Der Konflikt bei der Saar-Linken um Platz 1 der Landesliste zwischen den Bundestagsabgeordneten Yvonne Ploetz (28) und Thomas Lutze (43) nimmt immer mehr Züge eines klassischen Flügelkonflikts an. Dabei geht es nach SZ-Recherchen um die künftige Zusammensetzung der Bundestagsfraktion der Linken.

Nachdem die der Parteilinken zugerechnete Vizechefin der Bundestagsfraktion, Sahra Wagenknecht, auf der Homepage der Landespartei für die Wahl von Ploetz geworben hatte, hagelte es Kritik von Bundesgeschäftsführer Matthias Höhn. Höhn, der neben dem Lafontaine-Widersacher Dietmar Bartsch als wichtigster Vertreter des parteiintern rechts angesiedelten "Forums Demokratischer Sozialismus" gilt, kritisierte in einem der SZ vorliegenden Schreiben an Landeschef Rolf Linsler, die "Parteinahme" für Ploetz habe "mehr als das berühmte Geschmäckle". Daraufhin wurde Wagenknechts Erklärung von der Linken-Homepage entfernt.

Es gilt als ausgemacht, dass nur Platz 1 der Landesliste im Saarland für ein Bundestagsmandat ausreicht. Würde Lutze bei der Wiederholungswahl auf dem Parteitag am Sonntag auf Platz 1 landen, dürften sich die Chancen von Wagenknecht verringern, in der nächsten Wahlperiode zur Vorsitzenden der Linksfraktion im Bundestag gewählt zu werden.

Bei einer ersten Mitgliederversammlung am 5. Mai war Ploetz nur mit knappem Vorsprung vor Lutze auf Platz 1 der Landesliste gewählt worden. Bei einer notariell beglaubigten Nachzählung der Ergebnisse landete Lutze indes sieben Stimmen vor Ploetz. Die Landesschiedskommission setzte die Wahl daraufhin neu an.

Lutze will wieder antreten. Ploetz hält sich dagegen noch bedeckt. Sie verwahrt sich gegen die Darstellung von Höhn, dass es beim ersten Wahlgang ausschließlich zu ihren Gunsten Unstimmigkeiten gegeben habe.