"Frankreich lässt Retter nicht rein"

Luxemburg. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Rettungswesen der Großregion Saar-Lor-Lux ist weiterhin ein schwieriges Thema. Das wurde gestern bei einer Veranstaltung der luxemburgischen Luftrettungsgesellschaft LAR (Luxemburg Air Rescue) auf dem Flughafen Findel deutlich

Luxemburg. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Rettungswesen der Großregion Saar-Lor-Lux ist weiterhin ein schwieriges Thema. Das wurde bei einer Veranstaltung der luxemburgischen Luftrettungsgesellschaft LAR (Luxemburg Air Rescue) auf dem Flughafen Findel deutlich.Dort hatten sich Rettungs-Experten aus Deutschland, Luxemburg und Frankreich getroffen, um auf Einladung der interregionalen Journalistenorganisation IPI ihre Sicht der Dinge darzulegen. Und dies bedeutet für den LAR-Verantwortlichen René Closter folgendes: Die Zusammenarbeit beim Luftrettungswesen klappt mit Rheinland-Pfalz und dem Saarland hervorragend, mit Belgien so halbwegs. Darauf wurde nachgefragt: Und mit Frankreich? Antwort Closter: "Das ist ein delikates Thema."

Zwei Hubschrauber warteten

Dabei erinnerte er an das Zugunglück von Zoufftgen, bei dem am 11. Oktober 2006 an der Grenze zu Frankreich sechs Menschen ums Leben kamen. "Damals standen wir", so Closter, "mit zwei Rettungshubschraubern an der Grenze bereit, aber die Franzosen ließen uns nicht rein."Hier gehe es nicht ums Reinlassen, sondern um die Einschätzung, wie man vor Ort noch helfen könne, antwortete dazu Michel Aussedat, der als Vertreter des Rettungsverbandes Metz-Thionville eingeladen war. Französische Notärzte seien schnell am Unglücksort gewesen und hätten die Lage sehr schnell überblickt. Danach habe für den Einsatz von Rettungshubschraubern kein Bedarf bestanden. Aussedat: "Bereits nach zehn Minuten war für uns die Einschätzung der Lage klar, und diese musste nicht mehr revidiert werden."

Außerdem sei die Rettungsphilosophie in Frankreich offenbar anders als in Luxemburg oder dem Saarland. Denn in ganz Frankreich - also auch in Lothringen - gelte das Prinzip, dass spätestens 20 Minuten nach dem Unfall ein Notarzt mit Rettungswagen und voller Ausrüstung bei den Verletzten sein müsse. Dieser habe die Erstversorgung und Stabilisierung des Patienten sicherzustellen und dann zu entscheiden, ob der Rettungshubschrauber (in Lothringen ist dieser in Nancy stationiert) zum Abtransport angefordert werden müsse, so Aussedat.

Sprachhürden an der Grenze

Im Übrigen funktioniere das grenzüberschreitende Rettungswesen mit dem Saarland aus seiner Sicht sehr gut. So sei etwa für einen Menschen aus Saargemünd mit einem akuten Herzinfarkt der Saarbrücker Winterberg das nächste Krankenhaus, das für seine Versorgung in Frage komme. Und dies werde auch genutzt, ohne dass man dazu viel Worte verliere. Ein weiteres großes Hindernis sei aber die Sprachbarriere, die zu Missverständnissen führe.

Meinung

Probleme mit der Verständigung

Von SZ-RedakteurGerhard Franz

Eine wichtige Botschaft hatte das Treffen der Rettungsexperten gestern in Luxemburg: Man sollte die Rettungssystematik des Partners verstehen, bevor man mit ihm hadert. Auf dem Flughafen Findel wurde deutlich, dass das dünner besiedelte Flächenland Frankreich ein völlig anderes Verhältnis zum Einsatz von Helikoptern hat als etwa Luxemburg oder das Saarland. Hinzu kommt das Problem mit der Sprache. Es geht Zeit verloren, wenn ein Deutscher ohne Französisch-Kenntnisse in Frankreich einem Franzosen einen Unfall erklären will. Deshalb die Empfehlung: Ein Deutscher sollte auch in Frankreich deutsche Hilfe alarmieren.

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