Fotografie als KunstformDie Jury war sich schnell einig

Merzig. Vergangenen Sonntag wurde in der Stadthalle Merzig die Ausstellung mit den Ergebnissen des Opus-Fotografiepreises eröffnet. Kurt Bohr, der Herausgeber des Magazins, betonte, dass die Ausschreibung des Preises durchaus ein Wagnis war: "Wenn man so etwas ausschreibt, weiß man nie, was auf einen zukommt. Wir sind aber, bekräftigt durch das Ergebnis, froh, dass wir es gewagt haben

Merzig. Vergangenen Sonntag wurde in der Stadthalle Merzig die Ausstellung mit den Ergebnissen des Opus-Fotografiepreises eröffnet. Kurt Bohr, der Herausgeber des Magazins, betonte, dass die Ausschreibung des Preises durchaus ein Wagnis war: "Wenn man so etwas ausschreibt, weiß man nie, was auf einen zukommt. Wir sind aber, bekräftigt durch das Ergebnis, froh, dass wir es gewagt haben." Oberbürgermeister Alfons Lauer gratulierte den Machern des Kulturmagazins Opus zu dem Mut, das Thema Fotografie als Kunstform in den Fokus zu rücken: "Ich glaube, die Fotografie hat es schwer, als Kunstform ihren Stellenwert zu bekommen." Die Ausstellung ermögliche es, der Öffentlichkeit zu erklären, dass Fotografie eine Kunstform ist. Die Künstler erhielten dadurch eine angemessene Plattform.Professor Rolf Sachsse von der Hochschule der Bildenden Künste (HBK) in Saarbrücken leitete die Jury und beriet das Magazin im gesamten Prozess. Er gab zu bedenken, dass Kunstpreise eng zum sozialen Umfeld der Kunst gehören. Sie gewährleisten, dass man als Künstler in die Öffentlichkeit kommt und anerkannt wird: "Ein Kunstpreis existiert nur dadurch, dass er Anlass zur Veröffentlichung gibt. Veröffentlichungen setzten Gespräche in Gang." Man habe sich auch dafür entschieden, die Teilnahme offen zu lassen. Dies hat zur Folge, dass Arbeiten von ausgewiesenen und bekannten Künstlern und Professoren dabei sind, aber ebenso Arbeiten von Studenten in jüngeren Semestern.

Eine Jury entschied im vergangenen Jahr über die weit über 100 eingesendeten Arbeiten. In der Jury saßen unter anderem Opus-Chefredakteur Klaas Huizing, Vertreter des Sponsors Energis, ein Künstler aus dem Bereich der Fotografie und von der HBK Professor Matthias Winzen. Die Leitung der Jury lag bei Professor Rolf Sachsse, einem ausgewiesenen Fachmann auf seinem Gebiet.

"Wir haben wirklich drei volle Tage juriert. Es ist kein leichter Prozess, es gehört immer auch Bauchgefühl dazu", erklärt Sachsse. Er habe schon in mehreren hundert Jurys gesessen, doch nur an Fakten oder Kriterien lasse sich die Entscheidung nicht festmachen. "Bei diesem Fotografiepreis kam es zunächst drauf an, formal die Aufgabenstellung zu erfüllen", erzählt Professor Rolf Sachsse. Gefordert war eine klare Position, diese durfte aber bis zu fünf Fotografien beinhalten. Das heißt, ein Thema, eine Position konnte als Einzelbild, oder in einer Reihe von bis zu fünf Fotos dargestellt werden. Die Technik und die Position waren von den Teilnehmern wählbar.

Entstanden sind so vielfältige Arbeiten, die tatsächlich vom Einzelbild bis hin zu einer Fünferserie reichen. Vertreten sind unterschiedliche Techniken. Dabei spielen die Möglichkeiten der digitalen Fotografie eine große Rolle. "Im Rahmen eines Kunstpreises haben wir schon einen hohen Anspruch an die Arbeiten gestellt", betont Professor Rolf Sachsse. Für die Besucher hat er einen Tipp: "Stellen Sie sich davor und reden Sie darüber. Dann macht es richtig Spaß."

