Wegen fehlender Halbleiter Kurzarbeit bei Ford in Saarlouis geht weiter
Saarlouis · Ford in Saarlouis hat immer noch nicht genug Halbleiter für die Produktion des Focus Verfügung. Deshalb geht die Kurzarbeit weiter.
Die schlechten Nachrichten für Ford in Saarlouis reißen nicht ab. Jetzt muss auch die Kurzarbeit weiter verlängert werden. Wie der Betriebsrat am Dienstag in einer Mitteilung an die rund 5000 Beschäftigten im Werk bekannt gibt, stehen auch in der kommenden Woche nicht genug Halbleiter zum Einbau in die Module des Ford Focus zur Verfügung. Deshalb ist auch eine Aufnahme der Produktion nicht möglich, wie der Betriebsrat schreibt. Deshalb haben Geschäftsführung und Betriebsrat sich darauf verständigt, die Kurzarbeit für den Zeitraum bis Freitag, 12. November fortzusetzen. Hierzu gebe es im Augenblick keine Alternative.
Zugleich stellt der Betriebsrat jedoch in Aussicht, dass sich die Situation noch im Verlauf des November bessern könnte. Demnach soll sich aus heutiger Sicht die Verfügbarkeit von Teilen erhöhen. Damit werde voraussichtlich Ende November/Anfang Dezember gerechnet. Das könnte zur Folge haben, dass dann in einem ersten Schritt an drei Tagen in der Woche produziert werden könnte. Dem Betriebsrat kommt es dabei in erster Linie darauf an, dass die Produktion des Focus Facelift/MCA gesichert werden kann. Hier sehen die derzeitigen Planungen vor, dass dieses Projekt zumindest am 29. und 30. November sichergestellt werden könnte. Vorgesehen ist demnach die Produktion mit einer etwas reduzierten Tagesrate von 900 Einheiten.
Der Betriebsrat stimmt die Beschäftigten allerdings jetzt schon vorsichtig auch auf eine weitere Kurzarbeit über den bisher vereinbarten Zeitraum hinaus ein. Denn es sei unwahrscheinlich, dass die umfangreichen Probleme mit der g von Halbleitern schon kurzfristig behoben werden können. Sowohl die Geschäftsleitung als auch der Betriebsrat seien derzeit täglich in Meetings in einer engen Abstimmung. Deshalb könne man zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch noch nicht verlässlich sagen, ob die derzeitigen Planungen auch Bestand haben. Diese seien noch nicht endgültig abgestimmt.
Die Probleme mit der Versorgung von Halbleitern treffen seit Monaten massiv die gesamte europäische Autoindustrie. Zumal die meisten Halbleiter gegenwärtig in Werken in Asien produziert werden, was zugleich zu einer großen Abhängigkeit geführt hat. Es würde zudem aus heutiger Sicht mehrere Jahre dauern, bis solche Werke in Europa und Deutschland erreichtet werden könnten.
Bei Ford sind alle Standorte von diesem Problem betroffen. Besonders heftig hat es dabei die Deutschland-Zentrale in Köln erwischt. Der dort vom Band laufende Fiesta kann seit Monaten nicht mehr produziert werden. In seinem Kölner Werk hat Ford wegen der Halbleiter-Lieferengpässe den Produktionsstopp für das Modell Fiesta jetzt sogar noch einmal bis zum 19. November verlängert. Erneut soll die Fertigung dann am 24. und 25. November ruhen, wie am Dienstag zu erfahren war.
Die ständigen Produktionsausfälle beziehungsweise Phasen der Kurzarbeit führen inzwischen auch dazu, dass es zu immer mehr Versorgungsschwierigkeiten auch bei den Autohändlern kommt. Kunden müssen immer längere Wartezeiten auf neue Fahrzeuge in Kauf nehmen. Zugleich schrumpft an vielen Standorten inzwischen auch der bestehende Fuhrpark an Fahrzeugen.
Unterdessen versucht man im Ford-Werk in Saarlouis auch, die Kommunikation über die aktuellen Ereignisse zu verbessern. Seit Monaten können als Folge von Corona auch keine Betriebsversammlungen mehr stattfinden. Der Betriebsrat hält diese Form der Information jedoch gerade jetzt für wichtiger als jemals zuvor. Denn auch die Ereignisse rund um den Kampf des langfristigen Erhalts des Werks in Saarlouis spitzten sich immer weiter zu. Deshalb versuche man derzeit eine digitale Betriebsversammlung für den 25. November vorzubereiten. Nähere Details hierzu stünden allerdings noch nicht fest. Das Infektionsgeschehen und die jeweilige Gesetzgebung hätten bis heute keine entsprechende Versammlung zugelassen. Bei den Planungen müssten zugleich Bundes- und Landesgesetzgebungen berücksichtigt werden, aber auch globale Hygienerichtlinien.