „Die-In“ auf. Das weckte bei einigen der älteren Teilnehmer (Schilder „Omas gegen rechts!“) Erinnerungen an die Blockaden vor den US-Atomraketenstützpunkten wie Mutlangen in den 1980er  Jahren.

Zudem waren bei den Rednerinnen und Rednern kapitalismuskritische Töne zu hören. „Wir fordern radikale Veränderungen, aber man findet uns nur toll. Und Taten folgen nicht“, sagte die junge FFF-Rednerin Caro. Die Politiker übernähmen keine Verantwortung für diesen Planeten, sondern nur für wirtschaftliche Interessen. „Damit nehmen sie in Kauf, dass tausende Menschen ihre Heimat verlieren und riskieren eine sichere Nahrungszufuhr“, so die Rednerin. Millionen Arten würden wegen der Regierungspolitik aussterben. Das Leben auf der Erde würde um einiges grauer, eintöniger und härter.

Auf der Dudweiler Straße gab es dann während der Demo, die bei hervorragenden äußeren Bedingungen (Sonnenschein und 22 Grad) stattfand, zwei „Die-Ins“, wobei sich ein Großteil der Demonstranten platt auf den Asphalt legte. Und damit den nahenden Tod von zig tausenden von Menschen in naher Zukunft  darstellten, wenn die Erhöhung der Temperaturen nicht gestoppt wird.

Während sich die Saarbrücker „Fridays-for-Future“-Demonstranten sicher sein konnten, dass weltweit in mehreren hundert Städten Hunderttausende fast zeitgleich mit ihnen für die Klimarettung auf den Straßen unterwegs waren, machten sich viele der hiesigen Teilnehmer bereits Gedanken über die nächsten Ziele. „Wir fordern einen Klimaschutzplan für Saarbrücken!“ oder „Öffentliche Gebäude ohne Photovoltaik? Tut endlich was!“ lauteten die klaren Botschaften an CDU/SPD-Landesregierung und die noch Rot-Rot-Grüne Saarbrücker Stadtregierung.

Ob die „Fridays-for-Future“-Demonstranten, wenn ihre Forderungen bei den etablierten Parteien unerhört bleiben, bis zur nächsten Bundestagswahl 2021 eine eigene Partei gründen sollen, darüber gingen die Meinungen der Protestler auseinander. „Ich weiß nicht, ob man so weit gehen muss“, sagte Christopher Pitzius, 18, von der Gemeinschaftsschule Dudweiler, der SZ. „Eine FFF-Parteigründung wäre gut. Weil es viele in unserem Alter geben würde, die dafür stimmen würden“, sagte Marius Togan, 17, vom St. Ingberter Leibniz-Gymnasium der SZ.  „Eine FFF-Partei wäre auf jeden Fall einen Versuch wert, die würde ich auch wählen“, betonte Valerie Holleck-Weithmann, 20, Wirtschafts-Psychologie-Studentin. Gegen eine mögliche Blockade der vier saarländischen Kohlekraftwerke in Bexbach, Quierschied-Weiher, Saarbrücken-Römerbrücke und Völklingen-Fenne sprach sich Tobias Nissler, 17, von der Gemeinschaftsschule Sulzbach aus. „Die Politik muss sich erst ändern. Das geht ohne Blockaden, denke ich“, sagte Nissler unserer Zeitung.

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