Die Ausstellung läuft bis 5. Februar, Montag bis Freitag von neun bis 16 Uhr.

Merzig/Saarbrücken. Trotz der großen Unterschiede in den eingereichten Fotografien fiel die Wahl der Jury klar auf drei Arbeiten. Der Jury-Vorsitzende Professor Rolf Sachsse von der HBK Saarbrücken erklärt, was den Dreien trotz der Unterschiede gemein ist: "Die Arbeiten, die auf den ersten drei Plätzen sind, sind rund, in sich geschlossen. Es ist eine deutliche Position des jeweiligen Künstlers zu erkennen."

Den ersten Preis erhielt Tobias Heuer mit einer Reihe von fünf Fotografien unter dem Titel "wrapped cars". Die Fotografien zeigen in Planen gehüllte, verhüllte Autos. Die Motive sind nicht inszeniert, sondern so vorgefunden. Die Fotografien sind menschenleer. Scheinbar banal zeigen die Fotografien jedoch tiefere Verständnisebenen, wie Sachsse erklärt: "In diesen Fotografien sahen wir die ausgefeilteste Farbregie. Denn alle Autohüllen haben genau die gleiche Farbe. Nur die Welt darum verändert sich. Es ist außergewöhnlich und brillant."

Ganz anders sind die Arbeiten von Claudia Hettwer mit dem Titel "Was nicht passt, wird passend gemacht". Professor Rolf Sachsse sieht darin eine Groteske im klassischen Sinn. Denn Hettwer blickt auf sehr ironische Weise auf den heute üblichen übertriebenen Körperkult mancher Menschen. Sie sagt selbst zu ihren Arbeiten: "In meinen Bildern geht es um die Vermarktung der Körperteile. In der heutigen Zeit ist so gut wie alles möglich. Die Frage, ob die Hose zum Po passt, stellt sich weniger. Vielmehr, ob der Po zur Hose passt. Die Lippe zur neuen Sonnenbrille oder die Größe der Brüste zum neuesten Top." Der dritte Preis ging an das Triptychon von Marko Lipus mit dem Namen "Wasser und Brot". Damit greift er die verheerende Situation von vielen Menschen, gerade in den Dritte-Welt-Ländern auf, die täglich vom Hungertod bedroht sind. In der Darstellung ist der Ausgangspunkt der dreiteiligen Arbeit von Lipus das Fresco "Die Schöpfung" von Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle. Er überträgt das Bild auf sein Thema, seine Technik. Lipus: "In der Kratzung reicht eine rechte und eine linke Hand Brot und Wasser, was etwas sehr Profanes ist, jedoch lebensnotwendig und Grundsätzliches ermöglicht. Eine Hand als Ausdruck der Macht, des Gerichts oder auch der Hilfe." syr

kulturmagazin.de/

fotopreis2011

"Wenn man so etwas ausschreibt, weiß man nie, was auf einen zukommt."

Kurt Bohr, Herausgeber

"Die Frage, ob die Hose zum Po passt, stellt sich weniger."

 Verhüllte Autos stehen im Mittelpunkt der Bildserie des Erstplatzierten Tobias Heuer. Foto: Sylvie Rauch

Verhüllte Autos stehen im Mittelpunkt der Bildserie des Erstplatzierten Tobias Heuer. Foto: Sylvie Rauch

 Claudia Hettwer blickt ironisch auf den übertriebenen Körperkult der heutigen Zeit. Foto: Sylvie Rauch

Claudia Hettwer blickt ironisch auf den übertriebenen Körperkult der heutigen Zeit. Foto: Sylvie Rauch

Claudia Hettwer, Künstlerin

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